Es könnte gut sein, dass sich am 7. Juni 2023 in den Straßen Nürnbergs 200.000 Menschen zum Abend der Begegnung beim Deutschen Evangelischen Kirchentag treffen.

So viele kamen an solchen Abenden zu Kirchentagen in der Vergangenheit. Das Großereignis in Franken steht zwar erst in zwei Jahren im Kalender. Doch das Team um Philipp Sommerlath, dem Beauftragten der evangelischen Landeskirche für den Nürnberger Kirchentag, ist längst bei der Arbeit. Gemäß dem Motto: Der Weg dahin ist ebenso wichtig wie die fünf Tage Kirchentag im Frühjahr 2023 in Nürnberg.

Herr Sommerlath, der gerade zu Ende gegangene Ökumenische Kirchentag in Frankfurt war wegen der Corona-Pandemie viel im Netz zu erleben: dezentral und digital. War es das jetzt mit Großveranstaltungen, bei denen sich Tausende von Menschen vor dem Eingang von Hallen drängeln?

Sommerlath: Ich glaube schon, dass es solche großen Veranstaltungen wieder geben wird. Denn dahinter steckt die Sehnsucht der Menschen nach reeller Gemeinschaft. Und hierfür sind die Kirchentage gute Orte. Für die Zukunft werden wir das ein oder andere, was wir in Frankfurt als gelungenes Pilotprojekt umgesetzt haben, aufgreifen. Wir müssen uns Gedanken machen, welche Formate wir hybrid umsetzen. Manches erleichtert ja auch mehr Menschen den Zugang zu Angeboten. Und so können wir Menschen anders mitnehmen.

Was meinen Sie denn damit, wenn Sie sagen, dass Sie die Menschen "mitnehmen" möchten?

Sommerlath: Wir wollen die Menschen sich Gedanken machen lassen, welche Themen im Zentrum stehen werden. Nicht irgendwelche Gremien sollen das entscheiden, sondern wir wollen ihnen sagen, "ihr seid gefordert". Ich will auf Inhalte warten und nicht etwas vorlegen. Das meine ich nicht pathetisch, sondern ganz ernst. Am 26. Juni wird es einen digitalen Workshop-Tag geben mit Teilnehmenden aus den Dekanaten Fürth, Erlangen, Nürnberg und Schwabach. Am 18. September werden wir die Stadtbevölkerung in Nürnberg einbeziehen und sie fragen, was die Schätze der Region sind, die man unbedingt miteinbeziehen muss, was sind die Highlights, die vorkommen müssen.

Nach dem Frankfurter Ökumenischen Kirchentag hat man gesagt, in Zukunft sollte der Fokus bei allen Kirchentagen auf der Ökumene liegen. Wird vielleicht sogar in Nürnberg zu letzten Mal der Evangelische Kirchentag begangen?

Sommerlath: Ich glaube nicht, dass es nur noch ökumenische Kirchentage geben wird. Aber wir werden bei den kommenden Kirchentagen einen multilateralen ökumenischen Blick auch auf die scheinbar kleineren Kirchen haben und die ACK (Arbeitsgemeinschaft der christlichen Kirchen) einbeziehen. Man muss auch den Ursprung der beiden Bewegungen, des Katholischen und des Evangelischen Kirchentags sehen. Die Kirchentage tragen das Wort Kirche im Titel, aber Veranstalter ist eine von der Kirche unabhängige Laienbewegung, die den Menschen eine Stimme gibt.

Nürnberg hat den Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) 2023 in Nürnberg bekommen, aber ist mit der Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt im Jahr 2025 gescheitert. Können Sie als Kirchentagsteam von der Bewerbung dennoch profitieren?

Sommerlath: Der DEKT wird keine Kulturhauptstadt light. Aber wir nehmen mit auf, was an Initiativen zu den Themen Weltoffenheit, Nachhaltigkeit, Gemeinsamkeit und Ehrenamt angestoßen wurde. Themen wie die Menschenrechte sind ja auch schon immer Inhalte der Kirchentage gewesen. Kirchliche und städtische Kulturarbeit sind genauso geistlich und gesellschaftspolitisch.