Wenn das Nürnberger Christkind nicht in vollem Ornat Termine wahrnimmt oder Weihnachtswünsche sammelt, dann sitzt es zum Beispiel im Geschichtskurs der evangelischen Wilhelm-Löhe-Schule: Teresa Windschall besucht dort die 12. Klasse und lernt an diesem Morgen etwas über die Nationalstaatsbildung von Deutschland und Frankreich. Zunächst aber gibt es am Anfang der Stunde Glückwünsche von Geschichtslehrerin Kathrin Geist:

"Ich habe mich total gefreut. Da schlage ich die Zeitung auf und sehe die Teresa."

Die 17-Jährige mag die evangelische Schule in Nürnberg, vor allem "den Zusammenhalt und das bunte Schulleben". Sie könne dort so viel machen, schwärmt die junge Frau: "Seit der ersten Klasse spiele ich Geige, habe aber auch schon andere Kurse belegt wie Theater oder Chinesisch." Der Glaube war immer irgendwie da für Teresa, die sich mit fünf Jahren selbst dazu entschieden hat, sich taufen zu lassen: "Da ist irgendwas in mir, aber genau definieren kann ich das nicht."

Die Mitschüler freuen sich für Teresa 

Die Schule ist stolz auf Teresa, am meisten aber sind es ihre Freunde. Für Emma Gemmrig ist es noch ganz surreal, mit dem Christkind in einer Klasse zu sitzen, "weil sie ist einfach die Teresa". Zugleich waren ihre Freunde davon überzeugt, dass Teresa die Wahl für sich entscheidet. "Sie hat so eine tolle Ausstrahlung", sagt Emma Gemmrig. Für Julius von Loewenich hat es Teresa verdient, das Christkind zu sein, "weil sie ein liebenswerter Mensch ist und für mich passt sie total gut in dieses Amt rein". Seit er Teresa kenne, wisse er schon von ihrem Wunsch, einmal das Nürnberger Christkind zu werden.

Für Teresa ging mit ihrer Wahl am 3. November in der Tat ein Traum in Erfüllung. "Es bedeutet mir sehr viel." Die "Magie" des Amt zu fühlen und "das sein zu dürfen, was ich damals selbst am Christkind bewundert habe", freue sie sehr. Dennoch wird die erste Amtszeit der Schülerin ganz anders werden, als sie es sich vielleicht vorgestellt hat. Der Christkindlesmarkt ist abgesagt, es wird keinen Prolog vor tausenden von Menschen geben. Wieder einmal wegen Corona.

Corona verhindert den Prolog an der Frauenkirche 

"Natürlich finde ich es schade, dass ich den Prolog nicht von der Frauenkirche sprechen darf. Aber ich glaube, dass es trotzdem wichtig ist, dass ich als Christkind die Hoffnung und die Freude, die dieses Amt ausstrahlt, vermittle", sagt die 17-Jährige. Zumindest die Weihnachtsveranstaltung ihrer Schule wird Teresa im Ornat vor Ort eröffnen dürfen.

Die Termine in Senioreneinrichtungen oder Kindergärten finden ausschließlich draußen und mit Abstand statt. Das oberste Gebot ist, Teresa zu schützen. Sollte sie dennoch krank werden oder in Quarantäne müssen, steht das vorjährige Christkind Benigna Munsi als Ersatz bereit. "So war das schon immer. Es gibt kaum ein Jahr, in dem das Christkind nicht mal krankheitsbedingt ausfällt", betont Susanne Randel vom Amt für Kommunikation und Stadtmarketing.

Ab dem 26. November hat Teresa schulfrei 

Wenn in rund zwei Wochen am 26. November offiziell die Amtszeit von Teresa Windschall beginnt, wird die 17-Jährige für ihre vielen Auftritte und Besuche von der Schule freigestellt. Bis dahin lernt sie zusammen mit ihren Mitschülern und wird auch schon mal auf dem Gang angesprochen. "Vor allem Jüngere kommen dann und sagen: Boah, das Christkind!", verrät ihre Freundin Emma Gemmrig. Für Teresa hat sie einen Wunsch:

"Dass sie weiterhin mit so viel Freude und auch Liebe an diese Aufgabe herangehen kann."