Der Star der vorletzten "Revista", der zweimal jährlich erscheinenden Stiftungszeitung, ist Soliette. Die junge Frau aus Nicaragua hat vor kurzem ihr Medizinstudium abgeschlossen und arbeitet künftig als Ärztin für ein medizinisches Programm der Synode von South Dakota/USA im notleidenden Nordwesten von Nicaragua – ihr Einkommen ist gesichert. Aber auch Roxana und Laura können ihre Familien künftig ernähren: als ausgebildete Kosmetikerin und als Inhaberin einer Tanzschule.

"Es gab heftige Diskussionen darüber, ob die Stiftung auch solche Ausbildungen fördern soll", erinnert sich Wolfgang Döbrich – zu unqualifiziert oder unnütz erschien manchem die Tätigkeit. Er selbst weiß jedoch, dass Äußerlichkeiten aus gutem Grund einen so hohen Stellenwert haben. Dahinter stehe das Bedürfnis der Menschen, dass man ihre bittere Armut nicht auch noch sieht.

Ob Kosmetikerin oder Ingenieur: jeder Abschluss ist gut

"Die jungen Frauen kommen aus der letzten Hütte, aber sie sehen picobello aus", hat er auf seinen Reisen durch die zentralamerikanischen Länder immer wieder erlebt. Entsprechend gefragt sind professionelle Maniküre und Make-up – und damit auch entsprechende Studios. "Am Ende zählt, ob die Frauen damit ihren Lebensunterhalt bestreiten können, und das ist der Fall", sagt Ehefrau Annette.

