Das Wort "Fürsorge" klingt etwas altbacken. Eigentlich ist der Begriff schon aus der Zeit gefallen. Und doch haben ihn die Organisatoren des Kulturprogramms zum diesjährigen Augsburger Friedensfest zum Leitthema gemacht.

Zur Fürsorge gehört dabei natürlich die Pflege: So berichten bei einem "Care-Slam" Pflegende auf der Bühne von ihrer Arbeit. Fürsorge meint aber mehr. Es geht beim Friedensfest-Programm auch um soziale Gerechtigkeit, um Frauenrechte, den Klimaschutz oder das Verständnis der Religionen untereinander. Anders gesagt: um das Miteinander, die Solidarität in der Gesellschaft und die Bewahrung der Schöpfung.

Jetzt sind gerade die Kirchen gefordert

Das Friedensfest ist ein kirchliches Fest. Und das diesjährige Thema betrifft Kernbereiche kirchlichen Handelns. Es zeigt: Wenn es um Fürsorge geht, sind gerade die Kirchen gefordert. Dabei sind die Herausforderungen so groß wie nie. Die Folgen der Corona-Pandemie setzen die gesellschaftliche Solidarität unter Dauerstress. Der Klimawandel – das haben die jüngsten Hochwasser-Katastrophen deutlich gemacht – ist längst kein Phänomen mehr, das sich auf weit entfernte Regionen der Erde beschränkt.

Gleichzeitig befinden sich die Kirchen auf Schrumpfkurs. Nach wie vor laufen ihnen die Mitglieder davon. Mehr als 26 500 Evangelische traten in Bayern im vergangenen Jahr aus der Kirche aus. Das sind zwar weniger als im Jahr zuvor – aber wohl nur, weil wegen der Pandemie zeitweise keine Austritte möglich waren. Auf der anderen Seite gibt es in diesem Jahr eine regelrechte Taufwelle. Sie zeigt: Die Menschen vertrauen der Kirche, sie wollen, dass sie sich sorgt – um sie persönlich und um ihre Zukunft.

Menschen wollen eine Kirche, die Zeichen setzt, die Mut hat, sich kümmert

Es ist daher gut, wenn sich etwa Bayerns evangelischer Landesbischof hartnäckig für den Klimaschutz starkmacht. Er sollte es weiter tun. Und er sollte damit nicht alleine bleiben. Wollen Kirchen und Kirchengemeinden Mitglieder (zurück-) gewinnen, müssen sie auf sie zugehen und Zeichen setzen. Zeichen der Solidarität: Wenn junge Menschen in Augsburg oder Nürnberg monatelang für die Umwelt in Klima-Camps ausharren – warum sie nicht aktiv mit Gottesdiensten im Camp unterstützen? Wenn Pflegende den Mut fassen, über ihre Nöte zu berichten – warum ihnen nicht einen öffentlichen Raum dafür in der Kirche oder der Gemeinde bieten?

Ja, die Kirchen schrumpfen, sie haben weniger Geld, weniger Stellen. Das beschäftigt die Kirche – weniger aber die Menschen. Sie wollen eine Kirche, die Zeichen setzt, die Mut hat, sich kümmert. Eine Kirche, die Fürsorge ernst nimmt – auch wenn es altbacken klingt.