Die Insel Lesbos in der nördlichen Ägäis, nicht weit entfernt vom türkischen Festland, ist seit Jahren durch das Schicksal der dort gestrandeten Flüchtlinge in unseren Nachrichten präsent. Moria, das abgebrannte Flüchtlingslager. Viele Inselbewohner und Menschen aus ganz Europa engagieren sich hier für die Bedürftigen. 

Die versteinerten Bäume von Lesbos

Auf dieser Insel gibt es etwas, das ich mit Worten kaum beschreiben kann, man muss es selbst gesehen haben: Den Versteinerten Wald an der Westküste von Lesbos. Der erloschene Vulkankegel des Ordymnos erzählt das Warum und Wieso. Vor rund fünfzehn bis zwanzig Millionen Jahren standen hier ganze Wälder riesiger Sequoia- und Mammutbäume. Durch einen gigantischen Ausbruch hat der Vulkan sie in einem heißen Regen von Lava, Stein und Asche unter sich begraben. Und schließlich unter einer durchlässigen Tuffschicht versiegelt. Heiße Quellen haben diese Schicht dann im Lauf der Zeit mit mineralhaltigen Wasser getränkt. Mit ihm drang Siliziumdioxid in jede Zelle und formte allmählich die Holzstruktur der Bäume nach. Auch Äste und Jahresringe lassen sich heute noch erkennen. Sogar ein versteinerter Wurm, der sich unglücklicherweise am falschen Ort befand, als der Vulkan ausbrach. In späteren Jahrmillionen hat der Meltémi, der Nordwind der Agäis, Sand und Staub der obersten Schicht abgetragen und die Bäume in ihrer versteinerten Form freigelegt. Sie schauen aus wie Holz, sind aber Stein. Gelb, rosa, lila, rot – sie schillern wie Wunderwerke in der heißen Sonne in vielen Farben. Und nun – zwanzig Millionen Jahre später – knie ich vor diesen steingewordenen Bäumen, die mausetot flach auf dem Boden liegen. Den Lebewesen damals fehlte jedes Bewusstsein, dass sie in einem Nu, einem Moment der Erdgeschichte, die letzte Generation sein würden. Hätte es aber damals schon Menschen gegeben, so bin ich sicher: Die meisten hätten im trotz des Vulkans ausgeharrt, das Beste gehofft und das Schlimmste verdrängt, das eintreten könnte. Und dann ist es doch geschehen, das Schreckliche. 

Liebe Lesende, wenn es stimmt, was die Klimaforschung seit vielen Jahrzehnten zu sagen versucht, gehöre ich, gehören wir heute vielleicht auch zu einer Generation, deren wunderbare schöne Lebenswelt verwüstet werden könnte. Der Weltklima-Rat mahnt nachdrücklich, dass wir uns Kipp-Punkten nähern, die unserem Leben und allen Lebewesen auf diesem Planeten gefährlich werden können. Die jungen Menschen, die sich Letzte Generation nennen, machen mit umstrittenen Aktionen darauf aufmerksam. Um der Stimme der Wissenschaft Gehör zu verschaffen. Um uns alle wachzurütteln. Ich sehe die versteinerten Bäume von Lesbos und merke: Verdrängen hilft nicht. 

Geburtenstreik

Ich bin einer jungen Frau begegnet, die beschlossen hat, keine Kinder in diese Welt zu setzen. Weil es aus ihrer Sicht unverantwortlich ist, Kindern eine Welt zuzumuten, die außer Rand und Band geraten ist, erklärt sie mir. Es ist ihre persönliche Entscheidung. Sie macht anderen keinen Vorwurf, Kinder zu bekommen. Sie selbst hat aber damit abgeschlossen, sagt sie ganz ruhig. Eine Hoffnung, dass sich das noch mal ändern könnte, hat sie nicht. Sie wirkt nicht traurig, sondern eher nüchtern, sachlich. Sie will für die Kinder da sein, die schon auf der Welt sind. Möchte ihnen zeigen, wie schön diese Welt eigentlich ist. Ich möchte so viele schöne Dinge wie möglich auf dieser Welt erleben, ihnen begegnen, ihre Schönheit in mich aufsaugen. (1)

