Eine Mülltonne, eine Schatzkiste, dazwischen eine Wahlurne: Zum symbolträchtigen Zeitpunkt um 100 Sekunden vor 12 Uhr haben sich rund 40 Menschen des neuen Bündnisses "Wir transformieren Bayern" vor das Zukunftsmuseum in Nürnberg gestellt. Sie trugen dort ihre Forderungen an die bayerische Politik im Landtagswahljahr vor.

57 unterzeichnende Organisationen und Einzelpersonen aus den Bereichen Eine Welt, Kirchen, Klima und Nachhaltigkeit, soziale Gerechtigkeit, Jugendverbände, Wissenschaft und Wirtschaft setzen sich gemeinsam für eine sozial-ökologische Transformation ein.

"Urkonservative" Forderungen

"Die Forderungen sind urkonservativ", sagte der Vorsitzende des Bund Naturschutz Bayern (BN), Richard Mergner, dem Sonntagsblatt bei der Kundgebung.

"Beim Einsatz für unsere Lebensgrundlagen müssen wir gemeinsam handeln."

Mergner forderte, Bayern zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu versorgen und kritisierte zugleich den "rückwärtsgewandten Atomkurs" von CSU, Freien Wählern und FDP. Der sei eine "teure und riskante Sackgasse".

Jesuitenpater Alt betont Risiken des Klimawandels

Jesuitenpater Jörg Alt vom Ukamazentrum für die sozial-ökologische Transformation unterstrich, auch Bayern müsse sich den Ursachen von Flucht stellen. Im Jahre 2050 könnten eine Milliarde Menschen weltweit auf der Flucht sein, würden Wissenschaftler schätzen. 0,7 Prozent des bayerischen Haushalts müssten daher für weltweite Hilfe bereitgestellt werden, denn die Risiken des Klimawandels "sind grenzüberschreitend", sagte Alt.

Der Leiter des kirchlichen Diensts in der Arbeitswelt, Pfarrer Johannes Rehm, betonte, "die Dringlichkeit des Klimaschutzes erfordert von uns allen Veränderungen in unserem Lebens- und Arbeitsstil. Das beinhaltet auch Verzicht auf manch Gewohntes".

Höhere Steuern für Reiche

Unter den Initiatoren ist auch der DGB Region Mittelfranken. Vorsitzender Stephan Doll forderte unter anderem eine höhere Besteuerung von Spitzenverdienern. Mit den Mehreinnahmen könnten Investitionen in die Stärkung der Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt getätigt werden.

Die stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Isabella Hirsch, forderte die Politik auf, "sich um die Atmosphäre zu kümmern, damit die Erde nicht verbrennt". Sie kritisierte auch, dass immer mehr Äcker und Wiesen in Bayern "unter Beton verschwinden".

Evangelische Jugend ist auch dabei

Dem Bündnis gehören auch die evangelische Jugend in Bayern, zahlreiche katholische Organisationen, Nürnberg autofrei oder Fridays for Future an. Das Bündnis ist hervorgegangen aus dem "Bayernplan für die soziale und ökologische Transformation". Dessen Petitionsanliegen sei im Jahr 2021 vom Bayerischen Landtag unterstützt, aber von der Staatsregierung ignoriert worden, erklärte das Bündnis.

"Wir lassen uns nicht weiter ignorieren", stellten die Vertreterinnen und Vertreter des neuen Netzwerks fest. Sie wollen in den kommenden Wochen mit Veranstaltungen ihre Forderungen in die Öffentlichkeit tragen. Am Montag, 27. Februar (18 Uhr) ist eine digitale Informationsveranstaltung zu den Inhalten und Forderungen des Bündnisses für die Bereiche Klima- und Artenschutz sowie Flucht und Fluchtursachen geplant.