Die "Freunde Abrahams", ein kleiner Verein für interreligiösen Dialog, lädt am Ewigkeitssonntag (26. November) zu einem Schweigemarsch mit Lichtern.

Peter Marinkovic ist Dekan im evangelischen Prodekanat München-Ost und Vorstandsmitglied der "Freunde Abrahams". Ein Gespräch über schwierige Bündnisse und die Kraft gemeinsamen Schweigens.

Warum veranstalten die "Freunde Abrahams" als relativ kleiner Verein den Weg der Stille ohne Bündnispartner?

Marinkovic: Die letzten Wochen haben gezeigt, dass die Frage von Friedensgebeten und Solidaritätskundgebungen zumindest in München vermintes Terrain ist. Wenn man den einen einlädt, schließt man den anderen schon aus. In diese Gemengelage wollen wir nicht hinein. Wir hören aber in unseren Gemeinden, dass viele Menschen ihrer Trauer über den schrecklichen Terror der Hamas und seine fürchterlichen Auswirkungen und ihrer Trauer über die anderen kriegerischen Auseinandersetzungen in der Welt Ausdruck verleihen möchten.

Dem möchten wir mit dem Schweigemarsch einen Raum geben, ohne uns von anderen Gruppierungen vereinnahmen zu lassen. Wir freuen uns aber, wenn möglichst viele unsere Einladung über ihre Kanäle teilen.

Peter Marinkovic ist evangelischer Dekan im Prodekanat München-Ost und Vorstandsmitglied der Freunde Abrahams
Peter Marinkovic ist evangelischer Dekan im Prodekanat München-Ost und Vorstandsmitglied der Freunde Abrahams.

In Nürnberg hat der Rat der Religionen nach dem 7. Oktober gemeinsam für Frieden gebetet, in Würzburg ebenso. Warum ist die interreligiöse Situation in München derzeit so schwierig?

Marinkovic: Ich kann das nicht erklären, und ich hätte das nie erwartet, aber es ist so. Es werden zahlreiche Gespräche geführt, dennoch gibt es auf allen Seiten eine große Vorsicht aus Sorge, den falschen Schritt zu machen. Aber nichts tun ist auch nicht richtig. Deshalb haben sich die "Freunde Abrahams" entschlossen, diesen Weg der Stille anzubieten - nur mit Kerzen, ohne Reden, Flaggen, Schilder oder ähnlichem.

Im Schweigen können die einen mehr an diese Opfer, die anderen an jene denken - unter dem gemeinsamen Dach des Lichterwegs. Hoffen Sie, dass die Menschen dadurch näher zusammenrücken?

Marinkovic: Das wäre eine Hoffnung. Wenn Menschen gemeinsam auf diesem Weg sind, können sie vielleicht merken, dass sie alle Schmerz, Trauer und Ohnmachtsgefühle tragen. Vielleicht spürt der ein oder andere: Meinem Nachbarn geht es genauso wie mir, nur unter anderen Vorzeichen. Wir tragen diesen Schmerz gemeinsam.

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