Der Winter ist die traditionelle Zeit für Filme. Diese Videos und Kinofilme solltet ihr nicht verpassen.

 

Everything Everywhere All at once | Filmtipp von Rieke Harmsen

"Everything Everywhere All at once" ist sicherlich einer der skurrilsten Filme des Jahres – und meine Empfehlung für einen dunklen Winterabend. Mit so viel Tempo, schrägen Geschichten und bizarren Ideen ist filmisch schon lange nicht mehr über den Sinn des Lebens nachgedacht worden. Zu Recht ist der Independent-Film zu den erfolgreichsten Streamingvideos des Jahres 2022 avanciert.

Die großartige Schauspielerin Michelle Yeoh verkörpert eine gestresste Frau, die im alltäglichen Chaos zwischen Arbeit, Familie und Pflege ihres Vaters versinkt – und dazu noch ganz plötzlich in verschiedenen Paralleluniversen die Welt retten soll. Evelyn springt zwischen diesen Universen hin- und her und gibt uns Einblick in die unendlichen Versionen ihrer selbst – hier ist sie Kungfu-Kämpferin, dort eine berühmte Opernsängerin und woanders eine seltsame Frau mit nudelweichen Gummifingern. Hier geht es zur Kritik.

 

Persepolis | Filmtipp von Lea Maria Kiehlmeier

"Persepolis" ist zwar schon aus dem Jahr 2007, trotzdem hat er einen sehr aktuellen Bezug. Der Film basiert auf einem Comic von Marjane Satrapi. Marjane ist acht Jahre alt und lebt 1978 in Teheran. Zu dieser Zeit regiert Schah Mohammad Reza Pahlavi in Iran. Zu Beginn des Films geht der Schah ins Exil und die Islamische Republik wird ausgerufen. Dieser gesellschaftliche Umbruch verändert auch das Leben von Marjane.

Die Gesetze werden strenger, Frauen und Mädchen müssen Hjab tragen und westliche Musik ist verboten. Der erste Golfkrieg bricht aus, die Lebensmittel sind knapp und das Regime tötet Oppositionelle. Marjane wird wegen der Situation im Land von ihren Eltern nach Wien geschickt. Später kehrt sie zurück. Zwar ist der Krieg vorbei, aber die Situation ist nicht unbedingt einfacher geworden.

In "Persepolis" vermischt sich die persönliche Lebensgeschichte von Marjane Satrapi mit der politischen Situation in Iran zu einem tragischen, aber auch lustigen Film. Er beschäftigt sich mit den Themen Heimat, Politik und Familie. Nachdem 2022 Iran und die Situation der Menschen dort wieder in unser Gedächtnis getreten sind, sieht man den Film nochmal mit völlig neuen Augen.

 

Wakanda Forever | Filmtipp von Oliver Marquart

Das Genre Actionfilm ist nicht unbedingt für interessante politische Perspektiven bekannt. Noch schlimmer: Sehr oft transportierten Actionfilme in der Vergangenheit rassistische und nationalistische Klischees. Umso großartiger ist "Wakanda Forever", der zweite Teil von "Black Panther". 

Schon der erste Teil wirbelte die typisch westliche Perspektive auf die Welt gehörig durcheinander. Ein fiktives afrikanisches Land namens Wakanda hat Zugriff auf seine eigenen Ressourcen: Das ebenfalls fiktive Vibranium, ein unfassbar starkes Edelmetall. Und allein dadurch ist Wakanda den Mechanismen des Kolonialismus und der Fremdbestimmung entzogen, agiert es selbstständig und selbstbewusst. Das stellt dem gängigen Bild vom hilfsbedürftigen Kontinent einen starken Gegenentwurf gegenüber – und benennt gleichzeitig schonungslos die Gründe für die Abhängigkeit afrikanischer Staaten vom Westen. 

So viel Differenziertheit ist für 3D-Blockbuster eher ungewöhnlich – auch im zweiten Teil funktioniert das auf allen Ebenen. "Wakanda Forever" ist spannend und unterhaltsam, und enthält gleichzeitig mehr Message als der handelsübliche Arthaus-Film. Zumal ich hier als Zuschauer nicht mit dem Zeigefinger belehrt werde, sondern mein Popcorn in Ruhe genießen kann – und trotzdem schlauer aus dem Kino gehe. 

 

Im Westen nichts Neues | Filmtipp von Christina Argilli

Viele Neuverfilmungen enttäuschen. Mit dem Remake von "Dirty Dancing" ging es mir so oder mit der computeranimierten Version von "König der Löwen". Und es gibt Buchverfilmungen, die auch enttäuschen, weil sie so gar nicht zu den Szenen passen wollen, die man beim Lesen vor Augen hatte.

