Die Klasse 4b der Grundschule Eibach in Nürnberg steht im Halbkreis um Rebekka Deckart. "Könnt ihr mal zusammen eine Waschmaschine für mich machen?", bittet die Musikpädagogin. Einige Kinder fangen an zu Summen, ein Mädchen fragt: "Wie soll man denn eine Waschmaschine machen?"

Deckart antwortet unbekümmert: "Das weiß ich auch nicht! Es ist ja jede Waschmaschine anders." Am Ende versucht jedes Kind auf seine eigene Art, das Geräusch nachzuahmen. Danach kommt eine Hausklingel, bei manchen ein "rrrrrring", bei anderen ein "dingdong".

So bunt läuft es in jeder Mubikin-Unterrichtsstunde ab. Mubikin steht für Musikalische Bildung für Kinder und Jugendliche in Nürnberg und ist ein Programm der Stadt zusammen mit der Musikschule Nürnberg und der Hochschule für Musik. "Mubikin soll ergänzend zum regulären Musikunterricht die Kinder zum praktischen Tun animieren", beschreibt es Rebekka Deckart. Die Musikpädagoginnen und -pädagogen kommen dafür alle zwei Wochen in teilnehmende Kindergärten und Grundschulen.

Den Anstoß für das Projekt gab die Pandemie 

Seit einigen Monaten ist "Das Klangvielfraß" unterwegs. Ein Projekt, bei dem Kinder Geräusche sammeln, verändern und kombinieren. Den Anstoß für das Projekt gab die Corona-Pandemie, in der viele Kinder einerseits Stille und Verzicht erleben mussten, aber auch von optischen, medialen Reizen überflutet wurden. Sie sollen neu lernen, sich auf ihre verschiedenen Sinne zu konzentrieren, wobei das Hören im Mittelpunkt steht.

Im Moment sind die Klassen von Rebekka Deckart in der aktiven Sammelphase. Sie sagt:

"Manche haben Klänge nur mit zwei Stiften gemacht, andere mit Alltagsgegenständen und diese Klasse hat solche Klänge in Tiergeräusche umgewandelt."

So entstand die Idee, Hörgeschichten zu erfinden. Insgesamt vier verschiedene Geschichten wurden von der 4b im Unterricht vorbereitet: über einen Wolf im Wald, einen Jaguar im Dschungel, ein Schweinchen auf dem Bauernhof und eine Fliege in einem Wohnhaus.

Das Projekt wird vom Kultusministerium gefördert 

Heute sollen Waldgeräusche aufgenommen werden. Aber wie klingt es im Wald? Die Kinder haben schon Vorschläge gesammelt: Vogelgezwitscher, Astknacken, Wind, Blätterrascheln, Spechtklopfen, Wassertropfen, ein Schuss und ein springendes Eichhörnchen. Rebekka Deckart sortiert ihre Schüler nach Geräusch und fragt: "Wer kann gut pfeifen?" Die ersten Vögel zwitschern los. Der Specht klopft mit dem Fingerknöchel auf Holz, der Wind entsteht durch ein leises "ffff" und "sch" und fürs Blätterrascheln werden die Hände aneinander gerieben. Für die Aufnahme dirigiert die Pädagogin und gibt den verschiedenen Gruppen ihren Einsatz.

Dass sie die Geräusche für die Hörgeschichten mit einem Profi-Aufnahmegerät aufzeichnen und dann an einem eigens angeschafften Laptop bearbeiten kann, verdankt die Mubikin-Lehrkraft auch einer Projektförderung des Bayerischen Kultusministeriums. Die zunehmende Digitalisierung an den Schulen soll so auch dafür genutzt werden, mit den Kindern virtuelle Klangwelten zu erschaffen.

"Seit Anfang des Schuljahres bringe ich immer wieder kleine Klangrätsel mit, wo die Kinder herausfinden müssen, was sie hören: Die Klospülung? Einen Stift auf Papier? Die werden immer neugieriger, wie es um sie herum so klingt."

Die Werke der Kinder werden in der Kulturwerkstatt ausgestellt 

Die Kinder haben sichtlich Spaß an den Hör- und Geräuschübungen und lernen dabei auch soziale Kompetenzen. Beatrice erzählt nach der Stunde glücklich: "Wenn man gerade einen Streit hat, kann man mit Mubikin auch wieder lachen." Finn fügt hinzu:

"Ich lerne viel bei Mubikin und unsere Lehrerin ist ziemlich lustig."

Die Werke der Kinder werden vom 16. bis 22. Mai in der Kulturwerkstatt auf AEG als interaktive Klang-Exponate ausgestellt.