Liselotte Nold: In aller Kürze

Liselotte Nold wird am 22. April 1912 in München geboren. Nach ihrem Abitur 1931 heiratet sie den Vikar Karl August Nold, das Paar zieht nach Nördlingen. Mit 30 Jahren wird sie zur Witwe, als ihr Mann beim Russlandfeldzug stirbt. Sie arbeitet für den Bayerischen Mütterdienst, den sie ab 1965 leitet, und erhält als erste Frau einen theologischen Ehrendoktortitel. 1969 spricht sie als erste Frau das "Wort zum Sonntag". 1959 zieht sie als eine von zwei Frauen in die Landessynode der bayerischen evangelischen Kirche (ELKB) ein und ist von 1955 bis 1971 Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Liselotte Nold stirbt 1978 in Nürnberg.

 

Als einzige Frau bekam Liselotte Nold den Ehrendoktortitel der evangelisch-theologischen Fakultät München. Ab 1973 war sie Trägerin des Großen Verdienstkreuzes der Bundesrepublik Deutschland sowie des Bayerischen Verdienstordens.

Ist Liselotte Nold damit automatisch eine Rebellin ihrer Zeit? Gewiss. Diese Frau hat die Frauenrechte und den gleichberechtigten Zugang zum geistlichen Amt vehement erstritten und reformiert.

"Wir wollen und dürfen Weltverantwortung nicht den Männern allein überlassen. Wir können viel mehr Potenz einsetzen, weil Gott uns mehr Gaben gegeben hat (…) Wir sehen die immense Chance, die Politik unserer Länder zu beeinflussen, kalte Strukturen der Kirchen zu durchbrechen, Gefängnismauern aufzubrechen, auch Gefängnisse von Weltanschauungen, von Dogmatik und systematischer Theologie, um die gute Nachricht von Gottes Liebe zu den Menschen zu bringen", sagte sie am Ende der Sexismuskonferenz des Ökumenischen Rats der Kirchen 1974 in Berlin (Manuskript des Schlussworts, BMD ei I-4) 

Kaum zu glauben, dass diese Frau wegen ihrer Heirat ihre Berufsträume zur Ärztin und Psychotherapeutin aufgegeben hatte. Sie widmete sich ganz ihrer Ehe, einem offenen Haus und der Gemeinde ihres Mannes, der später Studentenpfarrer in München wurde. Ihren großen öffentlichen Einsatz für Frauen entwickelte sie erst ab 1942 nach dem Tod ihres Mannes Karl August.

Die kinderlose 30-jährige Pfarrerswitwe fand beim Bayerischen Mütterdienst ihren Lebenssinn und fiel sofort der Leiterin Antonie Nopitsch – später ihre Freundin privat und beruflich – angenehm auf. Liselotte Nold gelinge es, die Frauen aus ihrer schweren Bedrückung herauszuholen, sie zu stärken und aufzurichten, sagte Nopitsch. Über die internationale Arbeit der Kirche bekam Nold Zugang zu Ämtern, die Frauen wie ihr ohne Amt und Titel in ihrer eigenen Landeskirche versperrt waren. 

1965 wurde Liselotte Nold Leiterin des Bayerischen Mütterdiensts

Sie entwickelte neue Arbeitsgebiete in der Müttergenesung, der Familienbildung und der kirchlichen Frauenarbeit. In ihrem 1967 erschienenen verlagseigenen Buch "Frauen heute" beleuchtete sie die Lebenssituationen von Frauen und machte den Wandel der Frauenrolle transparent. Liselotte Nold engagierte sich als Mitglied im Leitungsgremium der Evangelischen Frauenarbeit in Deutschland und im Vorstand der Evangelischen Frauenarbeit in Bayern sowie im Kuratorium des Müttergenesungswerks für ein größeres Bewusstsein der Probleme von Frauen. Sie widmete sich dem Ziel, andere Frauen zum Lernen zu ermutigen.

In der Ökumene waren ihr das Verhältnis der Geschlechter in der Kirche, die Beziehung zur katholischen Kirche und die globale Gerechtigkeit wichtig. Ihr sensibler Blick richtete sich dabei auf Afrika und Asien, sie setzte sich für ein Umdenken in Europa ein. Nolds Fähigkeiten blieben nicht unerkannt: 1953 wurde sie in den "Deutschen Ausschuss für Erziehung und Bildung" berufen. Das Angebot zur Staatssekretärin im Familienministerium lehnte sie in den 1960er-Jahren ab. Sie blieb beim Mütterdienst.

"Wir können das Paradies nicht wiederherstellen, aber wir können das Risiko eingehen, unser Leben diesem lebendigen Prozeß auf das Königreich Gottes hin anzuvertrauen …", appellierte die Frauenrechtlerin an ihr Geschlecht  (Manuskript des Schlussworts bei der Tagung "Sexismus in den 70ern" 1974 in Berlin, BMD ei I-4) 

Liselotte Nolds Einsatz galt den Rechten der Mütter: Sie kritisierte die gesellschaftliche Verlogenheit, in der "ideologische Monologe über die Mutter" besser gelängen als "der Entschluß zur Hilfe für die Mütter unserer Zeit". Nüchtern beschrieb sie 1965 die Situation von "Nur-Hausfrauen" und forderte deren finanzielle Absicherung sowie Weiterbildungsmöglichkeiten zur Ermutigung von Eigenständigkeit. Zunehmend rückte auch die Rolle der Väter in ihrer Arbeit ins Blickfeld.

Liselotte Nold hat das Frauenbild in der Gesellschaft und in der Kirche reformiert. Davon profitieren heute Millionen Frauen beider Konfessionen in Deutschland. 1970 erkrankte sie schwer und kämpfte in den Folgejahren mit gesundheitlichen Problemen. Sie starb am 5. Juli 1978 im Alter von 66 Jahren.

 

Weitere Informationen über Liselotte Nold

Sie möchten mehr über Liselotte Nold erfahren?

Zum Weiterlesen: "Des Erinnerns wert: Liselotte Nold" auf der Seite des Deutschen Evangelischen Frauenbundes e.V.

"Rebellinnen": Die Ausstellung über starke Frauen

Dieser Text ist Teil der Wanderausstellung "Rebellinnen". Sie stellt Frauen aus dem deutschsprachigen Raum vor, die für ihre Überzeugungen und Rechte kämpften, die Gesellschaft prägten, sie verändern wollten.

Als Medienpartner von "Rebellinnen" veröffentlicht sonntagsblatt.de Porträts und weiterführende Informationen zu allen Frauen, die in der Ausstellung gezeigt werden.

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