Soliette López Ortega
Soliette López Ortega aus Nicaragua ist die erste Stipendiatin der Döbrich-Stiftung, die ihr Studium mit dem Doktorgrad abgeschlossen hat. Am 7. März 2018 erhielt sie ihr Abschlusszeugnis als Absolventin des Studiums der Allgemeinmedizin. In der Stiftungszeitung "Revista Mai 2018" schreibt sie: "Dafür danke ich zuerst Gott für all seinen Segen und der Döbrich-Stiftung für all die Unterstützung, die ich erhalten habe, und für die Anstrengungen, die sie Tag für Tag unternehmen, um jungen Menschen wie mir die Gelegenheit zu geben, ihre Lebensqualität zu verbessern. Dies ist ein wesentlicher und sehr wichtiger Aspekt, der mich zu der Frau gemacht hat, die ich heute bin. Mir bleibt nichts als Danke zu sagen und mir zu wünschen, dass Gott, unser Herr, Sie alle segne und und immer behüte."
Mario in Autowerkstatt
Mario in seiner Werkstatt in San Pedro Sula/Honduras. Er ist der erste “técnico automotriz” der Döbrich-Stiftung, die nicht nur die akademische, sondern auch die berufliche Ausbildung fördert. Neben einem Studium der Ingenieurwissenschaften an der Autonomen Nationalen Universität in Valle de Sula de San Pedro Sula hat er einen einjährigen Kurs in Automobilelektronik im Nationalen Institut für berufliche Ausbildung von der Lucas-Nülle GmbH aus Deutschland besucht. Dort wurde er zum Techniker für Antriebstechnik jedweder Art ausgebildet - dieses und alle folgenden Porträts sind der Stiftungszeitschrift "Revista" der Döbrich-Stiftung entnommen.
Maria del Carmen Centeno
Maria del Carmen Centeno hat nach einem Jahr Ausbildung das Diplom „Grundlagen der professionellen Küche“ (Cocina Básica Profesional) erhalten. Maria hat gelernt, Speisen professionell vorzubereiten – in derselben Qualität, wie sie in renommierten Hotels in Managua serviert werden. Dazu gehört das Wissen, wie man die Gerichte zubereitet und Beilagen und Dressings arrangiert. Ihre Noten in Theorie und Praxis sind hervorragend. Dieses Diplom, das sich auf die Kochgrundlagen beschränkt, befähigt sie, im Hotelbereich zu arbeiten. Sie fand ihre Lehre sehr interessant und möchte ihr Wissen weiter vertiefen. In ihrer Gemeinde Los Trejos in Managua ist sie verantwortlich für die Verpflegung bei offiziellen Anlässen der ILFE wie Zusammenkünften von Pastoren und MitarbeiterInnen und bei Besuchen von Delegationen aus Partnerkirchen. Auch leitet sie den Kindergottesdienst. (aus: Revista 17)
Kiara aus Costa Rica
Kiara ist 16 Jahre alt und möchte in zwei Jahren die Schule beenden. Ihr größter Wunsch ist es, den „bachillerato“ zu haben, um an die Universität gehen zu können. Sie ist ehrgeizig und ziemlich gut in der Schule. Sie hat sich besonders mit den Naturwissenschaften befasst, weil sie diese Themen am meisten interessieren. Kiara gehört zur Gemeinschaft der Quitirizi im indigenen Gebiet von Colaboro/Costa Rica. Dort lebt sie mit ihren Eltern und Geschwistern. Die einzige Person im Haushalt, die ab und zu Geld verdient, ist ihr Vater. Er arbeitet als Tagelöhner. Sie ist sehr stolz, Teil der lutherischen Kirche zu sein, da sie sieht, dass hier wertvolle Arbeit gemacht wird. In der Gemeinde hilft sie überall mit, wo sie kann. Besonders gefallen ihr jedoch die organisierten Treffen, wo sie mit vielen Jugendlichen und neuen Leuten zusammenkommen kann. (aus: Revista 17)
Rafael Albino aus San Salvador
Rafael Albino studiert „Técnico en Computación“ an der Universität „Don Bosco“ in San Salvador. Die Universität hat ihn für das Programm „PILLET“ ausgewählt, was bedeutet, dass er zwei Studiengänge - Informatik und Ingenieurswesen - gleichzeitig absolvieren kann. Das kostete ihn mehr Anstrengung, aber er hat alle Kurse gemeistert und gute Leistungen erbracht. Im letzten Jahr wurden ihm von der Universität die Urkunde und der Titel „Técnico Superior en sistemas“ (grad. Techniker) verliehen. Sein weiteres Studium zum Diplomingenieur, das noch zwei Jahre in Anspruch nehmen wird, kann er nun aus eigener Kraft fortsetzen, da er Arbeit im Bereich der Netzwerktechnik fand. Hier sammelt er auch Arbeitserfahrung. Sein Plan ist es, sich in der Beratung bei Informatik-Angelegenheiten (sein Fokus liegt auf Projektleitung) selbstständig zu machen. Die Berufsaussichten dafür sind in Zentralamerika gut. (aus: Revista 17)
