Das Deutsche Jugendherbergswerk hat seine 450 Häuser als alternative Schulstandorte in der Corona-Krise angeboten, um das Unterrichtsgeschehen zu entzerren.

Während die Kultusminister noch überlegen, ist man in Lindau schon einen Schritt weiter. Seit 9. November haben die Zehntklässler des Bodenseegymnasiums Unterricht in der Jugendherberge.

Der Lindauer Herbergsleiter Dirk Umann sprach mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) über die Kooperation.

Herr Umann, wie läuft die Kooperation zwischen Schule und Jugendherberge in Lindau?

Dirk Umann: Unsere Herberge ist seit 2. November geschlossen, und wegen der unplanbaren Aussichten öffnen wir auch vor Februar nicht mehr. In der Zeitung habe ich gelesen, dass Stadt und Landkreis nach Lösungen für die schwierige Raumsituation an den Schulen suchen. I

ch habe selbst drei Kinder und weiß, wie gebeutelt die Familien sind, wenn es heißt: Ab nächster Woche ist Homeschooling! Also haben wir unsere Tagungsräume angeboten. Seit 9. November lernen jetzt zwei zehnte Klassen bei uns. Die Klassen müssen nicht geteilt werden, denn unsere Räume sind fast doppelt so groß wie normale Klassenzimmer.

Jeder hat einen eigenen Tisch, es gibt Beamer und Leinwand und - neben der großen Fensterfront - auch Lüftungstechnik. Die Pausen verbringen die Jugendlichen im Garten. Und die Lehrkräfte sind in fünf Minuten mit dem Radl hier.

Was sind die Hürden einer solchen Kooperation?

Umann: Die Schule hat immer wieder mal Corona-bedingt Ausfälle bei den Lehrkräften, das ist zum Teil kompliziert in der Planung. Und die Kosten für Miete, Reinigung und Hygienekonzept, die wir in Rechnung stellen, muss die Schule aus ihrem eigenen Etat bestreiten, den ihr das Landratsamt zur Verfügung stellt.

Wir sind deshalb preislich entgegengekommen. Vorerst ist die Kooperation bis zu den Weihnachtsferien geplant. Ich kann mir aber eine Verlängerung vorstellen, wenn es in der aktuellen Corona-Situation hilft.

Und was ist der Nutzen für alle Beteiligten?

Umann: Es freut mich, dass wir als Lindauer Einrichtung in der Krisenzeit mithelfen können, die Familien zu entlasten und die Schulen zu unterstützen. Ich finde es total sinnvoll, dass die Jugendherbergen in ganz Deutschland dafür genutzt werden.

Für uns ist es schön, dass unser Haus nicht ganz leer und verwaist ist, sondern dass ein bisschen Leben da ist. Das lässt sich mit wenig Personalaufwand gut organisieren. Und die Schüler fühlen sich wohl bei uns.