Ursprünglich feierten die Augsburger Protestanten das Ende der religiösen Unterdrückung, das 1648 durch den Westfälischen Frieden eingeleitet wurde. Der 8. August ist gesetzlicher Feiertag. Damit ist Augsburg die Stadt in Deutschland mit den meisten Feiertagen.
Schon einen Monat vorher finden zahlreiche Veranstaltungen, Konzerte und Aktionen statt. Den Höhepunkt stellt das Hohe Friedensfest dar. Für Kinder gibt es ein eigenes Fest im Botanischen Garten. Im Anschluss an ökumenische Gottesdienste in verschiedenen Kirchen steht auf dem Rathausplatz der Stadt eine lange Tafel bereit, wo Bürgerinnen und Bürger, aber auch Gäste herzlich eingeladen sind, miteinander zu essen und trinken und ins Gespräch zu kommen.
2018 neu ist, dass während der Tafel Weltpässe verteilt werden. Er ist kein offizielles Dokument, aber es soll ein Zeichen setzen. Der Pass wird vom Augsburger Integrationsbeirat in Zusammenarbeit mit der Berufsschule 2 ausgestellt. Die Fantasie-Ausweise sollen zeigen, "dass es möglich ist, Grenzen zu überwinden und die Menschen zu Weltbürgerinnen und Weltbürgern zu machen", sagt Marija Jehle. Die stellvertretende Vorsitzende des Integrationsbeirats hat das Projekt ins Leben gerufen.
epd: "Frau Jehle, wer kann sich den Weltpass ausstellen lassen?"
Marija Jehle: "Jeder kann den Weltpass bekommen. Für minderjährige Kinder müssen die Eltern allerdings eine Einverständniserklärung unterschreiben. Wir werden den Pass während der Friedenstafel am Rathausplatz in einem Wohnwagen ausstellen. Wir brauchen dazu Vorname, Nachname, Geburtsdatum und Geburtsort. Das fügen wir in das Dokument ein und drucken es aus. Die persönlichen Daten werden danach natürlich gleich wieder gelöscht."
epd: "Wie ist die Idee zu dem Weltpass entstanden?"
Jehle: "Das Motto des diesjährigen Friedensfestes ist die "Utopie". Passend dazu hatten wir die Idee, einen Weltbürger-Ausweis zu erstellen. Entworfen haben den Ausweis dann angehende Mediengestalter an der Berufsschule 2, wo ich selbst arbeite. Auf dem Ausweis ist eine Weltkarte abgebildet und der Stempel zeigt zwei Hände, die die Welt tragen. Die Aussage ist: Wir sind alle Bürger einer Welt und es wäre wünschenswert, wenn wir uns ohne Schranken weltweit bewegen könnten. Dies würde uns der Weltpass ermöglichen."
epd: "Eine reine Utopie also - oder sehen sie darin doch mehr?"
Jehle: "Natürlich ist es zunächst einmal nur eine Utopie. Die Aktion soll aber deutlich machen, dass uns Menschen viel mehr verbindet als uns trennt. Es wäre doch schön, wenn man nicht mehr zwischen "Ausländern" und "Inländern" unterscheiden würde. Mit dem Weltpass sind wir alle nur noch Mitbürger - ganz egal, welche Hautfarbe wir haben, welche Sprache wir sprechen oder aus welchem Land wir kommen."