Jackelin aus El Salvador
Die 17 jährige Jackelin Vanesa lebt auf dem Land zusammen mit ihrer Großmutter, den Eltern und einer Schwester. Die Familie hat nicht die finanziellen Mittel, um sie zu unterstützen, da nur der Vater ab und an als Tagelöhner arbeiten kann. Sie hat ihren Schulabschluss bereits erfolgreich mit Hilfe des Stipendiums geschafft und wollte nun möglichst schnell finanziell unabhängig werden. Mit drei weiteren Mädchen hat sie im Dezember ihren Kosmetikunterricht beginnen können, indem sie gemeinsam eine Lehrerin für Kosmetik bezahlen. Das Stipendiengeld reicht für die Lehrstunden und für den Kauf von Materialien für die Praxis. Seit drei Jahren arbeitet sie als Ehrenamtliche in der Jugendarbeit der Lutherische Kirche in El Salvador Nueva Esperanza. (aus: Revista 17)
Jonathan Ramìrez
Jonathan ist 17 Jahre alt und lebt in Managua/Nicaragua bei seinen Eltern und den beiden Schwestern. Die Mutter ist Hausfrau, der Vater ist Kraftfahrer mit einem monatlichen Verdienst von 5 000 Cordobas = ca. 130 €. Jonathan hat die Grund- und Hauptschule absolviert und besucht nun die „secundaria“. Danach will er Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität studieren. Seinen Abschluss wird er voraussichtlich im Dezember 2021 machen. Als Wirtschaftsingenieur will er seine Familie unterstützen und sein Land vorwärtsbringen. An den Aufgaben in Kirche und Gesellschaft beeindruckt ihn am meisten die Mühe, die man sich beim Thema „Genero“ (Geschlecht) macht, weil damit den Jugendlichen geholfen wird, den Gedanken des „Machismo“ (Männlichkeitswahn) aus dem Kopf zu bekommen. (aus: Revista 17)
Deimer aus Costa Rica
Der 16-jährige Deimer lebt zusammen mit seinen Eltern und 7 Geschwistern in Pueblo Nuevo, einem Ort im Indigenenreservat Cabagra in Costa Rica. Der Vater ist der einzige der Familie, der Geld verdient. In den kurzen Ferienzeiten arbeiten seine Schwester und er im Kaffeeanbau des Vaters mit. Deimer ist noch Schüler. Zu seiner Schule kann er mit dem Fahrrad fahren, oder er geht zu Fuß. 2015 hat er mit der Secundaria (weiterführende Schule) begonnen, in drei Jahren will er fertig sein. Besonders gefällt ihm Mathematik. Deshalb hat er schon überlegt, nach der Schule Lehrer oder Architekt zu werden. Den Umständen geschuldet wird er aber dann wohl ein Studium der Buchhaltung beginnen. Auf jeden Fall strebt er eine bessere Zukunft an und möchte vorankommen. (aus: Revista 17)
Freidy aus Nicaragua
Zum Tod der 21-jährigen Stipendiatin Freidy aus Nicaragua schreibt die Döbrich-Stiftung in der Revista 14: "Hier wird einmal mehr die Lebenswirklichkeit sichtbar, in der junge Menschen in Lateinamerika leben müssen. Was für uns unvorstellbar ist: Freidy ist Ende Dezember (2016, Anm. d. Red.) mit gerade einmal 21 Jahren unter Schmerzen gestorben. Sie konnte nach einer schweren Erkrankung aufgrund ihrer Wohnsituation draußen auf dem Land und der finanziellen Verhältnisse nicht rechtzeitig in ärztliche Behandlung gebracht werden. Ihr starkes Engagement in Kirche, Beruf und Familie fand ein jähes Ende, ihre großen Pläne - sie wollte Sozialarbeiterin werden - konnte sie nun nicht mehr verwirklichen. Dabei hatte sie noch im Oktober ihre Prüfungen in Pädagogik mit Bravour bestanden. Sie engagierte sich sehr intensiv im kirchlichen Leben, war die Leiterin des Jugendverbandes und half bei den Gottesdiensten in den Gemeinden im „Oeste“ um Somotillo. Für ihre Familie und ihre Kirche „Glaube und Hoffnung“ in Nicaragua ist ihr Tod ein großer Verlust.