Bevor sich die schöne Welt für immer verändern wird. Auch wenn es kein Datum für dieses böse Ende gibt, so rechnet sie fest mit seinem Kommen. Die britische Musikerin Blythe Pepino ruft im Studio der britischen BBC zu demselben radikalen Schritt auf:  Unser Planet bricht gerade um uns herum zusammen. Ich bin so enttäuscht darüber, wie die Politik auf diese Krise reagiert. Deshalb habe ich entschieden, dass ich kein Kind in diese Welt setzen kann. Und viele andere entscheiden sich genauso. Sie haben solche Angst. Deshalb ist es ihnen unmöglich, eine Familie zu gründen. (2)

 Blythe Pepino ist Gründerin der Aktion Birthstrike, Geburtenstreik. Ein Mensch verbraucht immer mehr Ressourcen und verursacht einen immer größeren Ausstoß von Treibhausgasen. Da erscheint ein Geburtenstreik beinahe logisch und verständlich. Fast acht Milliarden Menschen leben derzeit auf der Erde. Innerhalb der vergangenen fünfzig Jahre hat sich die Weltbevölkerung mehr als verdoppelt. Aber etwas in mir lehnt sich dagegen auf, gegen diese hoffnungslose und verzweifelte Sichtweise von Blythe Pepino und anderen jungen Menschen, als gäbe es keine Alternative. Denn ohne Hoffnung finden wir auch keine Kraft, etwas zu ändern. Die amerikanische Dichterin Emily Dickinson sagt es in einem Gedicht so:

Hoffnung ist das Ding mit Federn, 
das in der Seele sitzt
 und summt die alte Melodie 
und höret niemals auf. (3)

Kinder kriegen und Angstsorge

Über mehrere Jahrtausende hinweg galt der Kindersegen als ein Garant für die Zukunft. Viele Kinder zu bekommen, sicherte das Weiterleben der Eltern und Großeltern ab, oft sogar das Überleben. Wegen der hohen Kindersterblichkeit mussten möglichst viele Kinder geboren werden um die Todesfälle auszugleichen. Im Angesicht von Not und Tod fiel kaum auf, wie berechnend das klang. Meine verstorbenen Großeltern – sie wären demnächst 100 Jahre alt geworden – hatten sieben Kinder. Oma hat oft gesagt: Gottseidank haben wir viele Kinder, da muss ich mir keine Gedanken machen.

In den hochindustrialisierten Gesellschaften in Europa und Nordamerika hat sich dieses Denken in einer hohen Geschwindigkeit verändert. Heute können Menschen gelassen sagen: Ich muss keine Kinder mehr kriegen um versorgt zu sein. Dieses Motiv fürs Kinderkriegen fällt auf der Nordhalbkugel der Erde weitgehend weg, anders als auf der Südhalbkugel. Unsere Großeltern und Eltern haben, so sagen sie, hart dafür gearbeitet, dass wir, ihre Kinder heute in Europa, in Deutschland, in einem Wohlstand leben, den andere Länder nicht haben. Die Erde wird auf eine Weise beherrscht, die verschweigt, dass das gute Leben hier bei uns einen Preis hat, den andere Menschen auf der Südhalbkugel der Erde mitbezahlen. Wir jammern, wenn der Benzinpreis sich der 2-Euro-Grenze nähert. Und wir wissen, dass – wenn wir den tatsächlich gerechten Preis eines fossilen Brennstoffs zahlen müssten – unser Leben radikal ändern müssten. Und es tun würden. Aber noch gelingen Aufschübe. Noch. 

Es geht nicht nur ums Kinderkriegen, sondern um unsere Lebensweise. Ich fürchte, dass wir nicht erst in den letzten 50 bis 100 Jahren den göttlichen Schöpfungsauftrag an die Menschen gründlich und schrecklich missverstanden haben.

