Die Höreths sind Buchhändler, wie sie anno 2017 augenscheinlich aktiv und offen aufgestellt sein müssen, um sich gegen den Internethandel zu wehren: Sie organisieren regelmäßig Podiumsdiskussionen mit anderen Buchhändlern über Neuerscheinungen abseits der Bestsellerlisten unter dem Motto "Blätterrauschen" und einige Autorenlesungen. Doris Höreth ist Mitglied der Interessensgemeinschaft IG Leseförderung und bildet als Referentin bundesweit im Bereich Kinder- und Jugendbuch fort. Zudem ist die Buchhandlung in der Integrationsarbeit für geflüchtete Menschen ehrenamtlich engagiert.
Es sind in erster Linie Begegnungen in Räumen der Kommunikation, auf die es Doris Höreth ankommt. Begegnungen, wie es sie eben nicht bei den Online-Portalen, sondern beispielsweise in einem Buchladen oder demnächst bei der Lesung im katholischen Gemeindehaus St. Walburga gibt. Solche Gelegenheiten, bei denen Menschen über die Literatur zusammenkommen, organisiert die Buchhandlung Pelzner schon seit dem Jahr 2000 durch ein Veranstaltungsprogramm mit jährlich wiederkehrenden Formaten sowie mit Kooperationspartnern an verschiedenen Orten im Stadtteil.
Und es war letztlich auch eine solche besondere Begegnung, die nun die 1985 mit ihrer Familie vom Iran nach Deutschland geflohene Mehrnousch Zaeri-Esfahani nach Nürnberg bringt. "Ich lernte sie auf der Frankfurter Buchmesse kennen und war sofort fasziniert von ihrer Ausstrahlung", erinnert sich Doris Höreth. Die in Karlsruhe lebende Autorin trage in einem einfühlsam erzählerischen Stil und in einfacher Sprache vor. Wer ihr zuhört, erfährt viel über ihr eigenes mitteleuropäisches kulturelles Modell. In ihrem Buch "33 Bogen und ein Teehaus" liest man einiges über die durch Ajatollah Chomeini geprägte Gesellschaft der 1980er-Jahre, in der Willkürherrschaft im Zeichen des einstigen religiösen Führers an der Tagesordnung war. Mehrnousch erlebte mit Angst und Wut, wie die Unterdrückung Einzug in alle Lebensbereiche hält, erzählt aber auch von der Schönheit der Stadt Isfahan und dem glücklichen Familienleben, von traurigen, aber manchmal auch heiteren Erlebnissen dieser Jahre, vom Gefühl der Sprach- und Heimatlosigkeit und von der Freude des Ankommens.
"Das sind rund 30 Jahre zurückliegende Erlebnisse, die viele Geflüchtete heute ebenso erlebt haben", erklärt Höreth. Ein Grund mehr, die seit 2014 als Referentin für ehrenamtliche Flüchtlingsbegleitung beim Flüchtlingsrat Baden-Württemberg tätige Zaeri-Esfahani einzuladen.
Und weil literarische Begenungen besser in Herz und Hirn hängen bleiben, wenn der Geschmackssinn ebenfalls mit angeregt wird, kochen Doris Höreth und weitere Helfer zudem syrische Gerichte.
Veranstaltungstipp
Die "Denkwerkstatt" mit Mehrnousch Zaeri-Esfahani findet am Freitag, 6. Oktober 2017, von 17 bis 19 Uhr im Gemeindehaus St. Walburga in Nürnberg-Eibach statt. Ab 16.30 Uhr gibt es für alle Hungrigen "gegen eine kleine Spende" etwas zu essen. Anmeldung auch unter www.buecher-pelzner.de