102 junge Leute hat die Stiftung des Ehepaars bereits auf dem Weg zum Schul- oder Berufsabschluss unterstützt, vom Abiturienten bis zum Elektroingenieur ist alles dabei. "In Zentralamerika ist nur die Grundschule kostenlos", erklärt Wolfgang Döbrich, der gerade seinen 75. Geburtstag gefeiert hat.

In El Salvador beispielsweise kann die weiterführende Schule bis zu 40 Dollar pro Monat kosten – ganz zu schweigen von den Universitäten, an denen nicht nur der Unterricht, sondern oft auch jede Prüfung und jedes Zeugnis mit saftigen Gebühren belegt sind. Die wenigsten Familien können sich das leisten – und so endet Generation um Generation als Hilfsarbeiter, Tagelöhner, Straßenhändler.

Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA
Hunderte Menschen aus Mittelamerika hängen derzeit am Grenzzaun zwischen Mexiko und den USA fest. Sie flüchten vor bürgerkriegsähnlichen Zuständen in ihren Heimatländern.

Diese Perspektivlosigkeit treibt viele ins "gelobte Land", das im Fall von Mittelamerika nicht Deutschland, sondern eben Amerika heißt. Rund 740.000 Salvadorianer leben bereits ohne Papiere in den USA und 380.000 Honduraner. Derzeit hängen rund 2500 Zentralamerikaner in Nord-Mexiko am Grenzzaun zu den Vereinigten Staaten fest, den deren Präsident mit immer mehr Militärpräsenz festigen will.

Abschottung statt Fluchtursachenbekämpfung: Es ist ein Muster, an dem auch in Europa gestrickt wird. Den zentralamerikanischen Staaten, die ihre Geflüchteten nicht zurücknehmen, droht Haupthandelspartner Amerika mit Wirtschaftssanktionen. Die Rückkehrer jedoch geraten meist auf die schiefe Bahn und verschärfen den Teufelskreis von Armut und Gewalt. El Salvador ist, fast 30 Jahre nach Ende des Bürgerkriegs, immer noch das Land mit einer der weltweit höchsten Mordraten.

Kinder in Zentralamerika wünschen sich Bildung

Mit der Situation in den kleinen zentralamerikanischen Staaten ist Wolfgang Döbrich vertraut. Zehn Jahre lang reiste er als Lateinamerika-Beauftragter der bayerischen Landeskirche durch Mittelamerika und Brasilien. "Wenn ich Kinder gefragt habe, was sie sich wünschen, kam immer die gleiche Antwort: Ich möchte zur Schule gehen", erinnert er sich. Denn nahen Ruhestand vor Augen beschloss das Ehepaar Döbrich, eine Stiftung ins Leben zu rufen, die diesen Wunsch erfüllen hilft.

Landkarte Zentralamerika
In vier von sieben mittelamerikanischen Staaten sind lutherische Kirchen der CILCA vertreten: in El Salvador, Honduras, Nicaragua und Costa Rica.

Das Thema "Stiften" ist in aller Munde - kein Wunder angesichts der Millionenbeträge, die in den nächsten Jahren vererbt werden. Viele gemeinnützige Organisationen haben das Potenzial erkannt: Seit sechs Jahren stellt der "Münchner Stiftungsfrühling" Stiftungen aller Art vor, Portale wie "Das Prinzip Apfelbaum" werben um Mittel für den guten Zweck. Dass man aber auch ohne große Erbschaft eine erfolgreiche Stiftung gründen kann, zeigt die Döbrich-Stiftung. "Wir haben mit 2000 Euro Eigenkapital begonnen", sagt Annette Döbrich. Größere Zustiftungen habe es nie gegeben, doch ein stabiler Unterstützerkreis von rund 300 Personen bringe die Stiftung mittlerweile jedes Jahr um etwa 30.000 Euro voran.

Nach vier Jahren unter dem Dach der Lieselotte und Rosina-Heinrich-Stiftung, die brasilianische Straßenkinder unterstützt, wurde die Initiative der Döbrichs im Jahr 2008 mit dem nötigen Grundstock von 51.000 Euro selbstständig.  Wiederum zehn Jahre später beträgt das Stiftungskapital nun schon 380.000 Euro, zusätzlich kamen 120.000 Euro Direktspenden aufs Konto.

Partnerschaft: Kirchen vor Ort wählen Stipendiaten aus

Davon und von den – wegen der Niedrigzinsen zu Döbrichs Leidwesen nur mageren – Zinserträgen finanziert die Stiftung ihre Stipendien. Eine zentrale Rolle kommt den Partnerkirchen der CILCA, der Comunión de Iglesias Luteranas de Centro América, zu: Sie wählen die Kandidaten aus und legen die Höhe des Stipendiums fest. Für Nicaragua und Costa Rica sind das monatlich 50 US-Dollar, für El Salvador 75 und für Honduras 100, weil dort die Lebenshaltungskosten am höchsten sind.
 