Mit der Neuerscheinung von "Im Westen nichts Neues" ist Regisseur Edward Berger eine Produktion gelungen, die sprachlos macht - aber nicht vor Enttäuschung. Er greift die Geschichte des 1929 erschienen Romans von Erich Maria Remarque auf, erzählt sie aber nicht so nah an der Vorlage orientiert wie die Verfilmung des Oscar-Preisträgers Lewis Milestone von 1930.

Der Antikriegsfilm erzählt von der Kampfeseuphorie einer jungen Generation, der die grausame Sinnlosigkeit des Tötens im Schützengraben an der Front des Ersten Weltkriegs bewusst wird. Er fesselt und erschüttert zugleich so sehr, dass man manche Szenen nur vorspulen möchte und es doch nicht tut. Zurecht nominiert für Auslands-Oscar und Golden Globe!

 

Die Eberhofer-Krimis | Filmtipp von Larissa Launhardt

Immer dann, wenn ich einen Heimatkrimi der Eberhofer-Reihe anschaue, habe ich das dringende Bedürfnis, eine Leberkässemmel zu essen. Kommissar Franz Eberhofer, gespielt von Schauspieler Sebastian Bezzel, der großartig authentisch den grantigen, aber cleveren niederbayerischen Dorfpolizisten mimt, gönnt sich mit stetig bleibender Begeisterung zwei bis drei dieser Semmeln zum Frühstück.

Das wäre mir persönlich dann doch zu viel, aber gelegentlich eine einzelne zu einer vernünftigen Uhrzeit, halte ich durchaus für einen Genuss (die besten gibt es in München meiner Ansicht nach übrigens bei einem der urigen Metzger am Rande des Viktualienmarkts).

Doch zurück zum Wesentlichen: Sieben der Kriminalromane von Rita Falk wurden bereits verfilmt, alle mit so leckeren Namen wie "Dampfnudelblues", "Winterkartoffelknödel" oder eben "Leberkäsjunkie". In diesem Jahr erschien "Guglhupfgeschwader" - zunächst im Kino und bald dann auch im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen.

Alle Episoden drehen sich um den ehemaligen Kripobeamten Franz Eberhofer, der in die Provinz strafversetzt wurde, wo er dann gemeinsam mit seinem Hippie-Vater, seiner schwerhörigen Großmutter (und später auch mit Frau und Kind) auf einem alten Bauernhof lebt.

Mit seinem alten Freund und Kollegen Rudi Birkenberger, gespielt von Simon Schwarz, ermittelt er an mal mehr, mal weniger skurrilen Fällen. Genial ist jedoch vor allem die - natürlich überzeichnete - Darstellung der niederbayerischen Gepflogenheiten sowie die Art und Weise, wie der wortfaule Eberhofer stets damit kämpft, seine eigene Gefühlswelt zu verstehen und dann doch irgendwie auch auszudrücken, wenn er denn unbedingt muss. Eine lustige, leichte Filmreihe, die von der stressigen Vorweihnachtszeit ablenkt.

 

Die Schachnovelle | Filmtipp von Marika Cordes

Wie nah geistige Genialität und menschliche Abgründe beieinanderliegen zeigt die bildgewaltige Verfilmung des gleichnamigen Weltbestsellers "Die Schachnovelle" von Stefan Zweig.

Frühjahr 1938: Der österreichische Notar Josef Bartok (Oliver Masucci) verwaltet die Vermögen einiger reicher Leute und wird von der Gestapo im Hotel Metropol in Wien festgehalten. Er soll die Codes der Nummernkonten verraten – doch er bleibt standhaft und gibt sie nicht preis. Daraufhin kommt er in Sonderbehandlung: Einzelhaft im Hotelzimmer, die völlige Isolation. Jeder menschliche Kontakt, jegliche Ablenkung, wird ihm entsagt. Sogar der Mann, der ihm das Essen bringt, spricht kein Wort mit ihm.

Als er für das Verhör bei Behördenleiter Franz-Josef Böhm (Albrecht Schuch) das Zimmer verlassen kann, kommt er durch Zufall an ein Buch – doch statt eines unterhaltsamen Romans, sind auf den Seiten lauter Zahlen abgedruckt, es sind Beschreibungen diverser Schachpartien. Zunächst ist Bartok fassungslos und verzweifelt, weil er nichts damit anzufangen weiß. Doch schon bald klammert er sich an das Buch, denn es ist seine einzige Möglichkeit sich zu beschäftigen. Um die Isolationshaft auszuhalten, flüchtet er sich in eine Parallelwelt - Das Psychospiel beginnt.