In einem offenen Brief an den bayerischen Innenminister fordert der Bayerische Flüchtlingsrat rasche und direkte Unterstützung für Afghan*innen. Innerhalb weniger Tage unterzeichneten ihn 47 Organisationen und 221 Einzelpersonen in Bayern.

"Gemeinsam mit einer Vielzahl an Organisationen und engagierten Einzelpersonen fordern wir: ‚Bayern, zeig dich solidarisch!‘ Eine breite Zivilgesellschaft fordert von der Bayerischen Regierung, insbesondere dem Innen- und Integrationsministerium, eine angemessene und zügige Umsetzung der Forderungen," erklärt Stephan Dünnwald, Sprecher vom Bayerischen Flüchtlingsrat.

Der Brief erhebt vier zentrale Forderungen:

  • Die Einrichtung eines bayerischen Landesprogramms zur Aufnahme von gefährdeten Personen aus Afghanistan, wie es z.B. Schleswig-Holstein, Berlin und Thüringen angekündigt haben.
     
  • Eine schnelle und unbürokratische Aufnahme von Afghan*innen mit Aufenthaltstiteln aus Bayern sowie gefährdeten Personen mit Bezug zu Bayern. So z.B. die Schwestern eines Afghanen in München, die als Journalistin bzw. Medizinerin besonders gefährdet sei, oder die Schwägerin eines anderen Afghanen, die als Staatsanwältin in Kandahar tätig gewesen sei und Verfahren gegen die Taliban geführt habe.
     
  • Eine vereinfachte Aufnahme von Familienangehörigen und Personen, die auf ein Arbeits- oder Ausbildungsvisum warten. Vermutlich könne nur ein Bruchteil der gefährdeten Personen über den Flughafen evakuiert werden. Viele weitere Personen hätten bereits Anträge auf Visa gestellt, warteten aber seit Jahren auf einen Botschaftstermin. Andere seien für die Wiedereinreise noch gesperrt. Bayern solle auf eine Aufstockung des Botschaftspersonals hinwirken, die Sperrung der Wiedereinreise aufheben und sich für die schnellere Bearbeitung von Visa einsetzen.
     
  • Schließlich sollen Afghan*innen, die mit Duldung in Bayern leben, zügig in Arbeit und Ausbildung vermittelt werden. In absehbarer Zeit seien Abschiebungen unmöglich, die Ausstellung von Pässen und anderen Dokumenten schwierig. Entsprechend sollten alle hier lebenden Afghan*innen möglichst in Arbeit und Ausbildung kommen können, ohne dass die Ausländerbehörden die üblichen Hindernisse in den Weg legen.
Offener Brief Flüchtlingsrat Afghanistan