Typischer Bus in El Salvador
Bustickets sind teuer in Zentralamerika. Die Döbrich-Stiftung hilft ihren Stipendiaten, zumindest solche Hürden auf dem Weg zum Bildungsabschluss leichter nehmen zu können.

"Das sind keine vollwertigen Stipendien", weiß Wolfgang Döbrich, "aber es sind Anschubfinanzierungen für Bücher oder die teuren Bustickets." Jedem Stipendiaten garantiert die Stiftung ihre Unterstützung bis zum nächsten Bildungsabschluss. "Diese feste monatliche Zuwendung ermutigt Familien, den Rest mit vereinten Kräften selbst zu stemmen", sagt Döbrich.

Auch wenn sich die Stiftung nicht in die Auswahl der Kandidaten einmischt, achten Vorstand und Beirat doch darauf, dass bestimmte Kriterien erfüllt sind. Dazu gehören Ausbildungswille und –fähigkeit, Bedürftigkeit und soziales Engagement. Auch ein Mindestmaß an Unterstützung der Familie ist nötig: "Die Kinder und Jugendlichen müssen eine Möglichkeit haben, daheim zu lernen", sagt Annette Döbrich. Die CILCA-Kirchen seien, mangels eines stabilen Mittelstands in den Ländern, alles Armenkirchen. In den meisten Lebensläufen der Stipendiaten steht: Mutter Hausfrau, Vater Gelegenheitsarbeiter.

"Natürlich sind wir enttäuscht, wenn jemand abbricht"

Sie erinnert sich an zwei Brüder aus einer Großfamilie, die in einem Slum von San Salvador lebt. "Die Hütte hatte nur zwei Räume, in denen sich abends jeder seinen Schlafplatz suchte", berichtet Wolfgang Döbrich. Der mittlerweile verstorbene Diakon Helmut Köhler empfahl zwei Söhne für die Stiftung und holte sie zum Lernen in die lutherische Einrichtung "Casa la Esperanza". David, der jüngere, macht demnächst sein Abitur. "Der ältere Bruder hat sich leider einer Gang angeschlossen", sagt Annette Döbrich mit Bedauern.

Auch das kommt immer wieder vor: dass Stipendiaten ihre Ausbildung abbrechen – weil ein Familienmitglied krank wird, weil ein Kind kommt, weil sie in die USA auswandern, weil sie der Verlockung nach dem schnellen Geld der Straßenbanden nicht widerstehen. Von den 102 Schützlingen der Stiftung sind 26 abgesprungen. 32 haben die Ausbildung mit Abitur, Berufslehre oder Universitätsabschluss beendet, die restlichen 44 sind noch dabei und wurden 2018 mit 28.000 Euro unterstützt. "Natürlich sind wir enttäuscht, wenn jemand abbricht – aber so ist der Lauf der Dinge, das passiert auch in Deutschland", sagt Annette Döbrich. Am Sinn der Stiftungsarbeit zweifelt sie nicht: "Es gibt keine Alternative dazu."

Straße in Santa Ana in El Salvador
Eine Straße in Santa Ana, einer Stadt im Nordwesten von El Salvador.

Unschätzbar für den Erfolg der Stiftung sind Wolfgang Döbrichs gute Kontakte aus seiner Tätigkeit als Lateinamerika-Referent und viele gewachsene Beziehungen zu ehemaligen Studenten, Konfirmanden oder Traupaaren. Ohne Klinkenputzen und Mitgliederpflege geht es dennoch nicht: Zweimal im Jahr laden die Döbrichs an den Starnberger See zu Gründungs- und Sommerfest, zweimal im Jahr erscheint die professionell gemachte Minizeitung "Revista informativa". Die Kontaktpflege zu jungen Freiwilligen und den Kirchen der CILCA sowie zu Unterstützern und ehrenamtlichen Helfern läuft im Hintergrund das ganze Jahr.

