Die Pläne für einen Dokumentationsort zur Geschichte des Hesselbergs am dortigen Evangelischen Bildungszentrum (EBZ) werden konkret. Seit mehr als einem Jahr lotet eine Steuerungsgruppe aus, was der geplante Dokumentationsort leisten soll, sagte EBZ-Leiter Pfarrer Christoph Seyler dem Sonntagsblatt am Dienstag auf Anfrage. Der Hesselberg präge die Menschen in der Region seit Jahrhunderten. "Die Nationalsozialisten haben das damals erkannt und sich dann des Berges und seiner Ausstrahlung bemächtigt", erläuterte Seyler.

Weiteres Vorgehen in der Errichtung eines Dokumentationsorts

Das weitere Vorgehen ist nun in zwei Abschnitte geteilt. Man sei bereits mitten in der ersten Phase, der Konzeptbildungsmaßnahme. Bis zum Frühsommer 2022 sollen erste Konzepte stehen, wie ein Dokumentationsort am Hesselberg aussehen kann, sagte Seyler. Dieser soll sich aber auf keinen Fall nur auf mögliche Räumlichkeiten im EBZ beschränken, sondern beispielsweise auch den Gipfel des Hesselbergs mit einbeziehen. Auch die Frage, welche Medien man einsetzen könne, werde in diesem ersten Schritt geklärt. Spätestens im Juli soll dann ein ausgearbeiteter Vorschlag vorliegen.

Noch in diesem Jahr soll dann der zweite Abschnitt beginnen. In dieser Phase soll "alles, was für den Dokumentationsort baulich geschehen muss, ausgeschrieben werden", sagt Seyler. Für Phase eins des Projekts stehen insgesamt 50.000 Euro aus Mitteln des Bezirks, des EU-Programms "Leader" und der Landeskirche zur Verfügung. Erst wenn der erste Abschnitt mit dem konkreten Vorschlag zu Ende gegangen sei, könne man absehen, was die Umsetzung kosten werde und Fördermittel für Phase zwei beantragen. Spätestens im Jahr 2023 soll der Dokumentationsort dann fertig sein.

Inhaltliche Planung legt Wert auf selbsterklärende Auseinandersetzung

Inhaltlich steht schon jetzt fest, dass die historische Auseinandersetzung "gut selbsterklärend" sein soll - also, dass sich auch Besucher ohne extra Führung damit beschäftigen können. Zugleich soll es eine inhaltliche Anknüpfung im EBZ-Seminarprogramm geben, kündigte Seyler an. Auch wenn der Berg schon zur Steinzeit für die Menschen in der Region eine Rolle gespielt hat, soll der Fokus vor allem auf die Zeit direkt vor der NS-Herrschaft als bürgerliches Ausflugsziel, auf seine besondere Rolle in der NS-Zeit und schließlich als kirchliches Bildungszentrum gerichtet werden.

Das EBZ am Hesselberg wurde am Pfingstmontag 1951 als evangelische Landvolkshochschule nach skandinavischem Vorbild vom damaligen bayerischen Landesbischof Hans Meiser eingeweiht. Die Kirche wollte der "braunen Geschichte" des Berges - zu den "Frankentagen" von Nazi-Hetzer Julius Streicher pilgerten in der NS-Zeit bis zu 100.000 Menschen - einen Bildungsort entgegensetzen. Der Leitsatz "Kein Bauer wählt mehr braun" sei bewusst gewählt worden. Es galt, eine ganze Region zu entnazifizieren: In Westmittelfranken hatte die NS-Ideologie besonders viele Anhänger.