Der Regensburger evangelische Regionalbischof Klaus Stiegler soll die Personalie selbst eingefädelt haben: Pfarrer Manfred Greinke (64) aus Eyrichshof im unterfränkischen Dekanat Rügheim betreut künftig die Kirchengemeinde Vilshofen.

Seit Monaten gibt es dort Ausfälle durch die Krankheit von Pfarrer Alexander Schlierf und die Vakanz der zweiten Pfarrstelle, die bis Ende März von Pfarrerin Simone Rink ausgefüllt wurde.

Die Bewerbung Greinkes "für die Gegend um Passau" sei da gerade recht gekommen, sagte Vertrauensfrau Christine Boenninghausen vom Kirchenvorstand. Auch der Dekanatsausschuss habe ihn in seiner neuen Funktion schon bestätigt.

"Ich habe nun eine Springerstelle für das gesamte Dekanat Passau, aber im Moment mit dem Schwerpunkt Vilshofen, weil da Not am Mann ist", erläuterte Greinke.

In der DDR aufgewachsen: Manfred Greinkes turbulente Lebensgeschichte

Seit 2005 ist Greinke mit Maria Himmer, einer Ungarin, verheiratet. Um der Heimat seiner Frau etwa 290 Kilometer näher zu sein, verlegen die beiden nun ihren Lebensmittelpunkt in das niederbayerische Aicha vorm Wald.

Von hier aus wird Greinke zu seinen Einsätzen im Dekanat Passau fahren. Für ihn sei das "der Ausschleichmodus" bis zum wohlverdienten Ruhestand, sagte Greinke. Er sei zudem froh, nicht mehr so viele Verwaltungsaufgaben wahrnehmen zu müssen.

"Jetzt kann ich mich mehr um die Menschen und die Seelsorge kümmern."

Seit 2014 war er bereits als Pfarrer in der Kirchengemeinde Gemeinde Eyrichshof (Kreis Haßberge) eingesetzt. Nach etwas mehr als fünfeinhalb Jahren steht nun die letzte Etappe seines Berufswegs an. Manfred Greinke wurde 1956 in Torgau, im Nordwesten des heutigen Freistaats Sachsen, geboren. Zur Schule ging er in Dommitzsch, nördlich von Torgau.

Der Mitgliedschaft in der FDJ verweigerte er sich, woraufhin ihm in der DDR auch der direkte Weg zu Studium und Abitur verstellt war.

"Leihpfarrer" Manfred Greinke: Erst Elektriker, dann Kirchenmusiker

Nach der Schule durchlief er eine zweijährige Ausbildung zum Elektriker und arbeitete danach bei einem Energieversorger. Den Dienst an der Waffe verweigerte er, weswegen er Bausoldat wurde. Es folgte ein Studium der Kirchenmusik in Halle an der Saale, in dem er Klavier- und Orgelspiel, Posaune und Orchesterleitung, Gehör- und Stimmbildung erlernte.

Neben musikalischen Fächern durchlief er bereits eine liturgische Ausbildung, die richtungsweisend war für die Gestaltung der Gottesdienste. Nach drei Jahren legte er die B-Prüfung ab und erhielt als Domorganist in Halle seine erste Anstellung.

Die nächste Station war von 1984 bis 1985 Goldberg in Mecklenburg. Durch ein katechetisch-gemeindepädagogisches Fernstudium qualifizierte Greinke sich und trat eine Stelle an als Kirchenmusiker in der kleinen Stadt Röbel an der Müritz im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Im Herbst 1989 erfolgte der Umzug nach Unterkatz in Thüringen, ein kleines Örtchen in der Nähe von Wasungen.

Aus Thüringen nach Bayern

Berufsbegleitend folgten dann die letzten beiden großen Schritte zum Pfarramt. In einem Aufbaustudium qualifizierte er sich zum Volltheologen und legte 1991 das erste Examen ab, sechs Jahre später folgte das zweite. Von Unterkatz aus wirkte er auch als Gehörlosenseelsorger, sein Einsatzgebiet war ganz Südthüringen.

Bis November 2014 blieb er als Pfarrer in Diensten der Evangelisch-Lutherischen Kirche Mitteldeutschlands. Aufgrund des damals bestehenden Pfarrermangels warb die bayerische Landeskirche Bewerber von außerhalb des Bundeslands an: Manfred Greinke kam damals als "Leihpfarrer" aus Thüringen nach Bayern.