Andreas Ebert hatte in der bayerischen Landskirche nie ein hohes Leitungsamt inne. Dennoch war der Pfarrer für viele eine Leitfigur, ein Begleiter auf ihrem spirituellen Weg. Und er hat Projekte gestartet, die noch heute ihre Wirkung entfalten. Am 20. März ist er nach längerer Krankheit gestorben.

Seelsorger, Prediger und Buchautor

Er war ein einfühlsamer Seelsorger, ein wirkmächtiger Prediger und erfolgreicher Buchautor. Doch die größte Wirkung seines kreativen Schaffens entfaltete ein einziges Lied, das er beim "Meistersingerwettbewerb" des Deutschen Evangelischen Kirchentags 1979 in Nürnberg einreichte – und damit gewann: Das "Kindermutmachlied" kennt in Deutschland praktisch jedes Kind. Es fehlt in keinem anständigen Kinderliederbuch und es steht aktuell ganz vorne in der digitalen Tonie-Box-Playlist der "30 Lieblings-Kinderlieder".

Die Musik war Ebert ebenso wenig in die Wiege gelegt wie die Theologie. Er wurde 1952 als Sohn unkirchlicher Eltern in Ost-Berlin geboren und wuchs nach der Flucht ab 1953 in Westberlin in ärmlichen Verhältnissen auf. Erst mit sieben Jahren, als seine Mutter mit seinem Bruder und ihm nach Ansbach zog, wurde er getauft. Durch den Kindergottesdienst, eine Jugendgruppe, seine Internatszeit ab 1962 in Windsbach und als Sänger im Windsbacher Knabenchor entwickelte er schon früh den Plan, Pfarrer zu werden.

Franziskanerpater wurde sein Mentor

Nach dem Abitur 1972 studierte er Evangelische Theologie in Neuendettelsau und Tübingen sowie zwei Semester katholische Theologie in Würzburg – mit intensiver Teilnahme am Leben der dortigen Teestubengemeinde. Theologisch geprägt wurde er 1977 durch eine Studienreise zur Gemeinde "New Jerusalem" in Cincinnati in den USA. Dort begegnete er erstmals dem damals 33-jährigen Franziskanerpater Richard Rohr. Rohr wurde Eberts Mentor, Ebert übersetzte dessen Bücher ("Der wilde Mann") ins Deutsche. Zusammen schrieben Sie später im Münchner Claudius Verlag den Bestseller "Das Enneagramm". "Die neun Gesichter der Seele", so der Untertitel, wurden in 50 Auflagen über eine halbe Million mal gedruckt und in 16 Sprachen übersetzt.

Die Würzburger Teestube fand ab 1980 eine Fortsetzung in Nürnberg. Ebert wurde dort zum Vereinspfarrer für volksmissionarische Dienste berufen, um an der Gemeinde St. Lorenz eine alternative missionarische Arbeit in der Innenstadt aufzubauen. Er gründete den legendären "Lorenzer Laden", eine strahlkräftige Basisgemeinde mit Eine-Welt-Shop.

Herzensgebet wurde Kern seines spirituellen Wirkens

1990 zog es ihn weiter zum Gemeindekolleg der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) in Celle. Es kam zum Konflikt mit der Kirchenleitung, die ihn verdächtigte, zu wenig streng orthodox-lutherisch zu sein. Ebert ließ sich beurlauben, um in der Hausgemeinschaft Gries bei Kronach im Meditationszentrum von Franz Jalics zu leben. Beim Jesuiten Jalics lernte Ebert das ostkirchliche Herzensgebet kennen, das fortan zum Kern seines spirituellen Wirkens werden sollte.

1996 trat er seinen Dienst als Pfarrer in der Münchner Lukasgemeinde an. Dort half er mit, die neu entwickelte alternative Gottesdienstform Thomasmesse, die er in Helsinki kennengelernt hatte, einzuführen. Wesentlich beteiligt war er dort auch bei der Obdachlosenarbeit im Kirchenkeller und an der Gründung des "Schwulen Bibelkreises Lukas" (SchwuBiLu). 2004 übernahm er zusätzlich eine halbe Projektstelle der Landeskirche zum Aufbau des "Spirituellen Zentrums St. Martin" im Münchner Glockenbachviertel.

Meditation in der Stadt

Ebert entwickelte ein Konzept "Meditation in der Stadt" und gab es weiter an Freunde, abseits des kirchlichen Dienstwegs, und weckte damit Begeisterung. Von Beginn an ging es darum, geistliche Übungen aus der christlichen Praxis wiederzuentdecken, die verschüttet waren, zum Beispiel die kontemplative Praxis der Wüstenmönche oder das Herzensgebet der Ostkirche. Das Spirituelle Zentrum war zu Beginn ein Versuchsballon der Landeskirche, heute ist es eine Institution mit einer festen Planstelle. Viele Suchende haben hier neuen Halt gefunden, die meisten durchaus distanziert zur Kirche, aber mit Sehnsucht im Gepäck. Zum festen Angebot gehörten auch Straßenexerzitien, bei denen es darum ging, Gott auf der Straße zu entdecken.

Eine Kirchenkarriere war Ebert immer unwichtig, klerikales Gehabe oder dogmatische Rechthaberei fand er abstoßend. Als "Jesus-Fan" hat er immer den missionarischen Ehrgeiz gehabt, Menschen zu Jesus zu führen. "Wie der biblische Andreas, der Petrus zu Jesus führte", sagte er einmal augenzwinkernd. An Jesus gefiel ihm vor allem, dass er immer wieder Grenzen überschritten hat und mit Sündern und Zöllnern verkehrt hat. "In der Kirche darf es deshalb kein drinnen und draußen geben", betonte er immer wieder, "das ist kein exklusiver Kreis."

Einladung zum Abendmahl Anfang, kein Ende

Folgerichtig hat Ebert in seinen Gottesdiensten immer alle zum Abendmahl eingeladen, die die Sehnsucht danach verspüren, mit Jesus Gemeinschaft zu haben, unabhängig von Bekenntnis oder Taufe. "Die Jünger waren schließlich auch nicht getauft", betonte er. Die Einladung zum Abendmahl war für ihn deshalb auch der Anfang, nicht das Ende. Und der Ausschluss von dieser Gemeinschaft, das nannte er beharrlich "antijesuanisch".

In der Abendmahlsfrage scheute er bis zuletzt den Konflikt mit der Kirchenleitung nicht. Zu Beginn der Corona-Pandemie – als alle Abendmahlsgottedienste ausfielen – entwarf er im Sonntagsblatt eine Abendmahlsliturgie für die digitale Hauskirche. Im interaktiven Hausgottesdienst erlebte er nach eigener Aussage "eine Erfahrung von Geistesgegenwart", handelte sich jedoch für das Projekt einen Rüffel vom Landeskirchenrat ein.

Sein spiritueller Rat ist nach wie vor aktuell:

"Bleibt im Hören, nehmt euch täglich Zeit für Gott, lauscht eurem Atem, haltet die eigene Unruhe aus, die aufkommt, wenn wir still werden."