"Jetzt halt doch mal die Klappe, Mann" beginnt direkt beim Problem des Mansplainings. Gleich im ersten Kapitel stellt Fee Brembeck fünf verschiedene Formen davon vor – wenn Sie eine weiblich gelesene Person sind, werden Sie sich bestimmt an die eine oder andere Situation erinnern, in der Sie mansplained wurden.

Was ist Mansplaining?

Beim Mansplaning wird weiblich gelesenen Personen die eigenen Expertise, die eigene Wahrnehmung und der Platz in der Gesellschaft abgesprochen. Vielleicht erinnern Sie sich an die Talkshow von Markus Lanz im April 2021. Die Virologin Melanie Brinkmann wurde immer wieder von Ministerpräsident Michael Kretschmer und Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki, aber auch vom Moderator Markus Lanz unterbrochen. Dieses Unterbrechen ist eine Form von Mansplaining – denn natürlich verfügt Brinkmann bei dem Thema, um das es ging (Corona), über mehr Kompetenz und Expertise als alle drei Herren zusammen.

Um einem verbreiteten Missverständnis vorzubeugen: Es geht nicht darum, dass Mann überhaupt nichts mehr sagen soll. Das Buch von Fee Brembeck ist vielmehr ein Angebot, sich selbst an die eigene Nase zu fassen, im richtigen Moment einfach mal die Klappe zu halten und sich das Problem mit Studien, Fakten und viel Humor erklären zu lassen.

Mansplaining als Einstiegsdroge

Mansplaining ist Brembeck zufolge nicht "der Sexismus", aber eine Art Einstiegsdroge für die wir alle, egal welchen Geschlechts, eine viel zu hohe Toleranz entwickelt haben. Wie Mansplaining mit anderen Phänomenen in der Gesellschaft zusammenhängt, macht die Autorin in den neun Kapiteln deutlich.

Es geht nicht nur ums Welterklären. Es geht um Privilegien, Schuldgefühle, sexualisierte Gewalt, Glaubwürdigkeit und (fehlende) Vorbilder.

Mir beispielsweise haben über 20 Jahre meines Lebens Männer die Welt erklärt. Armin und Christoph haben mir gezeigt, wie ein Flugzeug zusammenbaut wird, Peter wie man Nudeln macht und Ralph warum einem beim Autofahren schlecht werden kann. Klar, das war im Kinderfernsehen, aber trotzdem führen diese mangelnden (medialen) Vorbilder zu Problemen. Immerhin hält inzwischen etwa Wissenschaftlerin Mai Thai Nguyen-Kim die Fahne hoch und erklärt seit mehreren Jahren über einer Million Menschen die Welt.

Eine Einladung zum Dialog

"Jetzt halt doch mal die Klappe, Mann!" klingt nicht unbedingt nach dem Aufruf zum Austausch, ist aber genau das. Das Buch ist informativ, gut recherchiert und beschäftigt sich mit gesellschaftlichen Zusammenhängen, die weit über das Mansplaining hinausgehen. Es beantwortet die Fragen, die sich viele Männer wahrscheinlich noch nie gestellt haben, weil sie zu sehr damit beschäftigt waren, uns die Welt zu erklären. Es ist eine gute Einstiegslektüre, wenn man Einsteiger*in im Bereich Geschlechtergerechtigkeit ist.

Also, lasst euch von Fee Brembeck die Welt erklären. Warum? Das sagt sie euch am besten selbst:

"Wer sich davon angegriffen fühlt, dass jemand ein krankendes diskriminierendes System anprangert, sollte sich überlegen, warum ihm an diesem System so sehr gelegen ist."

Jetzt halt doch mal die Klappe, Mann!

Ob im Büro, im Bus oder zu Hause, Männer erklären weiblich gelesenen Personen gerne ungefragt ihren Job, ihre Emotionen, ihren Körper, eben ihre ganze Welt - und das oft ohne jegliche Kompetenz, dafür mit reichlich Arroganz und völlig unabhängig davon, ob ihr Gegenüber ausgewiesenermaßen Expert*in ist: Die Herren der Schöpfung halten einfach nicht ihre Klappe. Das sogenannte Mansplaining weist Frauen automatisch eine untergeordnete passive Rolle zu und gesteht ihnen in Wort und Tat keinen Platz zu. Doch woher kommt dieses Verhalten und was hat es mit unserer patriarchal geprägten Gesellschaft zu tun? Die Feministin und preisgekrönte Slammerin Fee Brembeck erklärt die Gründe für den männlichen Erklärungsdrang, verknüpft sie mit persönlichen Erfahrungen und schlägt eine Brücke zu anderen Kampfplätzen des Feminismus wie Geschlechterstereotypen, Emotional labor, Manspreading und toxischer Männlichkeit. Dazu gibt sie hilfreiche Tipps, wie man mit Klasse und Humor die Mansplainer in ihre Schranken weist oder sogar selbst vom Mansplainer zum Feministen wird. Ein kluges, unterhaltsames und längst überfälliges Werk!

Fee Brembeck

Verlag: Goldmann Verlag

Seitenzahl: 256 Seiten

ISBN: 978-3442316380

14,00 Euro

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