Die technische Revolution, die sich in unseren Haushalten materialisiert, kommt eher unauffällig daher:  Die kleinen Geräte passen auf jeden Couchtisch und in jedes Regal. Sprachassistenten wie das Amazongerät "Alexa" markieren den nächsten Schritt der Digitalisierung, der sich in unserem Leben abzeichnet.

Über die Sprache werden wir künftig fast alle Geräte in unseren Wohnungen steuern. Das geht schneller und einfacher, als eine Tastatur zu bedienen oder ein Gerät in die Hand zu nehmen, wo erst wieder die Bedienungsanleitung gelesen werden muss.

Dass die kleinen Geräte rein technisch imstande sind, jedes Wort aufzuzeichnen, das wir formulieren, könnte auch eine Gefahr bergen. Aus diesem Grunde gibt es immer wieder auch kritische Rückmeldungen, etwa von Datenschützern.

Sprachassistenten sind praktisch und funktionieren kinderleicht

Die neuen Sprachassistenten sind kleine digitale Helferlein, die wir kaum missen wollen. Anders als bei Siri oder Google Sprachsuche müssen wir nicht mehr darauf achten, direkt in unser Smartphone zu sprechen. Wir müssen keine Taste drücken. Ein kurzer mündlicher Befehl reicht aus, um sofort eine Antwort zu erhalten - und die Musik in Gang zu setzen.

Die neuen Spracherkennungsgeräte funktionieren so kinderleicht, dass sie sich problemlos in jede Umgebung einfügen. Dass der Apparat auch als Lautsprecher genutzt werden kann, um Musik oder den Streamingfilm anzuhören, erhöht noch den Nutzwert. Viele Geräte sind inzwischen auch an unsere Haushaltsgeräte gekoppelt, so können wir über die Sprache den Lichtschalter betätigen oder den Kaffeeautomaten.

Sprachassistenten helfen Menschen mit Behinderungen

"Sprachassistenten sind eine hilfreiche Sache für benachteiligte Menschen", erklärt Professorin Michaela Geierhos von der Universität der Bundeswehr. "Sie können Menschen dabei unterstützen, mit der Umwelt zu interagieren". Tatsächlich könnten die Geräte einen Patienten an die einzunehmenden Medikamente erinnern, ihnen Bücher vorlesen oder das Licht anschalten.

Wäre es nicht nützlich, wenn ein Hochbetagter nach einem Sturz den Notruf über ein solches System betätigen könnte? Wenn Menschen mit Behinderungen durch die Sprachassistenz viele Routinearbeiten erledigen könnten?

Grundsätzlich, so betont Geierhos, bietet die Spracherkennung viele Chancen. Gleichwohl gelte es auch, sicherheitskritische Aspekte nicht aus dem Blick zu verlieren. "Mit der Nutzung der Systeme büßen wir Menschen auch ein Stück Privatsphäre ein. Wir sollten offen darüber diskutieren, welche Daten wir preisgeben", meint Geierhos.

Menschen dürfen nicht von Innovationen ausgeschlossen werden

Ein weiterer Aspekt, der berücksichtigt werden sollten, sei der Kostenfaktor dieser Systeme: "Wir müssen dafür sorgen, dass Menschen nicht von Innovationen ausgeschlossen werden", meint Geierhos. Es dürfte nicht sein, dass ein neues System entwickelt werde, von dem nur eine Minderheit profitiere.

In den USA sind die Geräte schon länger in der Anwendung – und sorgen hin und wieder für Probleme: Die ARD berichtete etwa von der sechsjährigen Brooke aus Texas, die über Alexa eine Puppenstube und zwei Kilo Kekse für umgerechnet 150 Euro bestellte. Die automatische Kaufoption des Gerätes kann nämlich nicht zwischen Erwachsenen und Minderjährigen unterscheiden.

Sprachassistenten im Haushalt

Für viele Unternehmen und Hersteller sind die Sprachassistenten mit der Hoffnung verbunden, den Umsatz anzukurbeln. Kühlschränke, Waschmaschinen, Kaffeeautomaten - beinahe alle Haushaltsgeräte könnten auch über die Sprachsteuerung bedient werden. Ein ganz neues Marktsegment tut sich hier auf - mit vielen neuen Anwendungsmöglichkeiten.

Datenschützer warnen vor Überwachung

Vielseitig, leicht erweiterbar, einfach zu bedienen, schnell und immer bereit – mit diesen Vorteilen bewerben die Händler und Produkthersteller die neuen Geräte. Datenschützer und Wissenschaftler äußern allerdings auch Bedenken. Sie warnen von einem "virtuellen Hausfriedensbruch" und konstatieren, dass Verbraucherschutz und Gesetzgebung wie so oft auch hier weit hinterher hinken.

Journalisten von Bloomberg haben aufgezeigt, wie Google, Microsoft und Amazon die Datenschnipsel nutzen, um die Spracherkennung mittels BigData und Algorithmen weiterzuentwickeln. Amazon selbst wirbt auf seine Seite damit, dass der cloud-basierte Sprachdienst Alexa "konstant smarter wird".

Die großen Plattformen könnten künftig nicht nur ermitteln, wann wir zu Hause sind, sondern was wir tun, mit wem wir sprechen. Jedes Wort unseres Lebens könnte mitgeschnitten werden. Auf unserem Smartphone. In unserer Wohnung. Im Auto, im Hotel, im Restaurant. Kritiker befürchten, dass es zu einer totalen Überwachung kommt und wir keinen privaten Schutzraum mehr haben. Auch warnen sie davor, dass Geräte von Fremden gehackt, angesteuert und missbraucht werden könnten.

Druck auf Anbieter steigt

Inzwischen steigt der Druck auf die Hersteller der Geräte. So gibt es immer wieder Berichte über Probleme. Auch die Staaten reagieren mit strengeren Gesetzen und Beschlüssen.  Bis die Verbraucher allerdings einen wirksamen Schutz haben, müssen sie sich selbst helfen. So sollten sie genau überlegen, welche Daten sie über die Sprachassistenten weitergeben.  Kontodaten oder Passworte sollten etwa nicht mündlich übertragen werden. Auch sollten die Geräte nicht in Fensternähe aufgestellt werden, um die Möglichkeit des Abhörens zu verringern. Schließlich sollten die Nutzer die einfachste Regel befolgen: Die Geräte abschalten, wenn sie sie nicht direkt nutzen.