Die Stimmung kippt. Nicht nur bei der Schwabacher Kirchengemeinde St. Martin, die sich an den bayerischen Landesbischof gewandt hat, sich an politischer Stelle für Lockerungen im Blick auf Gottesdienste und Gemeindeleben einzusetzen. Die Regelungen seien unübersichtlich und nicht nachvollziehbar.

Neubewertung der Corona-Lage

Die Gemeinde hat recht. Und kämpft nicht nur für sich, sondern für eine generelle Neubewertung der Corona-Lage. Das betrifft auch den wenig aussagekräftigen "Inzidenzwert", der als politisch leicht händelbares Damoklesschwert über sämtlichen Planungen hängt.

Die Schwabacher Gemeinde ist da nur ein Beispiel: Ehrenamtliche und regelmäßige Besucher der Veranstaltungen sind meist älter, vollständig geimpft und umsichtige Menschen, die weniger die Angst vor dem Virus umtreibt als immer existenzieller werdende Fragen. Wie lange gibt es den Seniorenkreis oder den Kindergottesdienst noch? Wann treffe ich meine Freunde wieder? Komme ich dann noch die Treppe zum Gemeindehaus hinauf?

Intelligente und nachdrückliche Impulse zum Leben mit Corona

Nicht nur in Schwabach reibt sich mancher verwundert die Augen, zu welch bunten gesellschaftspolitischen Themen sich die Kirchenleitung regelmäßig äußert, während die Maßnahmenwillkür der Regierung kritiklos hingenommen wird. Gerade die bayerische evangelische Landeskirche unterstützt deren Kurs nicht nur ideell: In Gottesdiensten wurden Fahrdienste zu Impfzentren angeboten. Bei der Einweihung des Dekanatszentrums in Markt Einersheim war kürzlich sogar der Impfbus des Landkreises mit der Spritze vor Ort.

Es ist Zeit, dass die Kirche intelligente und nachdrückliche Impulse zum Leben mit Corona und anderen Gesundheitsrisiken gibt. Nicht weil sie für ihre "Linientreue" belohnt werden soll – sondern weil die Zukunft der Gemeinden ebenso auf dem Spiel steht wie die der Vereine und anderen Gruppierungen.