Landesbischof Christian Kopp, München: "Setz dich für Frieden ein! Trau dich!"

Der bayerische Landesbischof Christian Kopp hat die Menschen zum Einsatz für Frieden aufgerufen. Man spüre gerade an den Weihnachtstagen so sehr, wie wichtig Frieden ist, sagte er am Montag im Weihnachtsgottesdienst in der Münchner St. Matthäuskirche laut Manuskript:

"Ich will mich für Frieden einsetzen und bitte Sie und euch: Tut das auch." Egal, ob in der Familie, bei den Nachbarn, im Verein oder in der Kirchengemeinde, im Internet oder bei politischen Diskussionen, sagte Kopp: "Setz dich für Frieden ein! Trau dich!"

Die Welt habe in den vergangenen beiden Jahren wieder schmerzlich erfahren müssen, dass Frieden nicht selbstverständlich ist, erläuterte der Landesbischof im Gottesdienst, der auch im Fernsehen live übertragen wurde. Das Leid der Menschen in Israel schreie zum Himmel, "das Leid der Menschen in Gaza - wir klagen zu Gott". Mit Blick auf den Krieg im Gazastreifen sagte Kopp: "Es werden wohl beide Seiten lernen müssen, in zwei Staaten miteinander zu leben." Es brauche vernünftige Regelungen der Koexistenz.

Der evangelische Theologe warb dafür, sich angesichts solcher schrecklichen Ereignisse weltweit Trost zu suchen. Die "Trostfähigkeit" der Menschen sei "an sich eine hervorragende Eigenschaft", sagte Kopp: "Nur hat sich der Mensch einreden lassen und angewöhnt, dass Trost schwach ist." In einer Welt, in der sich Menschen als ihre eigenen und einzigen Herrscher verstehen wollen, habe Trost "keinen guten Ruf". Wer sich jedoch für Frieden einsetze, der brauche auch Trost: "Weihnachten ist ein Ausflug ins Trostland."

Regionalbischöfin Greiner, Bayreuth: Lassen uns nicht zu Feinden machen

Die Bayreuther Regionalbischöfin Dorothea Greiner hat an Weihnachten dazu aufgerufen, angesichts multipler Krisen die Hoffnung zu bewahren. "Je schlimmer die Situation, desto größer wird meine Hoffnung, dass Gott schon längst mit der Gegenbewegung begonnen hat", sagte sie am ersten Weihnachtsfeiertag in der Stadtkirche Heilige Dreifaltigkeit in Bayreuth. Dafür gebrauche Gott ganz normale Menschen, die vielleicht nie damit gerechnet hätten und die "seinen Weg tiefer Menschenfreundlichkeit gehen".

Die Bibel erzähle oft die Geschichten vermeintlich unwichtiger Menschen. So sei Maria ein normales Mädchen aus dem Volke gewesen, "und heute ist sie für uns die berühmteste fromme Frau, die Mutter des Retters der Welt. Für Gott war sie damals schon wichtig". Auch zu Beginn des Buches Exodus, mit der Geschichte von Mose, spielten nicht die Herrscher die Hauptrollen, sondern "zwei aus dem Volk, die Gott vertrauten" und Mose in sein Weidenkörbchen legten, um ihn vor den Schergen des Pharaos zu retten. "Mit ihnen beginnt Gott die Befreiung eines ganzen Volkes aus der Sklaverei. Das wissen sie gar nicht, aber Gott weiß es schon", sagte die Regionalbischöfin.

Die Bibel lege den Fokus eben "nicht auf die Machthabenden, sondern auf die Machtlosen, auf die, von denen kein Geschichtsbuch schreiben wird". Gott habe immer schon die Opfer im Blick in Kriegen, die Unterdrückten in den Ehen, die Verzweifelten in Krankheit. Für Gott sei nur wichtig, "ob wir uns weigern, uns zu Feinden machen zu lassen, weil wir seine Liebe im Herzen tragen, die er in uns gelegt hat als seine Hoffnungsträger", sagte Greiner. Daher inspirierten sie die Worte Daoud Nassars, eines evangelischen Christen im Westjordanland nahe Bethlehem, der dort das Friedensprojekt "Tent of Nations" leite: "Wir lassen uns nicht zu Feinden machen."

