Als Organist, Komponist und Hochschulprofessor ist der Kirchenmusiker Johannes Michel bekannt. Jetzt hat der stellvertretende Kirchenmusikdirektor der Evangelischen Landeskirche in Baden mit "Tod im Fernwerk" einen Kriminalroman im Münchner Strube-Verlag veröffentlicht.

Idee schon vor 20 Jahren gehabt

Die Idee, einen Krimi rund um Orgelmusik, Organisten und die Verbrechen im Nationalsozialismus zu schreiben, habe er schon vor 20 Jahren gehabt, sagte Michel im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Inspiriert dazu habe ihn sein Arbeitsplatz in der Mannheimer Christuskirche mit einer Steinmeyer-Orgel aus dem Jahr 1911.

Mit 96 Registern auf vier Manualen und Pedal und mit 7.869 klingenden Pfeifen sei sie die größte Denkmalorgel Baden-Württembergs, erklärte der Musiker. Zudem habe sie als eine der wenigen großen Konzertorgeln der Spätromantik beide Weltkriege fast unversehrt überstanden. Welchen Schatz die Christuskirche damit besitze, sei außerhalb von Musikerkreisen allerdings bislang nur wenig bekannt.

Nicht nur Aufsätze über Orgel, sondern spannende Kriminalgeschichte

Deshalb habe er sich dazu entschieden, nicht nur mit Aufsätzen in Fachzeitschriften über die Besonderheiten der Orgel aufzuklären, sondern mit einer spannenden Kriminalgeschichte, sagte Michel. Eine entscheidende Rolle spiele dabei das Fernwerk der Orgel, das sich unsichtbar auf dem Dachboden befindet und dessen Klang geheimnisvoll in den Kirchenraum geleitet wird.

Damit ließen sich sehr leise, mystische Klänge von impressionistischem Reiz erzeugen. "Dies ist ein starker Kontrast zu dem monumentalen Gesamtklang der Orgel", erklärte Michel, der an der Hochschule für Kirchenmusik in Heidelberg sowie der staatlichen Hochschule für Musik in Mannheim lehrt.

Ort des Geschehens sollen Leser*innen erraten

Dass eine Orgel ein Fernwerk besitzt wie in Mannheim, sei sehr selten. So etwas gebe es nur noch etwa zehn Mal in Europa, etwa im Hamburger Michel, in der evangelischen Bischofskirche St. Matthäus in München oder St. Stephan in Passau. Auch wenn das Buch stark von seinem Arbeitsplatz inspiriert sei, habe er sich bewusst dagegen entschieden, eine Stadt zu nennen. "Das sollen die Leserinnen und Leser erraten", sagte der Krimiautor.

Michel hat zahlreiche Werke für Orgel, Chor oder Blechbläser sowie Musicals und Kammermusik verfasst. Die im Buch erwähnten etwa 15 Orgelkompositionen will er einspielen und auf der Internetplattform Youtube veröffentlichen. Unter "T im Fernwerk" sind dort erste Audio-Dateien zu hören wie Sigfrid Karg-Elerts "Totentanz", "Toccata d-Moll" oder seine Eigenkomposition "Intrade in Jazz".