Ein virales Instagram-Video zeigt eindrucksvoll, wie sehr die Pflegebranche auf Fachkräfte mit Migrationshintergrund angewiesen ist. 

Das Video, das am vergangenen Donnerstag online ging, zeigt eine Gruppe von Pflegekräften des AWO-Seniorenheims in Passau, die sich in der Cafeteria aufstellen und dann vor die Kamera treten - begleitet vom Song "Wann wachen wir auf" von Helene Fischer. Innerhalb von nur fünf Tagen erreichte der Clip über 8 Millionen Aufrufe und mehr als 200.000 Likes.

Ein Video, das die personelle Lage in der Pflege zeigt

Das Video macht deutlich, wie sehr das deutsche Pflegesystem auf Arbeitskräfte mit Migrationshintergrund angewiesen ist. Von den 33 Mitarbeitern, die an diesem Tag in Früh- und Spätschicht die Bewohner betreuten, waren 25 nicht in Deutschland geboren. Wie Heimleiterin Andrea Madl der "Passauer Neuen Presse" sagte, haben mehr als die Hälfte der insgesamt 140 Mitarbeiter einen Migrationshintergrund. 

Vom Erfolg des Videos sei sie selbst überrascht. "In den ersten Stunden hatten wir nur ein paar tausend Klicks, aber am Wochenende ist die Zahl explodiert", sagte sie der Zeitung.

Fachkräftemangel in der Pflege

Das Video veranschaulicht die personelle Zusammensetzung der Branche und wirft Fragen zur nachhaltigen Sicherung der Pflege auf. Die Diskussion um den Fachkräftemangel ist nicht neu, erhält aber durch die visuelle Darstellung eine neue Perspektive.

Der Clip regt dazu an, sich mit den Herausforderungen der Branche auseinanderzusetzen, insbesondere mit der Frage, wie in Zukunft ausreichend Personal gewonnen werden kann - und dies vor dem Hintergrund einer nach wie vor stark verzerrten Debatte über vermeintliche Probleme durch Migration. 

Der Soziologe Axel Salheiser, Direktor des Instituts für Demokratie und Zivilgesellschaft in Jena, verweist in diesem Zusammenhang auf die Rolle der Migrationsdebatte in der politischen Auseinandersetzung. Gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte er, eine Debatte über Migrationspolitik oder bessere Integration sei legitim, müsse aber faktenbasiert geführt werden.

Die oft behauptete Einwanderung in die Sozialsysteme gebe es so nicht. Die Debatte sei "unredlich, denn Menschen, die als Arbeitskräfte nach Deutschland kommen, haben auch Anspruch auf Sozialleistungen", so Salheiser.

Zudem seien Asylsuchende in den ersten Jahren von der Arbeitsaufnahme ausgeschlossen, was in der politischen Kommunikation jedoch kaum reflektiert werde. "Der Diskurs ist seit Jahren vergiftet", so Salheiser.

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Ingrid Müller am So, 02.03.2025 - 12:43 Link

Deshalb sollte mehr von Integration geredet werden .
Nicht von Abschiebung und Migration.
Aber wenn Integration so schwierig ist wie immer zu lesen ist,wer hat die Lösung?