Mit der Einweihung einer Lichtinstallation feiert der Verein "Synagoge Reichenbachstraße" am Donnerstag (29. Juni) sein Richtfest. Die Sanierung des Dachs und die Festigung des Fundaments seien abgeschlossen, zwei Meilensteine auf dem Weg zur Wiederherstellung damit vollendet, sagte die Vereinsvorsitzende Rachel Salamander. "Jetzt geht es an die Innenarbeiten", erklärte die Gründerin der Münchner "Literaturhandlung". 2024 solle die einzige erhaltene Vorkriegssynagoge Münchens dann wieder im ursprünglichen Zustand eröffnet werden.

Die konkreten Sanierungsarbeiten hätten vor drei Jahren begonnen. "Lange Zeit hatten wir Angst, dass die Glaskonstruktion des undichten Dachs einstürzt", berichtete Salamander. Zudem sei das Fundament feucht gewesen und das Gebäude auf einer Seite um 13 Zentimeter abgesunken. Beide Probleme seien jetzt gelöst, obendrein sei in dem trockengelegten Keller die gesamte Gebäudetechnik untergebracht. "Jetzt sind alle Voraussetzungen für die Feinarbeiten am Mauerwerk und für den Einbau der rekonstruierten Fenster erfüllt", freute sich die Vereinsvorsitzende.

Die ursprünglichen Kosten von zehn Millionen Euro seien in der Zwischenzeit auf rund 12,6 Millionen gestiegen. Der Antrag für die Differenz befinde sich derzeit im Genehmigungsverfahren. Die Kosten für die originalgetreue Sanierung übernehmen zu gleichen Teilen die Stadt München, der Freistaat und der Bund. "Die jüdische Gemeinschaft hat schon zweimal für die Synagoge bezahlt: 1931 beim Bau und 1947 bei der Renovierung nach dem Krieg - jetzt ist die nicht-jüdische Gesellschaft gefordert, dieses Juwel zu erhalten", erklärte Salamander. Zehn Prozent der Bausumme müsse der Verein aber aus Eigenmitteln bestreiten: "Ein Großspender wäre schön", sagte die Vorsitzende.

Die Synagoge in der Reichenbachstraße war 1931 im Bauhausstil errichtet worden. In der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 verwüsteten Nationalsozialisten das jüdische Gotteshaus und legten Feuer. Wegen der benachbarten Wohnhäuser wurde der Brand jedoch gelöscht. Nach dem Krieg diente die Synagoge bis 2006 als Heimat der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) München. Nachdem die neue Synagoge "Ohel Jakob" eröffnet war, verfiel das Baudenkmal zusehends. 2013 ergriffen Rachel Salamander und Ron Jakubowicz die Initiative zur Rettung des historisch und kunstgeschichtlich bedeutsamen Gebäudes.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden