Die ersten kuriosen Stücke der Ausstellung sind schon eingetrudelt: Mit einem Fußtrittbohrer im Gepäck war die Hensoltshöher Diakonisse Kunigunde Brunner in den 1930er Jahren zuerst nach China, dann nach Taiwan gereist, um den Menschen dort bei ihren Problemen mit Zähnen und Kiefer zu helfen. Im Diakonissen-Mutterhaus in Gunzenhausen hoben Angehörige das mechanische Zahnwerkzeug auf.

Bereits angekommen ist der Afrika-Reiseführer, den Diakon Johann Buchta 1936 auf seiner Reise nach Tansania dabei hatte, wo er in der Steppe als Krankenpfleger beim Stamm der Massai tätig war. Nicht nur den Seelen, sondern auch den Körpern Segen spendete Diakon Johannes Baumann auf seiner Reise nach China. Ein Gemälde, das Baumann aus China mitbrachte, zeigt den Missionsarzt Gottlieb Olpp mit einem chinesischen Patienten - der schenkte es den Europäern als Dankeschön für die gute Tat.

Gegenstände wie der Fußtrittbohrer oder das Buch sind eigentlich unspektakulär. Aber mit ihnen kann man die spannenden Biografien der Menschen erzählen, erklärt Greif. Hatte der Museumsleiter in seiner ersten Schau Kaiser, Kanzler, Rummelsberger anhand von 21 Biografien von Menschen aus Rummelsberg deren Mitwirken an Brennpunkten der Weltgeschichte von der wilhelminischen Zeit bis in die Gegenwart dargestellt, weitet sich der Blick nun auf außen.

Bis zum 2. Weltkrieg bestand der Missionsdienst vor allem in der Verkündigungsarbeit

Über das diakonische Wirken von Menschen, die aus Bayern stammen oder mit einer im Freistaat ansässigen Institution unterwegs waren, soll ein großer Erzählbogen in ferne, exotische Länder gespannt werden, der außergewöhnliche Menschen aus kleinen Dörfern mit der weiten Welt verknüpft. Lange stand diakonische Arbeit in der Mission an zweiter Stelle - es ging vor allem um theologisch-kulturelle Verkündigungsarbeit. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg haben sich die Gewichte deutlich verschoben, meint Greif.

Beispiele seien Brot für die Welt oder die Arbeit der Evangelischen Entwicklungshilfe. Auch Gegenwartsfragen der Alten Welt Europa in Verbindung mit anderen Erdteilen werden dabei gestellt. Damit es nicht zu abstrakt wird, sollen Ausstellungsstücke und die Biografien ihrer Besitzer Beispiele für bestimmte Weltgegenden, Ziele, Erfolge und Misserfolge in diakonischen Zielsetzungen bieten.

Im begleitenden Katalog werden verschiedene Autoren Aufsätze zu den Personen der Ausstellung verfassen. Die über Generationen währenden Beziehungen der Rummelsberger Brüderschaft nach Österreich kommen dabei ebenso zur Sprache wie die Lebensgeschichten vergessener Missionare, die mit der Basler, Leipziger oder Betheler Mission unterwegs waren.

Ein Beispiel dafür ist der 1882 in Wallerstein in Schwaben geborene Carl Ittamaier. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war er in Tansania als Arzt aktiv und baute sogar ein Krankenhaus. Zurück in der Heimat sollte er ab 1930 als aktiver Nationalsozialist eine andere Art von Berühmtheit erlangen. Bis 1943 war er Kreisleiter der NSDAP in den Bezirken Forchheim, Höchstadt und Pegnitz und musste wegen seiner Verantwortung für die Übergriffe auf jüdische Menschen und Einrichtungen in der Reichspogromnacht 1938 in Forchheim nach dem Zweiten Weltkrieg ins Gefängnis.

Doch es gibt auch weitaus erbaulichere Geschichten wie die des ersten Missionsfliegers Fritz Loose, der für die Neuendettelsauer Mission in Papua-Neuguinea wirkte, oder jene von Diakon Karl Mittermayr, der 1944 bei Belgrad ein ganzes Waisenhaus quer durch halb Mitteleuropa evakuierte. Und auch Kurioses mischt sich in den Reigen: Der Pfarrer Ernst Faber hatte eigentlich nur eine theologische Ausbildung, verschlang auf seiner langen Schiffsreise nach China aber mehrere medizinische Fachbücher und behandelte Tausende von Chinesen gegen Augenkrankheiten.