Gisela Bornowski, Würzburg: Auf das Gute besinnen

Die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski hat zu Weihnachten dazu aufgerufen, sich auf das Gute im eigenen Leben zu besinnen. Sie wisse zwar, dass manche "in diesen Zeiten wirklich sparen" müssen, weil alles teurer geworden ist, sagte Bornowski am Montag in der Würzburger St. Johanniskirche in ihrer Predigt zum ersten Weihnachtsfeiertag: "Aber vielen von uns geht es richtig gut." Die täglichen Bilder aus Kriegsgebieten "machen mich sehr dankbar, dass wir in Frieden leben dürfen".

Bornowski sagte, sie wisse, dass vergangenes Jahr "viele Träume geplatzt sind" angesichts der weltweiten Krisen und der damit zusammenhängenden wirtschaftlichen Entwicklung. Ein eigenes Haus etwa sei für viele "in weite Ferne gerückt", erläuterte sie laut Redemanuskript: "Und ich weiß, das will ich ausdrücklich sagen: dass manche ganz zu Recht jammern und auch finanzielle Sorgen haben!" Doch das Gros hierzulande müsse keine existenziellen Ängste haben: "Wir sind reich - auch finanziell gesehen" und im Vergleich mit anderen.

Für die Regionalbischöfin gehören Geschenke - auch wenn sie dieses Jahr vielleicht bei dem ein oder anderen etwas kleiner sein mögen - zu Weihnachten einfach dazu. Dem oft gesagten Satz "Dieses Jahr schenken wir uns nix", misstrauten die meisten zurecht: "Vermutlich lagen sie richtig. Bei uns hat diese Abmachung noch nie geklappt", gestand Bornowski. Und ohne Not müsse man auch nicht auf Geschenke verzichten, denn Christen erinnerten an Weihnachten schließlich daran, "dass Gott uns reich beschenkt hat".

 

Axel Piper, Augsburg: Kriege sind nicht gottgemäß

Kriege sind nach Überzeugung des Augsburger evangelischen Regionalbischofs Axel Piper nicht gottgemäß. Als Beispiele nannte er in seiner Predigt an Heiligabend in der Augsburger Ulrichskirche laut vorab verbreitetem Manuskript "die Raketen auf Israel, die Granaten in der Ostukraine, die Bomben auf Wohnhäuser in Gaza, Menschen, die im Mittelmeer hilflos ertrinken, Väter und Mütter, die in Geiselhaft ein Martyrium erleiden".

"Nie und nimmer dürfen wir uns damit abfinden. Gott will die andere Welt, die Menschliche", sagte Piper weiter. Sein Licht erstrahle im Dunkel der Welt. "Wie sehr brauchen wir seine Lichtkraft inmitten der tosenden Gewalt, inmitten der furchtbaren Kriegsereignisse, inmitten des Terrors, der nicht nur Israel erschütterte, inmitten all des Leids." Gott stoße die Menschen immer neu an, Herzen und Hände dem Frieden zu reichen und nicht dem Krieg.

 

Kardinal Marx, München: "Gerade jetzt in Freude Weihnachten feiern"

Kardinal Reinhard Marx ruft dazu auf, gerade jetzt, in Zeiten von Krieg und Krisen, Weihnachten zu feiern. Das Fest erinnere "uns an einige Grundsätze, ohne die wir die Probleme der Welt nicht lösen und ein gutes Miteinander nicht nachhaltig aufbauen können", sagte der Erzbischof von München und Freising laut Manuskript in seiner Weihnachtspredigt an Heiligabend im Münchner Liebfrauendom. Marx stellte das Feiern der Weihnacht damit in den Gegensatz zu "einfachen Antworten", Verschwörungserzählungen und Schuldzuweisungen.

