Ob Anführerin, Lehrerin oder Femme Fatale: Spektakuläre und skurrile Geschichten über weibliche Führungspositionen in der Tierwelt hat der Karlsruher Biologe und Buchautor Mario Ludwig zusammengetragen. In dem Fotoband "Fearless Females - Die weibliche Seite der Natur", der jetzt im Augsburger Verlag teNeues erschienen ist, berichtet er leicht verständlich und humorvoll über tierisch starke Weibchen.

Zu Beginn räumt Ludwig räumt gleich mit einem Vorurteil auf: "Rabenmütter gibt es nicht." Vielmehr gehe ihr schlechter Ruf auf falsch interpretierte Naturbeobachtungen zurück. Junge Raben würden keineswegs von ihren Mütter aus dem Nest geworfen, sondern verließen gerne das Nest, bevor sie fliegen könnten. Dann blieben sie auf dem Boden unterhalb des Nestes sitzen und würden dort von den Eltern wochenlang weiter liebevoll mit Futter versorgt und vor Fressfeinden geschützt.

Weibliche Tiere oft mit höheren Rollen in der Tierwelt 

Auch wenn die Männchen oft mehr Aufmerksamkeit bekämen, spielten Weibchen die wichtigsten Rollen in den höher entwickelten Tiergesellschaften. Als furchterregende Jägerinnen und Anführerinnen geben sie nicht nur ihre Gene, sondern auch wichtige Informationen zum Überleben der Familie weiter, erläutert Ludwig, der sich als "Experte für alles Tierische" bezeichnet.

Das sei ein Grund dafür, dass im Tierreich Damenwahl herrscht. Egal ob Amsel, Hyäne oder Laubfrosch - die Weibchen investierten viel mehr als die Männchen in den Nachwuchs und suchten sich deshalb ihren Partner genau aus. Bei einigen Gattungen seien sogar überhaupt keine Männchen zur Fortpflanzung nötig, so der Experte.

Auch Geschlechtsumwandlungen kommen in der Tierwelt vor 

Bei anderen seien die Weibchen eine Art tierische "Femme Fatale". So fresse die "Schwarze Witwe" ihren Liebhaber. Nach der Paarung diene er als "nährstoffreicher Extra-Snack".

Bei Clownfischen kommt es gar zu einer Geschlechtsumwandlung. Diese leben in einer Gruppe mit nur einem einzigen Weibchen in Seeanemonen. Wenn dieses stirbt, wird das ranghöchste Männchen zum Weibchen, erklärt Ludwig.

Weibliche Tiere in besonderen Rollen 

Der promovierte Biologe erzählt außerdem von weiblichen Führungskräften bei Schwertwalen und Tüpfelhyänen, bei denen ein Alpha-Weibchen die Clan-Chefin ist. Auch Elefantenherden würden von Weibchen angeführt. Bei Bienen und Ameisen seien die Weibchen sogar gleich Königin an der Spitze von Monarchien.

Und auch von grenzenloser Mutterliebe weiß Ludwig zu berichten: Die Australische Krabbenspinne lässt sich von ihren Kindern bei lebendigem Leib auffressen und sichert so deren Überleben im nahrungsarmen Winter.