"Die Stiftung bestimmt uns", sagt Annette Döbrich mit einem leisen Seufzen. Für einen Nachfolger würde sie "den roten Teppich ausrollen und die Blasmusik bestellen". Ihr Mann zeigt keine Anzeichen von Müdigkeit und sieht die Sache pragmatisch. Wenn sein Sohn Simon, derzeit EKD-Auslandspfarrer in Madrid und verheiratet mit einer Nicaraguanerin, dereinst den Staffelstab nicht übernehme, dann gehe die Stiftung eben "mit einer schönen Schleife rum" ans Lateinamerikareferat von Mission Eine Welt in Neuendettelsau.

"Den Bildungswilligen im Land eine Chance geben"

Anders als manche staatlichen Förderprogramme setzen die Döbrichs darauf, junge Leute in ihrem Heimatland auszubilden und sie nicht dafür nach Deutschland zu holen. "Man muss den Bildungswilligen im Land eine Chance geben, damit sie sich dort als Lehrer, Ärzte, Ingenieure eine Perspektive aufbauen", ist Wolfgang Döbrich überzeugt. Dass wiederum den Flüchtlingen, die seit 2015 nach Deutschland gekommen sind, nicht entschlossener zu einer Ausbildung verholfen wurde, findet er "furchtbar". "Das sind die Aktiven, die in ihren Heimatländern arbeiten würden, wenn sie die Chance dazu hätten."

Laura aus El Salvador
Laura aus El Salvador hat mit Hilfe der Stiftung das Studium der Kommunikationswissenschaft abgeschlossen und betreibt jetzt eine eigene Ballettschule. Sie schreibt: »Ich verabschiede mich mit großer Dankbarkeit für meine Unterstützung durch die Döbrich-Stiftung und für die wertvolle Arbeit, den Jugendlichen das beste Vermächtnis anzubieten: Die Bildung.«

Nur wenn sich die Lebensbedingungen in den armen Ländern der Welt verbesserten, sinke der Migrationsdruck. "Die Menschen leben dort in größter täglicher Unsicherheit, jede Krankheit kann das Ende bedeuten, die Kriminalität ist eine ständige Bedrohung", zählt er auf. Er erinnert sich an eine junge Mutter aus El Salvador, die bei einem Partnerschaftsbesuch in Feldafing beim Anblick eines die Straße entlangradelnden Kindes in Tränen ausbrach. "Dass ein Kind allein auf der Straße unterwegs ist, wäre wegen der erpresserischen Gangs dort undenkbar", sagt Döbrich.

Sicherheit, Auskommen und eine Perspektive für das eigene Leben: Das sind die Ziele, die die Döbrich-Stiftung unbeirrbar verfolgt. Wie lohnend das ist, beschreibt die ehemalige Stipendiatin Laura aus El Salvador, die nach einem abgeschlossenen Studium der Kommunikationswissenschaft jetzt erfolgreich eine eigene Ballettschule betreibt: "Ich verabschiede mich mit großer Dankbarkeit für meine Unterstützung durch die Döbrich-Stiftung und für die wertvolle Arbeit, den Jugendlichen das beste Vermächtnis anzubieten: Die Bildung."

Annette und Wolfgang Döbrich-Stiftung

Die Annette und Wolfgang Döbrich-Stiftung fördert die Ausbildung junger Menschen in Zentralamerika.

Wer Interesse an der zweimal erscheinenden Stiftungszeitschrift »Revista« hat, schickt seine Kontaktdaten an die E-Mail wolfgang@doebrich-stiftung.de

Spenden zum Stiftungsgrundstock oder für laufende Stipendien können per Überweisung oder auch online getätigt werden. Infos: www.doebrich-stiftung.de