Die bayerische Bevölkerung wird laut den Statistikern in den kommenden 20 Jahren weiter wachsen. Lebten Ende 2019 noch 13,13 Millionen Menschen im Freistaat, werden es im Jahr 2039 bereits 13,55 Millionen Menschen und damit 424.000 (3,2 Prozent) mehr sein, sofern sich die gegenwärtigen Trends fortsetzen, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in Fürth. Herrmann stellte dort die neue regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung des Statistischen Landesamts vor. Dabei werde die Zahl der Todesfälle die der Geburten weiterhin übersteigen, so dass das Bevölkerungswachstum nach wie vor an der Zuwanderung insbesondere aus dem Ausland hängt: Bis 2039 erwarten die Statistiker, dass jährlich rund 48.000 Menschen mehr nach Bayern zu- als abwandern - eine Größenordnung von der Stadt Straubing, so Herrmann.

Allerdings wird sich laut Prognose das Bevölkerungswachstum regional stark unterscheiden. Für Oberbayern wird von knapp 7 Prozent, für den Großraum München weiter von einem überproportionalen Wachstum von knapp 8 Prozent ausgegangen. Damit dürfte die Landeshauptstadt um 115.000 Menschen auf 1,6 Millionen Einwohner im Jahr 2039 wachsen. Auch für die Regierungsbezirke Schwaben (plus 5 Prozent), Niederbayern (4 Prozent), Mittelfranken (2 Prozent) und Oberpfalz (1 Prozent) wird ein Bevölkerungsplus erwartet, von dem vor allem die größeren Städte profitieren. Dagegen werden Oberfranken und Unterfranken um rund 4 beziehungsweise 2 Prozent schrumpfen.

Bevölkerung in Bayern wird älter

Das Durchschnittsalter der Bevölkerung wird sich den Statistikern zufolge um zwei Jahre erhöhen: von derzeit 43,9 Jahren auf dann 45,9 Jahre. Im Jahr 2019 waren 2,7 Millionen Bayern (20 Prozent) mindestens 65 Jahre alt, 2039 dürften es 3,5 Millionen (26 Prozent) sein. Ein Rückgang der Zuwanderung würde sich auch negativ auf die Altersstruktur auswirken, so Herrmann.

Zwar war die Geburtenzahl 2019 mit rund 128.200 lebend geborenen Kindern die höchste seit 1997. Dennoch kann sie die Zahl der Sterbefälle seit 2001 nicht ausgleichen. Allein von der "natürlichen" Bevölkerungsbewegung her würde der Freistaat bis zum Jahr 2039 rund 4 Prozent seiner Bevölkerung verlieren, sagte Herrmann: Der Zuwachs hänge also an der "räumlichen" Bewegung, der Zuwanderung.

Corona stoppt Zuwanderung

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Einschränkungen haben Herrmann zufolge voraussichtlich nur in den Jahren 2020 und 2021 einen spürbaren Einfluss auf die Bevölkerungsentwicklung. So wichen die Sterbezahlen in besonders betroffenen Landkreisen heuer teilweise deutlich vom Durchschnitt ab, sagte er. Zudem falle die Zuwanderung zunächst geringer aus: Für 2020 wird ein Saldo von rund 27.600 Auslandszuzügen erwartet - halb soviel wie 2019. Langfristig wirke sich Corona nach derzeitigem Stand jedoch kaum auf das gesamtbayerische Wachstum aus.

Die Bevölkerungsvorausberechnung stelle eine "wichtige Handlungsgrundlage für Politik" dar, um den Bewohnern in allen Regionen Zukunftsperspektiven zu ermöglichen, sagte Herrmann. Dabei könnten sich die Trends selbstverständlich ändern und Gesellschaft sowie Politik "neue Trends setzen" - die Prognose sei nicht in Stein gemeißelt, sondern die Entwicklung beeinflussbar. "Wir müssen vor allem den Verfassungsauftrag umsetzen, auf gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land hinzuwirken", sagte Herrmann.

Es gelte, in ländlichen Gemeinden und Dörfern "attraktive Lebensräume zu erhalten und zu schaffen": mit Wohnraum, Infrastruktur und Arbeitsplätzen. Dies bleibe eine große Herausforderung. Auch von den pandemiebedingten Trends wie Digitalisierung und Homeoffice erwartet der Minister, dass sie den ländlichen Raum deutlich stärken könnten. Er hoffe, dass nach der Pandemie "wir nicht in die Situation des Jahres 2019 zurückfallen".

Digitalisierung und Homeoffice würden zudem den Verkehr bremsen, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern und "Hype-Probleme" der Ballungszentren dämpfen. Solche Trends würden die Prognose vermutlich noch verändern: Er sei "der festen Überzeugung, dass wir vor einem grundlegenden gesellschaftlichen Wandel stehen", sagte Herrmann.