Ich sage dir, warum das Weltmeer seine Wogen schlägt:
Es tanzt die Welt im Glanze eines Edelsteins – der Liebe.
Ich sage dir, aus welchem Stoff der Mensch geformt ist:
Er tönt nach Liebe, eingehaucht von Gottes schöpferischem Atem.
Ich sage dir, warum die Himmel ohne Ende kreisen:
Weil Gottes Thron sie mit dem Widerschein der Liebe füllt.
Ich sage dir, warum die Morgenwinde wehen:
Um ständig frisch den Rosenhain der Liebe aufzublättern.
Ich sage dir, warum die Nacht sich einen Schleier umlegt:
Sie will der Liebe diese Welt als Brautzelt weihen.
Ich kann dir alle Rätsel dieser Schöpfung lösen!
Denn aller Rätsel Lösungswort ist eines:
Liebe.
Dschalal ad-Din Muhammed Rumi zählt zu den bedeutendsten Liebes-Mystikern der islamischen Welt. Seine Lehren haben die Muslime vor allem in Anatolien und Iran sehr stark geprägt. Der Mevlevi-Derwisch-Orden, der u. a. auch von den Tanzenden Derwischen bekannt ist, stützt sich auf die Lehren Rumis. In seinem Gedicht schreibt er von der Einheit der Schöpfung, die sich aus göttlicher Liebe offenbart. Die ganze Schöpfung ist ein Liebesakt und alles lobpreist Gott und bringt die göttliche Liebe auf die eigene Art und Weise zum Ausdruck.
Der Sufi sieht und erkennt dies in allem, jedoch gilt seine Bewunderung dem Künstler, der dahinter verborgen ist. Die Muslime sagen, wenn wir ein Kunstwerk eines Künstlers bewundern, bewundern wir in Wahrheit den Künstler selbst.
Gott kann der Mensch nur in sich erkennen
So kann der Mensch ab einem bestimmten Bewusstseinszustand in allem das Göttliche erkennen. Gott selbst jedoch kann der Mensch nur in sich selbst erkennen, denn das Herz eines gläubigen Menschen ist die Offenbarungsstätte Gottes. Der Mensch ist laut Koran der Grund der ganzen Schöpfung und verbirgt in sich den Atem Gottes.
Muhammed, der Gesandte Gottes, sagt in einem Hadith (heiliger Ausspruch) : »Wer sein wahres Wesen erkennt, erkennt seinen Herrn.« Und ein Islam-Mystiker schreibt:
Am Anfang des Weges dachte ich, ich suche nach Gott. Am Ende des Weges wusste ich, Gott hatte mich gerufen.
Am Anfang des Weges dachte ich, ich liebe Gott. Am Ende des Weges wusste ich, Gott liebt mich.
So ist das Suchen nach Gott ein Rufen Gottes -
der Grund der ganzen Schöpfung: die Liebe.
Verlags-Tipp
Dieser spirituelle Impuls ist ein Auszug aus dem Glaubenskurs „Mystiker. Der Innere Weg zu Gott.“
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