Wandern in den Bergen macht die Menschen laut Alpinistin Sandra Freudenberg dankbar und zufrieden. Durch das lange Gehen stelle sich "eine Stille im Kopf" ein, sagte die Autorin mehrerer Bergbücher dem Sonntagsblatt zum Tag des Wanderns an diesem Samstag (14. Mai). Das Beste daran sei:

"Diese Stille ist von Dauer."

Die Alpen seien ein uralter Kulturraum, in dem Menschen zusammenhalten müssen, sagte die studierte Philosophin und Brauchtumsforscherin, die mit ihrer Familie auf einem Einödhof im bayerischen Oberland lebt:

"Mehr als an anderen Orten, wo die Natur den Menschen weniger abverlangt."

Hier zähle das Vertrauen aufeinander, das Mitmenschliche werde intensiv erlebbar. Das Archaische der Berge, der Bräuche und das einfache Leben prägten dann auch Jene, die nur dorthin zu Besuch kommen. Freudenberg ist überzeugt: Wandern in den Bergen macht zufrieden.

Spirituelles Momentum in den Bergen

Auch dem "spirituellen Momentum" könne sich in den Bergen kaum jemand entziehen, sagt sie. Spiritualität, von den Kelten bis in die Neuzeit ins Christentum überliefert, finde in den täglichen und in besonderen Bräuchen der Alpenbewohner bis heute statt - von Sagen über Steinkreise und Bergfeuer bis zu Wallfahrten und Fruchtbarkeitskulten.

Freudenberg sagte:

"Man nimmt es mit, in Form von Dankbarkeit und Lebensbejahung, als Freude darüber, manches nur zu spüren, statt zu wissen."

Wie sich der Trend zum Ausflug in die Berge und die Begeisterung von immer mehr Menschen fürs Wandern mit dem Naturschutz vereinbaren lasse, dazu hat die Autorin und Journalistin eine klare Meinung. "Mir würde es gefallen, wenn es weniger Hütten und Wege gäbe, man dafür aber jenen, die sich in der Natur bewegen, nicht durch Ranger die Freiheit nimmt, dies zu tun", sagt sie: "Immer vorausgesetzt, dass sie sich naturverträglich verhalten."

Für ihr aktuelles Buch "Alpine Hütten 3" (erscheint am 18. Mai bei National Geographics) war die leidenschaftliche Wanderin viele Wochen in den Alpen unterwegs und hat manchmal tagelang keinen Menschen gesehen.

Wildtiere haben sich an Menschen gewöhnt

Die Wildtiere in den Bergen hätten sich an Besucher gewöhnt, darin sehe die Naturliebhaberin kein Problem. "Problematisch erachte ich jedoch zu hohe Abschussquoten und den Wegfall von Schonzeiten, zum Beispiel bei Gamsen und den Abschuss von Füchsen", sagt die Leiterin des "Alpen Film Festivals". Besser fände sie eine starke Bejagung in kurzen Zeitabschnitten und längere Schonzeiten:

"Denn wovor sich die Tiere am meisten fürchten, ist der Jäger."