Verheißungsvoller Überschuss

Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht. (Gen. 1, 28)

Wo neue Zahlen zur Weltbevölkerung genannt werden, da werden diese biblischen Worte oft zitiert, als würden sie schon alles erklären. Als sei es schon immer ein göttlicher Irrtum gewesen, Menschen zu gebieten, nicht nur sehr fruchtbar zu sein, sondern auch die Ausbeutung der Erde voranzutreiben. Aber wir verwechseln die ausbeuterische Weise, wie wir heute mit der Erde umgehen, mit dem Umgang, den Gott geboten hat. Und das gilt auch für das Kinderkriegen. Gott spricht eine Verheißung aus. Was vor Tausenden von Jahren in der Schöpfungserzählung aufgeschrieben wurde, ist einer kleinen Menschheitstruppe als große Verheißung zugesagt worden: Mehret euch und füllet die Erde. Da laufen ein paar Menschlein auf der Erde herum – und ihnen bringt Gott eine gigantische Übertreibung nahe: Füllet die Erde. Das hebräische Wort dafür ist raba (רָבָּה): In Menge füllen. Eine Übertreibung erster Güte. In dieser Verheißung ist überhaupt kein Platz für die abwegige Vorstellung, es würden sich einmal wenige Menschen enorm viel an Lebens-Mitteln und Lebens-Möglichkeiten sichern, so dass die Erde am Ende zu klein für alle sein könnte. Die kleine Menschheitstruppe in der Schöpfungserzählung hört das Verheißungsvolle: ‚Bringt Kinder auf die Welt und macht euch keine Sorgen.‘ 

Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (Gen. 9,22)

Wir sollen uns keine Sorgen machen, dass auf dieser Erde nicht genügend Lebens-Mittel und Lebens-Möglichkeiten da sein könnten, für alle, die schon leben und die noch geboren werden. So verstehe ich Gottes überschießende Verheißung: Fürs Leben aller Menschen ist alles im Überschuss da – es wartet darauf, gerecht verteilt zu werden. 

Nicht anders ist es beim Kinderkriegen. Als würde Gott zu uns sagen: ‚Ich schenke euch einen großen Überschuss, der euch zufallen, euer Leben bereichern und beglücken wird wie nichts auf der Welt, das ihr jetzt schon habt und gerne festhalten wollt. Das ist meine Verheißung für euch: Eure Kinder sind meine Gabe, mein Geschenk an euch. Mehret euch und füllet die Erde.‘

Und was hat die Menschheit daraus gemacht? Sie hat sich gesagt: Lasst uns Kinder kriegen, damit unser Leben eine neue Qualität erfährt. Lasst uns Kinder machen und reproduzieren, denn mit ihnen überleben wir, selbst wenn ein paar Kinder sterben. Lasst uns Kinder kriegen, damit wir uns keine Sorgen um die Zukunft machen müssen. 

Auch dann, wenn wir keine Kinder mehr kriegen müssen, ist der Kinderwunsch verständlich: ‚Ich will in meinen Kindern weiterleben. Ich bemühe mich, dass ich ihnen so viel wie möglich an Besitz, Weisheit und Wissen weitergeben kann. Ich pflanze mich in meinen Kindern fort. Es ist ein schöner Gedanke, dass mein Leben in ihnen weitergeht.‘

 Kann daran irgendetwas verwerflich sein? Von der Verheißung der großen Weite ohne Sorge um das eigene Leben ist es ein weiter Weg bis zur Kinderproduktion aus Angst und Sorge ums Überleben. Schon die Sprache verrät, wie selbstbezogen da gedacht wird: Fortpflanzung, Erhaltung, Reproduktion. Es geht um die Verteidigung des Alten. Und die macht nicht einmal Halt bei der Eroberung des Neuen: Ich will in meinen Kindern weiterleben. Auch wenn der letzte Satz unschuldig klingt: Kinder sind vieles – nur eines nicht: Der Lebenssinn ihrer Eltern. Gott hat eben nicht gesagt: ‚Pflanzt euch fort und drückt der Zukunft euren Stempel auf.‘

 Kinder wollen anders empfangen werden. Sie mögen es ganz und gar nicht, wenn wir ihnen unseren Stempel aufdrücken wollen, unsere Sicht, wie wir die Welt sehen. Auch nicht unsere Angst vor der Zukunft. Es ist nicht ihr Glück, wenn sich unser Leben in ihnen fortsetzen würde.

