Leseabenteuer mit evangelischer Geschichte: Der 12-jährige Matze lebt gemeinsam mit seinem kleineren Bruder Jan und seinem Vater im Hamburger Gängeviertel in bitterer Armut. Das bisschen Geld, das sie haben, investiert der Vater in Alkohol.

Doch Matze und sein Bruder haben Hunger, und so sehen sie in dem Jugendbuch "Matze macht fette Beute" keinen anderen Ausweg als zu stehlen, um sich und die Familie einigermaßen über Wasser zu halten. Bei einem Einbruch in das Haus des reichen Polizeiherrn, bei dem die Brüder auch eine Taufschale mitgehen lassen, kommt es, wie es kommen muss: Matze wird erwischt, aber nicht – wie schon so oft – ins Zuchthaus gebracht, sondern ins "Rauhe Haus".

Der Weg ins Zuchthaus blieb Matze erspart

Doch das ist mit seinem höchst ungewöhnlichen Aufpasser Johann Hinrich Wichern so ganz anders als alle Zuchthäuser, die Matze schon erlebt hat. Hier wird er zum ersten Mal nicht als Verbrecher, sondern fast wie ein Familienmitglied behandelt. Ob das etwas mit diesem Jesus zu tun hat, von dem Wichern immer erzählt und zu dem sie singen und beten?

Geschrieben hat dieses originelle und spannende Jugendbuch Hans-Dietrich Nehring, evangelischer Pfarrer an der Friedenskirche in Bayreuth. Es ist bereits sein viertes Buch. Der Theologe liebt es, sich immer wieder neue Geschichten auszudenken und sie auch den Kindern im Religionsunterricht zu erzählen, um ihnen die biblische Botschaft von der Liebe Gottes nahezubringen.

"Ich habe mir schon als Kind immer wieder Geschichten überlegt und sie meinem Großvater erzählt, und der musste sie dann aufschreiben",

sagt Nehring lächelnd, "und so liegt mir eben auch die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in der Gemeinde und in der Schule sehr am Herzen, und ich versuche, durch meine Geschichten die biblische Botschaft mit der Lebenswirklichkeit der Kinder zu verbinden."

Vom Geschichtenerzähler zum Autor

Zum Bücherschreiben kam der gebürtige Hamburger also durchs Erzählen, erst später brachte er sich bei, wie man durchs Schreiben Spannung erzeugen und innere Bilder entstehen lassen kann. Auf diese Weise entstanden auch seine bisherigen drei Kinderbücher: "Ole von Pups", "Ole lässt nicht locker" und "Ein Fall für die Guten".

Die Idee für sein neues Buch "Matze macht fette Beute" kam Hans-Dietrich Nehring vor ungefähr drei Jahren, als sein Sohn nach der Schule vom Religionsunterricht und Johann Hinrich Wichern erzählte. Und so kam es, dass Nehring 2020 anfing, daraus eine Geschichte zu stricken: von Wichern, seiner Frau Amanda und deren liebevollem Umgang mit den "Rauhhäuslern" und natürlich von Matze, seinem Bruder Jan und den anderen Jungs, die im Rauhen Haus lernen, worauf es wirklich ankommt im Leben, und die durch die Botschaft von der Liebe Gottes nachhaltig verändert werden.

Das Buch will keine Abhandlung über Wichern und die Geschichte des Rauhen Hauses sein. Auch die Namen der Kinder sind frei erfunden, aber die historischen Begebenheiten und die Charaktere einzelner Jungen hat Nehring sorgfältig recherchiert – nicht zuletzt in den Jahresberichten von Wichern.

Halb Fiktion, halb Tatsachen

So wird man als Leser mit hineingenommen in die spannenden Geschehnisse rund um das Rauhe Haus seit seiner Gründung 1832. "Mich hat Johann Hinrich Wichern mit seiner Pädagogik vom Feinsten wirklich fasziniert, und so manches Mal fragt man sich, wie er mit seiner Erziehung ohne pädagogisches Fachwissen und ohne Fachliteratur zurechtkam", bekennt Nehring, "er hatte wirklich coole Ideen, die Jungen haben bei ihm Lesen und Schreiben gelernt und zentral war sein tiefer Glaube an die Liebe Jesu, die er weitergegeben hat."

Lernen könne man von Wicherns Erziehungsmethode auch heute noch etwas, davon ist der Pfarrer überzeugt: dass Kinder und Jugendliche feste Bezugspersonen brauchen und dass man ihr Vertrauen nicht durch Strafen, sondern durch Liebe gewinnen kann. So ist es auch beim "Rauhhäusler" Matze: Durch die Liebe, die Johann Hinrich Wichern und seine Frau den Jungs entgegenbringen, wird Matze zum Guten verändert, bis er schließlich selbst zum Retter wird und sich für ihn ungeahnte Zukunftsperspektiven eröffnen.

Was aus Matze, seinem Bruder Jan und den anderen Jungs wird? Das finden junge und ältere Leseratten heraus, die sich "Matze macht fette Beute" vorknöpfen.

Matze macht fette Beute

Hans-Dietrich Nehring

Hamburg, 1833. Matze, 12 Jahre alt, lebt im Hamburger Gängeviertel in bitterer Armut. Nur als Dieb kann er überleben. Schule besuchen oder eine Ausbildung machen? Fehlanzeige!
Nur blöd, wenn man beim Einbruch ins Haus des Polizeiherrn erwischt wird - und das auch noch von der gleichaltrigen Tochter des Hauses höchstpersönlich! Matze weiß, was ihm droht: das Zuchthaus. Mal wieder.
Doch dieses Rauhe Haus mit seinem Aufpasser Johann Hinrich Wichern ist ganz anders als alles, was Matze bisher erlebt hat. Hier wird er nicht wie ein Verbrecher behandelt, sondern fast wie ein Familienmitglied. Ob das was mit diesem Jesus zu tun hat, von dem Herr Wichern erzählt?
Für Matze eröffnen sich ungeahnte Zukunftshoffnungen. Er hat nur noch einen Wunsch: Sein kleiner Bruder Jan soll auch ins Rauhe Haus kommen ...

285 Seiten, erschienen bei Francke-Buch GmbH, 12 Euro.

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