Bevor auch nur eines der neun Mädchen im Skatepark im Nürnberger Burggraben aufs Brett steigt, gibt es wichtige Sicherheitshinweise.
"Achtet auf euch, achtet auf die anderen Skater. Legt eure Ausrüstung an und an den Quartern gilt: erhöhte Obacht!", erklärt Sophie Eibisch.
Sie und die anderen Trainerinnen helfen den Jüngeren noch beim Anlegen der Arm- und Knieschoner und schon schwärmen die Mädchen aus und nehmen einen Ort in Besitz, an dem bis vor wenigen Minuten nur Jungs und Männer unterwegs waren.
Mehr Frauen im Skaterpark
"Das ist uns allen damals aufgefallen, als wir angefangen haben", erzählt die 26-jährige Eibisch. Sie selbst habe damit zu kämpfen gehabt, sich bei so einem Testosteronüberschuss in den Skatepark zu trauen.
"Ich hatte Angst, nicht gut genug zu sein, verurteilt zu werden - bis ich die anderen gefunden habe und wusste, ich bin nicht allein und wir können zusammen lernen." Seit 2016 wollen die Synesisters einen sicheren Ort für Frauen und weiblich gelesene Personen bieten und die Sichtbarkeit in der Szene stärken.
Der Name ist inspiriert vom griechischen Wort "synesis" für "Zusammentreffen". Über eine Instagram-Seite und WhatsApp lädt das Kollektiv zu Diversity-Treffen in Skateparks und zu Workshops ein.
Viel Unterstützung durch die Synesisters
Seit einem Jahr arbeiten die Synesisters auch mit dem Jugendzentrum Quibble in Nürnberg zusammen, um Mädchen das Skaten beizubringen.
"Wir dachten am Anfang, das wird gar nicht so groß, aber es waren gleich richtig viele Mädels dabei", freut sich Eibisch.
Die jüngsten Teilnehmerinnen sind acht, die ältesten 15. Damit auch diejenigen mitmachen können, die sich keine Ausrüstung leisten können, stellen die Synesisters die Skateboards zur Verfügung.
Es wurden Sachspenden und Schoner gesammelt "und dann konnten sie sich vor Kurzem ihre eigenen Bretter zusammenbauen, die sie sich auch zum Üben mit nach Hause nehmen können".
Theorie- und Praxisunterricht
Normalerweise trifft sich die Gruppe einmal pro Woche in der Turnhalle des Quibble. Dort lernen die Mädchen die Theorie hinter den Tricks und üben die Grundlagen. An diesem Tag fahren sie zum ersten Mal zusammen im Skatepark.
Eibisch zeigt den 14-jährigen Freundinnen Toska, Leni und Malina, wie sie in eine Quarter, also eine gebogene halbhohe Wand, hineinfahren. "Das Ziel ist, sich da drin irgendwann mal zu drehen, von oben reinzudroppen oder Tricks in der Schräge zu machen", erklärt die Trainerin.
Selbstvertrauen und Skatertricks werden vermittelt
Vor rund vier Monaten haben die Freundinnen aus Fürth mit einem Ferienkurs angefangen. "Natürlich macht Skaten Spaß, aber ich mag auch, dass wir so viele Leute kennenlernen", sagt Leni.
"Und es gibt mir Sicherheit, wenn wir als Gruppe zusammen sind." Von den Trainerinnen lernen sie nicht nur viel, sondern bekommen auch Selbstvertrauen mit auf den Weg. Die Stimmung vor Ort ist sehr herzlich, jeder noch so kleine Fortschritt wird bejubelt.
"Unsere Großen gehen auch schon alleine in die Parks", schwärmt Eibisch. "Es ist so schön zu sehen, wie sie in die Szene hineinwachsen."
Talent ist keine Frage des Geschlechts
Lilly Benner (22) skatet seit drei Jahren und ist seit einem Jahr bei den Synesisters aktiv. Sie ist dankbar, dass sie die Gruppe gefunden hat und schätzt die Gemeinschaft. Blöde Kommentare im Park kennt sie, auch wenn diese manchmal als Kompliment verpackt sind.
"Richtig nervig ist dieses 'für eine Frau skatest du echt gut' - das kommt von Männern, aber auch Frauen außerhalb der Szene", erzählt sie. Dabei sei Talent auch beim Skaten keine Frage des Geschlechts. "Es fühlt sich gut an, wenn man dann das Gefühl hat, man kann an dieser Sichtweise was ändern."
Die Geschichte der Synesisters
Auch in Fürth und Erlangen haben die Synesisters schon zusammen mit Jugendhäusern Workshops gegeben. Am Ende des Sommers ist in Eckental zum ersten Mal eine gemischte Gruppe dabei. Den Synesisters hilft dabei auch ihr pädagogischer Hintergrund.
"Ich arbeite in einer Schule, meine Freundin Sunny studiert soziale Arbeit. So kam es irgendwie von allein zu den Workshops."
Bevor sie weitererzählen kann, kommt die 8-jährige Anna auf sie zugerannt. "Soll ich dir mal zeigen, wie hoch ich es an der Rampe geschafft habe, ohne mir wehzutun?", ruft das Mädchen freudig und saust los.
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