Doch worauf richtet sich die göttliche Verheißung von Kinderkriegen und Leben ohne Sorge denn dann? Wenn ein Kind geboren wird, kommt ein Überschuss ins Leben, den niemand sich selber geben kann. Kinder bereichern mein Leben. Sie steigern nicht mein Leben, sondern sie sind eine ‚Gabe Gottes‘ an mich. Ein Überschuss, eine Verheißung. Ich habe sie nicht produziert und schon gar nicht habe ich sie reproduziert, als könnte etwas von mir in ihnen weiterleben. Nicht einmal, wenn ich tatsächlich etwas von mir selbst in ihnen entdecken sollte, eine Ähnlichkeit, ein vertrautes Lachen oder Geste. Denn sie sind nicht mein verlängertes Ich. Als Vater von zwei Kindern fühle ich mich von Gott beschenkt. Der Älteste ist ins Leben seiner Eltern hineingeplatzt – undenkbar, wenn er‘s nicht wäre! So wie auch der Jüngere uns, seinen Eltern, zugefallen ist. Und ich empfinde meine neun Enkelkinder als einen großen Reichtum. Dazu die unverdiente Gnade meiner Beute-Enkelkinder in einer Patchworkfamilie.

 Und wenn keine Kinder kommen? Wenn nichts von Überschuss und Verheißung wahr werden will? Meine Patentante wollte als junge Frau unbedingt Kinder kriegen, das war ihr Traum. Ihr Wunsch wurde nicht erfüllt und das tat weh. Heftiger Kummer im Herzen. Wenn ich von ihr erzähle, dann nicht, weil ihr Weg eine Lösung für andere oder ein Trost sein könnte. Sondern es ist einfach nur ihr Weg, den sie gegangen ist. Sie traf eine Entscheidung. Sie gab ihre Arbeit im Notariat ihres Vaters auf und wurde Lehrerin an der Grundschule. Für mich war das nicht leicht, denn sie wurde auch meine Klassenlehrerin. Und sie war mit mir strenger als mit den anderen. Zumindest kam das mir damals so vor. Sie ist 94 Jahre alt geworden und hat mir oft gesagt, wie sie ihre Schulkinder empfunden hat: Die Kinder waren mein Glück.

Der Hamburger Liedermacher Tim Linde hat für seine Tochter ein Tauf-Lied geschrieben, mit guten Wünschen. Auch für Erwachsene. 

Sorget nicht

Kinderkriegen und sich keine Sorgen machen – ich gebe zu: Diese Verheißung ist fast ein Widerspruch in sich selbst. Denn wer Kinder hat – eigene, angenommene oder anvertraute – macht sich Sorgen, natürlich, klar. Umso wichtiger, dass Kinder nicht unsere Zukunft sichern. Wir sollen sie stark und mutig machen für ihre Zukunft. Das ist eine gute Sorge und jede Mühe wert. Zu allen anderen Sorgen sagt Jesus:

Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Wer ist aber unter euch, der seiner Lebenslänge eine Elle zusetzen könnte, wie sehr er sich auch darum sorgt? (Mt. 6, 25+27)

Berühmte Worte Jesu. Sorgt euch nicht – die kleinere Form der Hoffnung. Folgt nicht eurem Angstsinn. Ich verstehe die Angst von Menschen, Kinder in eine Welt zu setzen, die außer Rand und Band geraten ist. Es ist eine verzweifelte Hoffnung. Blythe Pepino, die britische Stimme dieser Überzeugung, sagt: Unser Geburtenstreik ist traurig, aber auch ein Akt der Hoffnung. Was wir sagen wollen: Wir haben als Menschheit jetzt zwei Optionen. Entweder wir stemmen uns gegen den ökologischen Kollaps – und zwar sofort und alle gemeinsam – oder wir sterben sowieso aus.  (4)

