"Freuet euch des Herrn allewege und abermals sage ich: Freuet euch!" (Phil 4,4)

Das ist mein Konfirmationsspruch, den ich mir 1994 in meiner oberfränkischen Heimatgemeinde selbst heraussuchen durfte. Und er ist sowas wie mein Glaubensmotto geworden, denn Glauben macht Freude. Zu wissen: ich bin geliebt – trotz aller Fehler. Und mit dem Tod ist nicht alles aus, sondern da kommt sogar noch was, auf das wir uns freuen dürfen. Das macht mich froh.

Spaß in der Kirche?

Leider werden in den Medien oft andere Klischees bedient: die Kirche als spaßbefreiter Raum.

Und bei Auftritten als Kabarettist begegnen mir – gottlob sehr selten, aber immer wieder – Menschen, die meinen, man dürfte Glaubensthemen nicht mit Spaß und Freude angehen. Die sitzen dann in der ersten Reihe mit verschränkten Armen und wollen sich darüber ärgern, dass ein Glaubensvertreter lustig ist. Sie unterliegen dabei dem Irrtum, dass Ernst und Spaß Gegensätze sind. Dabei kann man gut fröhlich und mit Spaß an Glaubensthemen rangehen und diese dabei ernst nehmen.

Ernste Botschaft, kreativer Umgang

Mit dieser Überzeugung habe ich zum Beispiel vor einigen Jahren die Geschichte vom Lazarus in ein fränkisches lustiges Liedchen verwandelt, mit dem Refrain: "Lazarus kumm raus, kumm raus aus deiner Gruft. Lazarus kumm raus, kumm raus, der Jesus ruft."

Die Folge war: Wir mussten es immer wieder spielen, bei Veranstaltungen aller Konfessionen.

Denn die Menschen merken: die Botschaft der biblischen Geschichte nehme ich ernst, aber der Umgang damit ist kreativ, witzig und ein bisschen wild.

In den besten Momenten lassen sich dann auch die, die in der ersten Reihe mit verschränkten Armen saßen, mitreißen und klatschen und lachen mit. Das ist dann eine Form von Erlösung – für mich auf der Bühne, aber hoffentlich auch für diese Menschen. In Leibniz‘ Minna von Barnhelm gibt es das Zitat: "Was kann der Schöpfer lieber sehen als ein fröhliches Geschöpf?"

Deswegen hat er uns wohl auch eine Frohe Botschaft gegeben.

Lachen im Gottesdienst

In den letzten Jahren hat es sich endlich entwickelt, dass Menschen in Kirchen öfter lachen. Das freut mich sehr, denn warum sollte gerade in Kirchen, in denen ja Erlösung gepredigt wird, nicht gelacht werden? In der Bibel wird das Lachen den Erlösten verheißen (Psalm 126,2) und ich glaube, dass auch Jesus und seine Jünger und die meisten biblischen Figuren gelacht haben.

"Wo Glaube ist, ist auch Lachen" – dieses Zitat wird Martin Luther zugeschrieben. Dazu müssen nicht unbedingt Witze erzählt werden wie beim mittelalterlichen Osterlachen – es geht um eine entspannte humorvolle Grundstimmung.

"Lachen ohne Grund ist pure Dämlichkeit." Das wiederum hat Loriot gesagt.

Im Glauben haben wir aber einen Grund zum Lachen: Wir sind geliebt und wir sind erlöst.

Freude und Lachen im Leid

Das schenkt Freude, sogar, wenn es einmal nicht so rund läuft. Denn christlicher Glaube ist kein Rundum-Sorglospaket. Auch wer glaubt, wird Schicksalsschläge erleiden. Nur der Umgang damit ist ein anderer. In den Seligpreisungen, die Jesus verkündigt, sind es ja gerade die Leidenden und Traurigen, die sich freuen dürfen.

Denn sie erfahren im Glauben, dass ihre ernste Situation nicht alles dominieren muss, sondern es auch im Leid Freude und Lachen geben kann. Das hab ich selber immer wieder erlebt. Und dadurch kommen Erlösung und Hoffnung auch in vermeintlich hoffnungslose Situationen.

Bunte, fröhliche Kirche

Ich glaube, dass die Kirche und ihre Vertreter*innen auf einem guten Weg sind, die Frohe Botschaft auch mit Humor und Spaß zu verkündigen. Ich hoffe, dass dieses Bild einer fröhlichen, bunten Kirche – die dabei ihren Glaubensernst als Basis hat – bei den Medien ankommt.

Und Gott? Der freut sich sicher darüber, denn wir mit unserer Freude sind ja nach seinem Ebenbild erschaffen.

"Freuet euch des Herrn allewege und abermals sage ich: Freuet euch!"

Raus aus dem toten Winkel

Hannes Schott

Mit augenzwinkerndem Blick schaut er auf bestehende Strukturen und geht neue Wege: Gottesdienste in Wohnzimmern, die verlost werden oder Gottesdienste im Bus sind nur ein kleiner Ausschnitt seiner ungewöhnlichen Ideen. Dabei findet er meistens Offenheit und große Neugier am Glauben, sodass er sich einen optimistischen Blick für die Zukunft der Kirche behält.

Seine Auftritte als Kabarettist ermöglichen dem evangelischen Pfarrer Hannes Schott aus Bayreuth manche ungewöhnliche Sicht auf die Kirche und das "göttliche Erdenpersonal".

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