Die Bestürzung ist groß: Die Nürnberger Dragqueen Uschi Unsinn - der Grünen-Stadtrat Uwe Scherzer - ist tot. Scherzer sei ein sichtbares und bekanntes Gesicht der LGBTIQ*-Community gewesen und habe sich mehr als drei Jahrzehnte für die Gleichstellung queerer Menschen eingesetzt, sagte Oberbürgermeister Marcus König (CSU) in einem Nachruf. Scherzer war völlig unerwartet am Sonntag (13. Februar) mit 54 Jahren gestorben. Als "Polit-Dragqueen" Uschi Unsinn sei er nicht nur in der Szene oder auf dem Christopher Street Day (CSD) sichtbar gewesen.
Seit 2020 saß Scherzer für die Grünen im Stadtrat und vertrat die Anliegen von homo-, trans- und bisexuellen Nürnbergerinnen und Nürnbergern. Von Mittwoch bis Freitag werde es eine Trauerbeflaggung am Rathaus geben, teilte die Stadt mit.
Scherzer engagierte sich umfassend im sozialen Bereich
Der stellvertretende Landtagspräsident und Stiftungsdirektor der bayerischen Gedenkstättenarbeit, Karl Freller (CSU), erklärte, mit Uschi Unsinn sei ein Mensch gegangen,
"der sich glaubwürdig über Jahrzehnte für die Menschenwürde und die Achtung von Minderheiten eingesetzt hat".
Scherzer hatte sich für ein Denkmal in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg für die homosexuellen Opfer des NS-Regimes engagiert, das erst im Januar eingeweiht worden war.
Zahlreiche Bezüge hatte Scherzer auch zur evangelischen Kirche, weil er als junger Mann zunächst eine Ausbildung zum Rummelsberger Diakon begonnen hatte. Am vergangenen Freitag hatte er noch öffentlich das Engagement der Rummelsberger Diakonie für den CSD als Sponsor gelobt und Kritik daran zurückgewiesen. Zum Internationalen Tag gegen Homophobie am 17. Mai organisierte er die regelmäßigen Andachten in der Lorenzkirche mit, sagte der Pfarrer an der Egidienkirche, Thomas Zeitler, dem Evangelischen Pressedienst. Als Mitveranstalter zeigte Scherzer außerdem im Jahr 2020 die Sonderausstellung "Schwules Leiden im KZ Flossenbürg" und im Jahr 2021 Porträts von transidenten Menschen in St. Egidien.
Scherzer wird als Bindungsglied zwischen Kirche und LGBTQI fehlen
"Wir werden alle noch eine Weile brauchen, bis wir begreifen, welcher Verlust für die queere Szene und die queere Politik in Nürnberg entstanden ist",
stellte Zeitler fest. Scherzer sei auch ein "Riesen-Brückenbauer" zwischen der queeren Gemeinschaft und dem CSD und der Kirche gewesen. Seine Figur der Dragqueen Uschi Unsinn habe Scherzer, der auch eine Sendung im privaten Rundfunk moderierte, immer als eine politische Rolle gesehen, sagte Zeitler.