1650 ging der Augsburger Pfarrer Thomas Hopfer auf eine historisch wohl einmalige "Kollekten-Reise". In evangelischen Fürstentümern und Städten im norddeutschen und skandinavischen Raum wollte er Geld für den Wiederaufbau einer Kirche sammeln.

Diese sollte an jener Stelle entstehen, wo nach dem Restitutionsedikt von 1629 die bisher als evangelische Predigtstätte genutzte Ottmarskapelle zerstört worden war. Hopfer war erfolgreich. 373 Jahre später muss Pfarrer Andreas Ratz ähnliches wagen, ist die Heilig-Kreuz-Kirche doch baufällig geworden. Wie Hopfer wurde Ratz abermals in Schweden fündig.

Kirchenpfleger Gero Wenzel kennt die Heilig-Kreuz-Kirche bestens. In die oberen Geschosse des Kirchenbaus mit den wohl meisten Sitzplätzen in Augsburg - rund 1.600 - kam er jahrelang nur selten. Doch in letzter Zeit öfter: Als er vor rund einem Jahr mit dem Statiker auf Routine-Rundgang war, stellte der klaffende Risse im Firstanschluss fest. "Bald zeigten sich auch an der Außenfassade solche Spuren", sagt Wenzel und deutet auf ein Foto an der Tafel im Chorraum. Auf der Tafel wird die Sanierung der mittlerweile von außen eingerüsteten Kirche beschrieben. Wohin die Reise bei diesem Projekt führen wird, weiß derzeit aber noch niemand.

Pfarrer Andreas Ratz führte sie jedenfalls nach Schweden. Dort hatte einst Pfarrer Hopfer bei der verwitweten Gemahlin von König Gustav Adolf, den schwedischen Bischöfen und Königin Christine in Uppsala Gehör und Geld gefunden für den ambitionierten Bau. Elias-Holl-Schüler Johann Jakob Krauss plante die Kirche in die Lücke neben das katholische Heilig-Kreuz-Kloster so hinein, dass wirklich jeder Zentimeter ausgenutzt wurde. Kirchenvorstands-Vertrauensfrau Lore Imhof zeigt an einer ihrer Lieblingsstellen der Kirche auf der Empore, wie "schief" der trapezförmige Grundriss eigentlich ist: "Krauss wollte so groß wie möglich bauen."

Gut lachen hat auch Pfarrer Ratz, der tatsächlich die Leitende Bischöfin der evangelisch-lutherischen Kirche in Schweden, Antje Jackelén davon überzeugen konnte, die Schirmherrschaft für die Renovierung der Kirche zu übernehmen. Vor wenigen Tagen flatterte dann Post aus dem schwedischen Königshaus herein: Königin Silvia persönlich bezeichnet in einem Brief die Renovierung von Heilig-Kreuz darin als Herzensangelegenheit. Zwar sagte die Königin keine finanzielle Unterstützung zu, wünschte aber viel Erfolg: "Gerade in den vielfältigen Herausforderungen unserer Zeit, ist die hoffnungsvolle Botschaft der Kirchen so wichtig."

Pfarrer Ratz verspricht sich von dem Schreiben starke Motivation für die Ehrenamtlichen und hofft auf gesteigertes Interesse bei potenziellen Spendern. Von der schwedischen Königin "gewusst" zu werden, das habe schon was. Um die Statik des Dachstuhls zu ertüchtigen, wurden 701.000 Euro an Kosten berechnet, zu denen die Kirchengemeinde nach Abzug von Förderungen durch kirchliche und öffentliche Stellen noch rund 177.000 Euro selbst zusammensammeln muss. Bis 2025 soll die Sanierung in mehreren Schritten ablaufen, die Gesamtkosten für das "Denkmal nationaler Bedeutung" sind derzeit allerdings nicht absehbar.

Für den Pfarrer und seine rund 1.300 Gemeindemitglieder ist Heilig Kreuz jedenfalls in mehrerlei Hinsicht ein Schatzkästchen. Schließlich sei die Kirche, von ihrer historisch-architektonischen Bedeutung mal abgesehen, auch Bewahrerin bedeutender Kunstwerke von Meistern wie Jacobo Tintoretto oder Johann Ulrich Mayr. Und dass man bereits im Jahr 2011 eine Bank in der Kirche in Gedenken an die einstige Finanzierung des Baus als "Schwedenbank" deklariert hat, kommt vielleicht in den kommenden Jahren der Gemeinde auch noch zugute.

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