Dennoch möchte ich ihr widersprechen. Was sich wie eine letzte Hoffnung anhört, ist aus ein- und derselben Sorgenangst geboren. Bisher lautet die Bewältigungsstrategie: Ich kann das eigene Überleben sichern oder meinem Leben einen Sinn geben, wenn ich in meinen Kindern weiterlebe. Die Strategie von Pepino lautet: Keine Kinder kriegen, um unseren ökologischen Kollaps aufzuhalten. Aber in beiden Strategien geschieht wenig um der Kinder willen. In beiden verteidigt sich das Alte gegen das Neue. Und kann sogar das Neue verneinen, um das Alte zu retten. Die Gier und die Angstsorge um sich selbst hat die Menschheit erst in diese schreckliche Situation gebracht, in der wir uns befinden. Nicht das Kinderkriegen. 

Der Verheißung Gottes folgen 

Schneiden wir uns von Kindern ab, lassen wir uns scheiden von der Hoffnung. Denn das Neue kommt durch die Kinder zu mir. Sie bringen mich auf neue Gedanken. Kinder sind die Träger des Neuen. Sie sind das überschießende Moment, das mir zufällt. Und sie, die Kinder, sollen nicht mehr geboren werden? Und ich mich verschließen vor neuen Gedanken und Ideen, die diese Welt vielleicht retten können? Wie absurd, wie arrogant, wie herablassend kann Angst klingen. 

Es kommt darauf an, die richtige Aufgabe in den Blick zu nehmen. Die wahre Herausforderung, vor der wir alle auf dieser Erde stehen, lautet: Lasst uns der Verheißung Gottes vertrauen – ohne diese schreckliche Angstsorge um uns selbst, die uns verdammt und verflucht! Unter deren Fluch auch viele andere auf dieser Erde leiden. Auf der Welt sind genug Lebens-Mittel und Lebens-Möglichkeiten für alle da, selbst für acht oder mehr Milliarden Menschen. Jesus sagt es so:

Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen (Mt. 6, 32f.)

Es braucht intelligente Lösungen, wie wir das gerecht verteilen, was alle brauchen. Wo könnten die herkommen? Das Neue kommt von vorne, ich muss es nur empfangen wollen. Dann wird das noch was mit der Zukunft dieser Erde. Weil ich es bin, der von seinen Kindern etwas Neues erfährt, was ich mir nicht selber sagen kann. Meinen Kindern will ich zuhören. Und vielleicht findet das, was ich im Leben gelernt habe, dann auch Gehör bei meinen Kindern. Bei jungen Menschen, die eine Zukunft vor sich haben, in die sie gehen werden, die ihre Aufgabe ist. 

Ich denke noch mal an den Versteinerten Wald auf der Insel Lesbos, der mich mahnt und nachdenklich macht. Es ist fast verwegen, sich vorzustellen, dass in zwanzig Millionen Jahren ein Mensch sich verwundert die Augen reiben und fragen könnte, was uns Heutige im Jahr 2023 plötzlich bewogen hat, auf einmal anders zu leben, als wir bis jetzt gelebt haben. Wie das kam, dass sich die Erde, dass sich die Menschen noch einmal ändern konnten. Daran will ich glauben. Klingt das in Ihren Ohren, liebe Lesende, total plemplem? Naja, ich finde: Ein wenig bekloppte Hoffnung muss der christliche Glaube schon haben.

 

(1) Mitschrift aus einem persönlichen Gespräch

(2)  in: Kinder, Klima, Katastrophen. Ist die Menschheit noch zu rechtfertigen? DLF-Sendung 2.12.2020 von Christian Röther

(3) Emily Dickinson. Gedichte. Ausgewählt von Joyce Carol Oates. Fischerverlag 2018 (1996), S. 43

(4) in: Kinder, Klima, Katastrophen ebd.

 

 

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