Eine Urlaubsreise beginnt mitten im Dekanat Freising, zumindest für zahlreiche Menschen aus Bayern, aus dem Großraum München vor allem. Genauso wie für viele Besucher aus der Ferne. Darüber sind sie sich womöglich nicht bewusst, doch jeder, der mit dem Flugzeug in der bayerischen Landeshauptstadt einschwebt und dort wieder festen Boden unter den Füßen hat, befindet sich im Dekanat Freising, das rund um den Münchner Airport "Franz Josef Strauß" im Nordosten der Stadt liegt. Somit gehört auch die Flughafenseelsorge zu den Aufgaben des Dekanats, in der evangelischen Dienststelle am Airport arbeitet Pfarrerin Christine Stöhr.

Dekanat Freising verdankt dem Flughafen München seine Entstehung

Und der Flughafen ist es auch, dem das Dekanat seine Entstehung und sein inzwischen 23-jähriges Bestehen verdankt.

Im Mai 1992 in Betrieb genommen, ersetzte der Großflughafen im Erdinger Moos den Flughafen Riem. Wobei zur Entwicklung dieses Kapitels der Stadtgeschichte auch der Widerstand gegen diese politische Entscheidung gehört: Die evangelischen und katholischen Kirchengemeinden haben neben zahlreichen anderen – allen voran dem Bund Naturschutz – jahrzehntelang vehement gegen das Flughafenprojekt im Erdinger Moos gekämpft. Auf evangelischer Seite stand hier als Sprecher der Bürgerinitiative an vorderster Front der Neufahrner Pfarrer Ralf Guggenmos.

"Kirche muss da sein, wo die Menschen leben, arbeiten und ihren Lebensraum gestalten"

Doch dann war der damals neue Airport nun einmal da und ab 1992 in Betrieb. Das bescherte der Region einen enormen Wirtschaftsboom – zahlreiche neue Arbeitsplätze entstanden und sorgten für eine große Zahl von Menschen, die in die bis dahin vergleichsweise dünn besiedelte Gegend nördlich von München zogen. Dank der Zugereisten wuchsen auch die evangelischen Kirchengemeinden in der Region. Mit dem pragmatischen Ansatz "Kirche muss da sein, wo die Menschen leben, arbeiten und ihren Lebensraum gestalten" entstand die Idee eines neuen Dekanats in dieser neuen Wachstumsregion.

"Allen Beteiligten war klar, dass die evangelische Kirche in dieser verdichteten Region rund um den Flughafen und in seiner Peripherie ihren besonderen Beitrag zu leisten habe und es hierfür eine neue kirchliche Struktur brauche: das Dekanat Freising", heißt es auf der Webseite eben jenes Dekanats.

Das jüngste Dekanat in der bayerischen evangelischen Landeskirche

Am 1. Juli 1998, gut sechs Jahre nach Inbetriebnahme des Flughafens, war es soweit: Acht  Kirchengemeinden, die bis dato den Dekanaten Landshut, Ingolstadt und München-Ost angehört hatten, bildeten nun das neue Dekanat Freising, das in den Kirchenkreis München und Oberbayern eingegliedert wurde: Vom Dekanat Landshut waren dies Erding, Moosburg, Freising, Neufahrn mit Eching, Oberallershausen und Taufkirchen/Vils. Aus dem Dekanat Ingolstadt kam Au in der Hallertau und aus dem Dekanat München-Ost die Gemeinde Markt Schwaben mit Poing.

Inzwischen gehören insgesamt zehn Gemeinden zum Dekanat Freising, nachdem Eching im Jahr 2000 und Poing im Jahr 2009 zu eigenständigen evangelischen Gemeinden wurden. Die Dekanatsgrenzen sind weitgehend identisch mit denen der Landkreise Erding und Freising.

Damit ist das Dekanat Freising das jüngste in der bayerischen evangelischen Landeskirche – doch das auf einem Gebiet mit einer langen und bedeutenden Historie.

