Fünf 15-Jährige, die Paul Krauß aus der Konfirmandenarbeit kannten, sind vor ein paar Monaten an ihn herangetreten mit der Idee: Sie wollten über am eigenen Leib erfahrene, lange anhaltende Hänseleien einen Film drehen. Dass der 22 Jahre alte Student der Film-, Medien- und Politikwissenschaften der Richtige dafür ist, wussten sie: Seit Jahren ist Krauß nicht nur in der Arbeit mit Jugendlichen aktiv, sondern hat bereits einige Kurzfilme und ähnliche Projekte durchgezogen.

Doch diesmal war alles anders. "Eigentlich habe ich nur die Ideen umgesetzt und den berühmten roten Faden gewickelt. Geschrieben, Regie geführt und geschauspielert haben die anderen", gibt Krauß sich bescheiden. 24 Kinder und Jugendliche aus Roth und Umgebung haben einige Wochen lang an dieser "No-Budget"-Produktion gearbeitet, für die Krauß sein eigenes Equipment mitbrachte. Gedreht wurde meist im Freien, aber auch in einer Rother Schule.

Film behandelt Gedanken und Gefühle eines Mobbing-Opfers

Dort sitzt in einer Szene Mobbing-Opfer Toni, von Mitschülern eingesperrt in einem Abstellraum, ängstlich und ratlos darauf wartend, dass endlich die Sportlehrerin kommt und ihn befreit. Er weiß, dass ihn morgen wieder ein ähnliches Erlebnis erwartet. Toni durchlebt sein Martyrium als wehrloses Opfer gegenüber den Angriffen anderer nämlich jeden Tag. Der Zuschauer begleitet den 15-Jährigen bereits beim Aufstehen. Die Kamera kriecht geradezu unter die Haut des Jungen, zeigt seine Furcht vor dem, was ihn heute wieder auf dem Schulhof erwartet. Mal sind es fiese Sprüche über sein Äußeres, mal sind es Schläge und Tritte.

Vier Jugendliche schlüpfen im Film nacheinander in die Rolle Tonis und erzählen die selbst erlebten oder anvertrauten Geschichten nach. Teils geschieht dies auch in Interviews im Original-Wortlaut und nachgestellten Szenen, die die Erfahrungen der Betroffenen anschaulich machen.

Eine von ihnen ist Esther Reidner, die Toni in einer prekären Gewaltsituation auf einer Schultoilette spielt. "Ich hatte die Episode zwar nicht am eigenen Leib erlebt. Aber wenn man weiß, dass das jemand wirklich geschehen ist, packt das einen", sagt die 15-Jährige. Auch für die 16 Jahre alte Lea Kozlowski waren das Schauspielen und das schwierige Thema ein einschneidendes Erlebnis.

"Mobbing kommt viel öfter vor, als man denkt, man muss manchmal auch genauer hinsehen, wie man sich selbst einem anderen gegenüber verhält",

meint sie.

Arbeit der Jugendlichen wird im Rother Bavaria-Kino gezeigt

Für Paul Krauß war die Initiative der Jugendlichen auch eine spannende Erfahrung. "In manchen Gruppen wird ein System der Angst aufgebaut, in dessen Mittelpunkt eine Person steht, die es nicht durchbrechen kann", erklärt er. Der Film solle wachrütteln, eigenes Verhalten anderen gegenüber auf den Prüfstand zu stellen, aber auch genauer hinzusehen und eventuell einzugreifen, wenn sich jemand augenscheinlich Mobbing ausgesetzt sieht.

Die Premiere von "Klub der Gewinner - es kann jeden treffen" findet am Freitag, 1. April, im Rother Bavaria-Kino statt. Ab 17 Uhr wird der 15-minütige Streifen gezeigt. Bei einer Podiumsdiskussion soll das Thema "Mobbing" anschließend mit Expertinnen und Experten diskutiert und eingeordnet werden. Der Film wird auch beim Mittelfränkischen Jugendfilmfestival am 6. und 7. Mai im Nürnberger Cinecitta-Kino zu sehen sein.