Insbesondere das Überwinden von Gewalt als ein zentrales Motiv von Weihnachten müsse in den Mittelpunkt gerückt werden, betonte Marx: "Im weihnachtlichen Bild der Mutter mit dem Kind, das wir in allen Krippen sehen, wird uns eine Darstellung der absoluten Gewaltlosigkeit als Leitbild vorgestellt." Bei "allem notwendigen Recht auf Selbstverteidigung" müsse auch klar sein, "dass nur in der Überwindung der Gewalt der Frieden gefunden werden kann". Für den Frieden brauche es die "Bereitschaft zu einem gerechten Ausgleich, zu einem gerechten Frieden, ja, zu einem neuen, vielleicht sogar versöhnten Miteinander".

Der Erzbischof forderte dazu auf, vom Frieden zu erzählen. So könnten Möglichkeiten aufgezeigt werden und Hoffnung könne wachsen. "Dazu ermutigt Weihnachten. Die Geschichte der Geburt des Kindes von Bethlehem, die Überzeugung, dass Gott Mensch geworden ist, ist eine unzerstörbare Kraftquelle dafür." Auch ganz persönlich gelte es, "die Geschichten zu erzählen, die uns aufbauen, die Mut machen, an die Augenblicke in unserem Leben erinnern, die voller Liebe und Freude waren, die uns Hoffnung geschenkt haben".

 

Hann von Weyhern, Nürnberg: Gott kommt den Menschen durch Geborensein nahe

Auf das Wunder der Geburt weist die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern in ihrer Weihnachtspredigt hin. Wir seien "alle geboren, alle atmen wir - ein und aus. Ein Leben lang. Alle", sagte sie an Heiligabend beim Open Air-Christvesper auf der Burgfreiung der Kaiserburg Nürnberg. Indem Gott mit der Geburt im Stall dieses Geborensein mit uns teile, "macht er sich erkennbar, auffindbar und erlebbar: Ja, Gott atmet die Luft unserer Welt".

Hann von Weyhern wünschte sich einen friedvolleren und respektvolleren Umgang miteinander. Menschen sollten immer wieder die Erfahrung wie kurz nach der Geburt machen können: "Da gibt es Nähe, Zuneigung, Vertrauen, Zutrauen, die mich tragen." So wie die Eltern ihrem Kind nach der Geburt Geborgenheit und Sicherheit schenkten, lasse Gott die Menschen nicht ins Bodenlose fallen. Vieles, was gerade um uns herum geschehe, würde uns zwar völlig nachvollziehbar belasten, so Hann von Weyhern. Doch "vielleicht gelingt es ja, im eigenen Umfeld dem Frieden und dem Lösen und Heilen eine Chance zu geben. Darauf läge der Weihnachtssegen", sagte sie.

 

EKD-Ratsvorsitzende Fehrs, Hamburg: Sorge um Kinder in Kriegen

Die amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, mahnt zu Weihnachten zum Einsatz für Kinder in Kriegen und Konflikten. Die Bilder aus Kriegsgebieten gingen unter die Haut, schreibt die Hamburger Bischöfin in einem Beitrag für die "Neue Osnabrücker Zeitung” (Samstag): "Besonders berührt mich das Leid der Kinder. Wie sie schutzlos ausgeliefert sind. In den Tunneln der Hamas. Dem Elend in Gaza. Der Vertreibung in der Ukraine.”

Was in der Kindheit geschehe, habe Auswirkung auf ein ganzes Leben, erläutert Fehrs. "Wenn wir es nicht schaffen, die Kinder im Frieden und zum Frieden zu erziehen, können wir die Konflikte der Welt nicht dauerhaft befrieden." Auch Weihnachten beginne mit einem Kind. Ihm werde die Hoffnung der Welt in die Wiege gelegt, betont die Bischöfin. "Und ausnahmslos alle dürfen zur Krippe kommen - voller Zuversicht, dass Gottes Friede Wirklichkeit werden kann."

 

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