Zum Tag des Buches am 23. April 2022 haben wir uns über Bücher und E-Books ausgetauscht. Was lesen Sie lieber: Bücher oder E-Books? Unsere Redaktion ist da sehr unterschiedlicher Meinung. Machen Sie mit bei der Abstimmung ganz unten!


Sonntagsblatt-Chefredakteurin Rieke C. Harmsen liest lieber Bücher. Warum das so ist:

"Ich habe es versucht mit den E-Books. Ich habe mir ein Kindle gekauft und mich angemeldet. Mein Mann liest sehr gerne und viel – da lag es nahe, gemeinsam auf die E-Book-Liste zurückzugreifen. Wie schön, dass wir uns austauschen können über die Lektüre, dachte ich und lud mir ein Buch nach dem anderen herunter. Die Bücher sind bis heute auf dem Gerät. Das Kindle aber liegt achtlos in einer Ecke. Es ist geladen, es funktioniert, rein technisch gesehen ist alles perfekt. Neben der Couch und neben meinem Bett liegen aber seit einigen Monaten wieder Bücher. Und ich liebe sie.

Lesen ist wie mit Fingern essen

Wenn ich Pommes mit Ketchup esse, dann schmecke ich nicht nur die Kartoffel mit der süßen Sauce, sondern auch die Salzkrümel auf den Fingern. Das Essenserlebnis umfasst Duft, Geschmack, Haptik, Optik und ein sinnliches Gefühl von Nähe zum Essen. Genauso geht mir das beim Lesen: Ich nehme das Buch in die Hand und betrachte das Titelbild, während ich mit den Fingern über den Einband streiche. Der Einband verrät mir schon viel über den Inhalt, ist er glatt, handelt es sich um meist um eine sachliche Lektüre, ist er rauh und solide, ist es eher ein Schmöker für den Urlaub.

Auf den ersten Seiten erkunde ich die Materie, mit jedem Blatt tauche ich tiefer ein, da steht der Autorenname und der Titel, das Impressum, ach, das ist schon die dritte Auflage, interessant. Und dann geht es los. Die erste Seite. Steht da wie ein Gemälde, auf das ich zum ersten Mal blicke.

"Die Bücher in meinem Regal erzählen von den Reisen und Orten, an denen sie gelesen wurden."

Ich mag das Gefühl, Papier in der Hand zu halten, ich freue mich an der Konsistenz des Papiers. Manchmal markiere ich mir eine Passage mit dem Bleistift, und ja, ich gehöre zu den Knicker*innen: wenn ich das Buch aus der Hand lege, falte ich die Seite oben an der Ecke. Wenn ich dann später das Buch noch einmal in die Hand nehme, erkenne ich an den Leseecken, ob ich das Buch verschlungen habe oder mich von Kapitel zu Kapitel gerobbt habe.

Bücher erzählen, wo sie gelesen wurden

Die Bücher in meinem Regal erzählen von den Reisen und Orten, an denen sie gelesen wurden. Hier rieselt der Sand aus den Seiten, dort hat es Flecken, weil ich damit durch den Regen gelaufen bin, und da hinten steht eines, das völlig verknickt ist, weil ich es immer wieder in die Hand genommen habe. Neben meinem Bett stapeln sich die Bücher, und an manchen Abenden nehme ich zuerst ein Buch in die Hand und entscheide mich dann doch für ein anderes.

"Auf der letzten Seite kann ich ausführlich Abschied nehmen: Einmal noch über das Papier streichen. Den Geruch einatmen."

Ich denke, dass ich mir viele Texte besser merken kann, weil ich sie vor mir liegen hatte. Wenn ich eine bestimmte Passage im Buch suche, erinnere ich mich daran, dass der Satz auf der Mitte einer Seite stand. Wenn mich die Lektüre langweilt, blättere ich vor und überlege, ob ich noch einmal zurückkehre – oder gleich hier weiterlese. Auf der letzten Seite kann ich ausführlich Abschied nehmen: Einmal noch über das Papier streichen. Den Geruch einatmen. Vielleicht noch einmal eine Passage wiederlesen. Und vielleicht bleibt das Buch noch eine Weile auf meinem Nachttisch liegen, als Erinnerung an eine entfernte Welt, in die ich mich begeben habe.

Social-Media-Redakteurin Lea Kiehlmeier liest lieber E-Books. Warum das so ist, erklärt sie hier:

Bücher gehörten schon früh zu meinem Leben, ob vorgelesen oder später selbst gelesen. Ich lese viel, eigentlich immer und überall, in der Bahn, als Beifahrerin, im Bett vor dem Einschlafen. Ich habe eigentlich immer etwas zum Lesen dabei. Und ich habe E-Books immer abgelehnt, aus ziemlich denselben Gründen, aus denen Rieke C. Harmsen für das Lesen in "echten" Büchern schwärmt. Obwohl ich penibel Lesezeichen benutze. Ich tue Büchern viel an, aber bei Eselohren ist selbst für mich Schluss. Ich gehe sehr gerne in Buchläden oder stöbere in Regalen von Freund*innen. Meine Liebe zum Lesen bringt aber so einige Probleme mit sich, für meine Freund*innen, aber auch für mich.

Die Probleme mit den "echten" Büchern

Nicht nur einmal musste ich Bücher neu kaufen, weil sie durchs ständige Mit-mir-herumschleppen in keinem guten Zustand mehr waren und ich sie so nicht an die eigentlichen Besitzer*innen zurückgeben konnte. Leider finden nicht alle Eselohren oder Flecken in Büchern toll. Das kann ich auch verstehen, aber für mich sind Bücher Gebrauchsgegenstände, die einen in fremde oder vertraute Welten entführen. Ich musste also sehr gut auf geborgte Bücher aufpassen, um sie nicht am Ende trotzdem neu kaufen zu müssen.

Für mich waren die Probleme mit "echten" Büchern eher trivial, aber nicht weniger nervig. Ich bin viel unterwegs und schleppe also Bücher mit mir herum. Für eine Woche Urlaub können das schon mal fünf oder sechs Bücher sein. In meinen Augen nichts Schlimmeres, als dass mir auf einer Fahrt der Lesestoff ausgeht.

Mit meinem E-Book-Reader habe ich alles an einem Ort zusammen, fällt nicht ins Gewicht und ob in einem Zugtunnel oder abends im Bett, ich kann lesen, wann und wo ich mag.

"Es sprechen vor allem praktische Aspekte für E-Books, kein Schleppen, kein Kaputt-Machen und immer genug Auswahl."

Rücksicht durch E-Books

Ich laufe dabei auch nicht Gefahr, Partner*innen oder Menschen, mit denen ich das Zimmer teile, beim Schlafen zu stören oder dass ich mir die Nase breche, wenn mir ein 1500 Seiten Wälzer auf die Nase fällt. (Das ist mir durchaus schon passiert und war kein schöner Anblick. Weil das Buch geliehen war, musste ich das natürlich auch nachkaufen, denn man gibt keine Bücher voller Blutflecken zurück.) 

Es sprechen vor allem praktische Aspekte für E-Books, kein Schleppen, kein Kaputt-Machen und immer genug Auswahl. Auch, dass ich mit Familie und Freunden meinen Lesestoff teilen kann, finde ich super. Außerdem kann ich mir dank E-Leihe den Gang zur örtlichen Bücherei sparen. Das ist insofern praktisch, weil ich während der Öffnungszeiten meistens arbeite.

Ich lese immer noch viele "echte" Bücher und der E-Reader liegt oft lange im Regal und wartet auf seinen nächsten Einsatz und der kommt auf jeden Fall, spätestens beim nächsten Urlaub.

"Die Qualität des Inhalts misst sich nicht daran, durch welches Medium die Bilder im Kopf entstehen."

Gibt es ein Besser oder Schlechter?

Ob nun Buch oder E-Book, beides hat seine Vorteile und ich kann jede*n verstehen, der gerne ein Buch in der Hand hält. Viel wichtiger ist doch aber, das, was drinnen ist. Die Geschichten, die Informationen, die Freude, die es uns bereitet, in die Bücher einzutauchen. Die Qualität des Inhalts misst sich ja zum Glück nicht daran, durch welches Medium die Bilder im Kopf entstehen. Man sollte ein Buch sowieso nicht nach seinem Einband beurteilen.

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