Freising, München und Heinrich der Löwe

Da ist zunächst Freising mit seinem Burgberg, wo ab 715 die Marienkirche stand, und wo der christliche Missionar Bonifatius im Auftrag des Papstes um 739 das Bistum Freising gründete, das noch heute Sitz des Erzbischofs von München und Freising ist. Denn München schob sich gut 420 Jahre später im Ranking bayerischer Städte in den Mittelpunkt – durch einen Coup von dem bayerischen Herzog Heinrich dem Löwen.

Der ließ 1158 die alte Zollbrücke beim Dorf Föhring südlich von Freising abreißen und errichtete eine neue Brücke samt Zollstelle mitten im heutigen Münchner Stadtgebiet, hier ist inzwischen die Ludwigsbrücke. Die Aktion gilt bis heute als das entscheidende Datum in der Münchner Gründungsgeschichte.

Damit leitete Heinrich der Löwe die Handelsströme um und vermasselte dem Bischof von Freising ein bis dahin einträgliches Geschäft. Auch wenn der Herzog ein Drittel der Zolleinnahmen als Ausgleichszahlung an den Bischof von Freising abtreten musste. München entwickelte sich zur wichtigsten bayerischen Stadt, Freising blieb und ist bis heute ein geistliches Zentrum.

Frühe protestantische Einflüsse

Doch in Freising finden sich früh auch protestantische Einflüsse. Kurz nach der Reformation, um 1520, gab es hier Kreise, die sich mit den Schriften des Schweizer Reformers Zwingli und der Wiedertäufer beschäftigten, aber auch mit der Lehre Martin Luthers. Angeführt wurde die Widerstandsbewegung von zwei katholischen Geistlichen: Pfarrer Christoph von St. Veit und seinem Stellvertreter (Kooperator), Pfarrer Hans Ergkinger.

Im Pfarrhaus von St. Veit hoch über Freising – dort ist heute das bekannte Gasthaus "Lindenkeller" samt Biergarten – versammelten sie eine Gruppe von etwa einem Dutzend Gleichgesinnten, lasen gemeinsam reformatorische Schriften und entwickelten Ideen für eine evangelische Gemeinde.

Der Speckknödel-Aufstand von 1527

Im Umfeld dieser Gruppe kam es 1527 zum so genannten "Speckknödel-Aufstand". Klingt wie der Buchtitel eines Lokalkrimis der Grießnockerlaffäre- und Kaiserschmarrndrama-Autorin Rita Falk. War aber: Eine ernste und folgenreiche Angelegenheit.

Mitten in der Fastenzeit kochte die Freisingerin Katharina Mair einen Topf voll Speckknödel, marschierte damit durch die Stadt und verspeiste die Knödel zusammen mit anderen aus der Oppositionsgruppe von St. Veit - aus Protest gegen die strengen Fasten-Vorgaben durch die katholische Kirche.

Protest mit Folgen

Das war nicht die einzige Protestaktion von Katharina Mair, die auch einen Brief an den Freisinger Domprediger schrieb, in dem sie ihn dazu aufforderte, auf bestimmte Bußformeln zu verzichten. Außerdem gehörte sie zu denjenigen aus der Oppositionsgruppe, die sich an Ostern 1528, ein Jahr nach der Speckknödel-Sause, weigerten, die Ohrenbeichte abzulegen. Katharina Mair wurde laut Überlieferung eingekerkert, gefoltert und schließlich auf dem Schrannenplatz in Freising an den Pranger gestellt. Ihr wurde ein Kreuz auf die Stirn gebrannt, so heißt es, und sie wurde für ewige Zeiten aus dem Freisinger Land verbannt.

Heute leben im Dekanat Freising mit Dekan Christian Weigl an der Spitze rund 32.000 Evangelische.

Diese Kirchengemeinden gehören zum Dekanat Freising

  • Erding
  • Moosburg
  • Freising
  • Neufahrn
  • Eching
  • Oberallershausen
  • Taufkirchen/ Vils
  • Au in der Hallertau
  • Markt Schwaben
  • Poing

Dekanat Freising

Martin-Luther-Straße 10

85354 Freising
Tel.: 08161 - 883 73 43

Fax: 08161 - 887 86 55

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