Jetzt also Novak Djokovic. Der Tennisspieler wollte vergangene Woche nach Australien reisen, um dort an einem Grand-Slam-Turnier teilzunehmen. Die dortigen Behörden allerdings verweigerten ihm dies zunächst. Der Grund: Er ist nicht gegen das Coronavirus geimpft und konnte offenbar auch nicht glaubwürdig belegen, dass medizinische Gründe gegen eine Impfung vorliegen.

Inzwischen hat er sich gegen eine Ausweisung erfolgreich juristisch gewehrt. Das Argument: Er sei im Dezember mit dem Virus infiziert gewesen, habe also den Status eines Genesenen. Auch daran bestehen übrigens erhebliche Zweifel. 

Djokovic fiel schon öfter mit fragwürdigen Aussagen auf

Sein Vater hat den Serben, der bereits in der Vergangenheit mit teilweise sehr fragwürdigen Aussagen zur Pandemie aufgefallen war und offenbar keine Berührungsängste zu Völkermördern hat, aufgrund seines Ärgers mit den australischen Behörden mit Jesus verglichen. "Jesus wurde gekreuzigt, ihm wurde alles angetan, und er ertrug es und lebt immer noch unter uns", verkündete Srdjan Djokovic am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Belgrad.

"Jetzt versuchen sie Novak auf die gleiche Weise zu kreuzigen und ihm alles anzutun." 

Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm fand für diese Anmaßung im "Sonntags-Stammtisch" des Bayerischen Rundfunks die richtigen Worte. "Voll daneben" sei die Aussage von Djokovics Vater, sagte er dort. "Mehr muss man dazu nicht sagen."

Jesus-Vergleiche bei öffentlicher Kritik nicht neu

Nun ist die Taktik nicht ganz neu. Bereits vor Novak Djokovic wurden Menschen, die sich öffentlicher Kritik aufgrund ihrer Aussagen oder ihres Verhaltens ausgesetzt sahen, mit Jesus verglichen. Das ist selten angebracht – in diesem Fall allerdings ist es besonders frech.

Denn seit wann steht Jesus für rücksichtsloses Verhalten? Wann genau hat Jesus Egoismus und Besserwisserei über Vernunft und Verantwortung gestellt? Und wann nochmal wurde Jesus dafür gekreuzigt, dass er sich weigerte, seine und die Gesundheit anderer zu schützen?

Das Gegenteil von Jesus

Wenn der Spitzensportler meint, er wisse es besser als Wissenschaftler, die sich mit dem Thema Impfen seit Jahrzehnten beschäftigen, okay. Aber zu glauben, dass es für ihn Sonderrechte gibt, dass er entgegen aller Regeln (und jeder Vernunft) ungeimpft zu einem Turnier fahren kann, ist so ziemlich genau das Gegenteil der aufrichtigen Bescheidenheit Jesus', der sich eben nicht über andere, sondern stets in deren Dienst stellte. 

Es ist, wie gesagt, fast immer unangenehm, wenn Menschen mit Jesus verglichen werden. Bei einem abgehobenen, prominenten Impfgegner, der versucht, sich mittels seines Status Privilegien zu sichern, ist es blanker Hohn.