Am 8. Oktober wählen die Wahlberechtigten in Bayern einen neuen Landtag – und eine neue Regierung? Letzteres scheint unwahrscheinlich, denn laut Umfragen können die Regierungsparteien CSU und Freie Wähler gemeinsam weiterregieren. Und Grüne, SPD, FDP oder gar Linke sind wohl zu schwach, um Ministerpräsident Markus Söder das Amt streitig zu machen. 

Doch wie halten es die Parteien – frei nach Goethes berühmter Gretchenfrage – mit der Religion? Wie positionieren sie sich zu Themen wie GlaubeSchöpfungchristliche Kirchen oder Feiertage? Wir haben bei den im Landtag vertretenen Parteien nachgeschaut. Im zweiten Teil unseres Religions-Checks zur bayerischen Landtagswahl geht es um das Programm von Bündnis90/Die Grünen.

Bekenntnis zur religiösen Vielfalt

Die Grünen bekennen sich in ihrem Wahlprogramm zur Diversität: "Religiöse, weltanschauliche Vielfalt ist ein Zeichen dieser Toleranz", heißt es auf Seite 92. Und weiter: Das Recht auf freie und sichere Religionsausübung sei für sie nicht verhandelbar.

Deshalb stelle man sich religionsbezogener Diskriminierung "konsequent" entgegen, exemplarisch nennt die Partei  Antisemitismus und Islamfeindlichkeit. Eine "gleichberechtigte Teilhabe der Religions- und Weltanschauungsgemeinschaften" wollen die Grünen stattdessen fördern, und zwar in allen Gesellschaftsbereichen.

Offenbar hält man es für nötig, an dieser Stelle hervorzuheben, was selbstverständlich sein sollte: 

"Als Voraussetzung hierfür erwarten wir ein klares Bekenntnis zum Grundgesetz." 

Religion in den Schulen

Weltanschauliche Vielfalt soll es nach dem Willen der Grünen auch künftig in der Schule geben. Die Schüler'*innen sollen nicht mehr getrennt nach Konfessionen unterrichtet werden, sondern "in einen gemeinsamen Dialog über Glaubens- und Wertefragen treten". (S. 92)

Das Fach Ethik soll angesichts der steigenden Nachfrage qualitativ aufgewertet werden:

"Den Religions- und Ethikunterricht verzahnen wir durch ein dialogisches Unterrichtsmodul 'Ethik und Religion'."

So könnten gemischte Lerngruppen über zentrale Wertefragen sprechen, andere Perspektiven erleben und schätzen lernen, heißt es auf Seite 57. Die religiöse Vielfalt von Kindern und Jugendlichen wolle man "anerkennen, verstehen und als Ressource nutzen". 

Christentum kommt nicht vor

Das Christentum oder die Kirchen finden im Wahlprogramm der Grünen keine Erwähnung. Das schafft ohnehin nur eine Religion: Das Judentum, und zwar in Form von" jüdisches Leben und jüdische Kultur", die die Grünen jeweils fördern wollen.

Eine indirekte Erwähnung findet noch der Islam: Neben der oben bereits erwähnten Islamfeindlichkeit werden auch Moscheen, die neben Synagogen als besonders bedrohte Einrichtungen definiert werden, für die es Schutzkonzepte und Notfallpläne braucht. 

Fazit

Bei den Grünen steht im Zusammenhang mit Religion vor allem die Vielfalt im Vordergrund. Ein positives Bekenntnis zu einer Religionsgemeinschaft findet sich nur beim Judentum, dem gemeinsam mit dem Islam zudem eine gewisse Bedrohungssituation attestiert wird.

Die Kirchen als zivilgesellschaftliche Akteur*innen bleiben unerwähnt, es gibt auch kein Bekenntnis für oder gegen christliche Feiertage. Einzig zum Religionsunterricht äußert sich die Partei. 

Anders als die CSU glauben die Grünen nicht an etwas (im Falle der Union an die Technik), sondern glauben, "dass die bayerische Landwirtschaft das Potenzial hat, (...) die Hälfte der Fläche ökologisch zu bewirtschaften." 

Landtagswahl in Bayern 2023: Was die bayerischen Parteien zu Glaube und Kirchen sagen

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