Ziel beim Predigtschreiben ist laut dem Erlanger Medienethik- und Publizistik-Professor Florian Höhne, "gute Andachten zu machen, die Menschen ermöglichen, einen Moment der Einkehr zu haben, ein Gespräch mit Gott ermöglichen." Das sagte er dem Sonntagsblatt am Freitag.

Es gebe ja jetzt schon viele Hilfsmittel, "warum da nicht auch KI ausprobieren?", sagte Höhne. Der entscheidende Punkt sei für ihn die letzte Verantwortung.

"Die liegt bei der Person, die die Andacht dann vorträgt, und wenn die sagt, dieser Text, der geht zu Herzen, warum dann nicht".

Florian Höhne für "Christliche Publizistik" an der Uni Erlangen

Höhne, der ausgebildeter Pfarrer und gelernter Journalist ist, hat die Nachfolge von Professorin Johanna Haberer in der "Christlichen Publizistik" an der Uni Erlangen angetreten. Er sieht die Aufgabe der Universität unter anderem darin, sich Zeit in dem hohen Tempo gesellschaftlicher Transformation zu nehmen und Abstand zu ermöglichen.

"Wir sollten überlegen, was hier eigentlich passiert, und fragen, dient das einem guten Leben?"

Er wolle am Lehrstuhl Medienkommunikation, Medienethik und digitale Theologie die Ausbildung von journalistischer Praxiskompetenz, vom Grundwissen zu Christentum und Islam beibehalten und in eine Richtung weiterentwickeln, die gerade das Digitale im Blick habe.

"Journalistische Kernkompetenzen gerade im Digitalen relevant"

Höhne ist der Auffassung, "dass die althergebrachten journalistischen Kernkompetenzen auch gerade im Digitalen relevant und wichtig sind". Das fange bei der gründlichen Recherche eines Themas an und gehe weiter bei der kritischen Distanz und der kritischen Überprüfung von Quellen.

Er betonte den Wert des Lokaljournalismus, denn "für eine Demokratie ist es enorm wichtig, dass nicht nur über den Bundestag berichtet wird, sondern auch über Kommunalpolitik". Da könnten Menschen am ehesten die Erfahrung machen, dass sie an demokratischer Willensbildung teilhaben könnten.

Nutzungsverhalten

Höhne sprach sich auch dafür aus, im Bereich der Medienkommunikation, mehr nachzudenken über Nutzungsverhalten, "über das, was es zwischen Schreiben und Lesen noch alles gibt: 'like' oder teilen etwa". Auch die Dynamiken, in denen sich Texte in sozialen Medien verbreiten oder nicht verbreiten, gelte es zu untersuchen.

Die digitale Kommunikation bringe nicht nur das Beste, "sondern manchmal auch das Schlimmste im Menschen hervor". Dass jemand "eine abgedrehte Meinung" habe, sei nichts Neues. Aber wenn sich solche vernetzen und einander bestätigen könnten, würden ganz andere soziale Dynamiken losgetreten, "in denen sie plötzlich wie eine Mehrheit dastehen."

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