Am 8. Oktober wählen die Wahlberechtigten in Bayern einen neuen Landtag – und eine neue Regierung? Letzteres scheint unwahrscheinlich, denn laut Umfragen können die Regierungsparteien CSU und Freie Wähler gemeinsam weiterregieren. Und Grüne, SPD, FDP oder gar Linke sind wohl zu schwach, um Ministerpräsident Markus Söder das Amt streitig zu machen. 

Doch wie halten es die Parteien – frei nach Goethes berühmter Gretchenfrage – mit der Religion? Wie positionieren sie sich zu Themen wie GlaubeSchöpfungchristliche Kirchen oder Feiertage? Wir haben bei den im Landtag vertretenen Parteien nachgeschaut. Im ersten Teil unseres Religions-Checks zur bayerischen Landtagswahl geht es um das Programm der Christlich-Sozialen Union in Bayern (CSU)

Glaube und Religion spielen keine große Rolle

Für eine erklärtermaßen christliche Partei spielen Glaube und Religion im Programm eine eher geringe Rolle. Eine erste Erwähnung findet sich auf Seite 8, und zwar in einem problematischen Kontext: Es geht um Angriffe auf "Menschen unterschiedlicher Herkunft und Religion" - die die CSU "mit aller Härte" verfolgen will. 

Eine Seite weiter werden religiöse Überzeugungen erneut zum Problem, diesmal in aktiver Form: Neben anderen Spielarten von Extremismus und Antisemitismus verspricht die Union, auch den religiös motivierten zu "bekämpfen".

Christliche Feiertage und Trachtenvereine

Womit die eher unangenehmen Aspekte durch sind. Die CSU lässt es sich nicht nehmen, Religion auch identitätspolitisch einzusetzen. Auf Seite 23 bekennt sie sich zur Bewahrung des materiellen und immateriellen kulturellen Erbes Bayerns:

"Der Schutz christlicher Feiertage gehört zu diesem Erbe genauso wie die Unterstützung unserer vielen Heimat-, Trachten- , Schützen- und Musikvereine; einschließlich der Verbände, Museen und Kultureinrichtungen der Heimatvertriebenen",

heißt es da. 

In ähnlicher Form, nämlich eingebettet in eine Vielzahl von Alternativen, werden auch die Kirchen erwähnt. Bayern sei "das Land des Ehrenamts", heißt es auf Seite 22.

"Fast jeder Zweite im Freistaat engagiert sich sozial, für Tradition und Brauchtum, Sport, Naturschutz, Kultur oder in der Kirche."

Dies wolle man fördern. 

Wo ist das blühende buddhistische Leben?

Andere Religionen als das Christentum werden mit einer Ausnahme nicht erwähnt: Das "blühende jüdische Leben" in Bayern soll erhalten, gefördert und geschützt werden. Ein ähnlich klares Bekenntnis zum muslimischen, buddhistischen oder hinduistischen Leben in Bayern findet sich dagegen nicht. 

Interessant ist übrigens, in welchem Zusammenhang das Wort "glauben" auftaucht. Auf Seite 13 heißt es:

"Wir glauben fest an Technologie (...)".

Auch ein Glaubensbekenntnis. 

Fazit

Die Christlich-Soziale Union scheint im Jahr 2023 ein eher funktionales Verhältnis zur Spiritualität zu haben. Die Rolle der Kirchen wird nicht gesondert hervorgehoben, auch von einem christlichen Menschenbild ist nicht die Rede. Überhaupt: Jenseits der Institutionen Kirche und Feiertag wird der christliche Glaube gar nicht erwähnt. 

Allenfalls bei der Erwähnung des "blühenden jüdischen Lebens" in Bayern schwingt ein wenig Begeisterung mit. Dies ist aber wohl eher als Verpflichtung gegenüber der deutschen Erinnerungskultur zu verstehen, denn als echtes Bekenntnis zu religiösen Weltanschauungen.

Landtagswahl in Bayern 2023: Was die bayerischen Parteien zu Glaube und Kirchen sagen

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