"Der Geist des Herrn ist auf mir, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen."

Als eine seiner Hauptaufgaben nennt Jesus, den Gefangenen die Freiheit zu predigen. Diese Formulierung geht auf den Propheten Jesaja zurück, der sich als "Gesalbten" Gottes bezeichnet und denselben Auftrag ausführen wollte: den Elenden die gute Botschaft zu bringen und den Gebundenen zu sagen, dass sie "frei und ledig" sein sollen. Sicherlich kannte der Jude Jesus diese Aussage Jesajas. Auch der Psalmist weiß: "Der Herr macht die Gefangenen frei". (Jesaja 61, 1, Lukas 4, 18f., Psalm 146, 7)

"Auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes."

"Frei sind wir, Ja zu sagen oder nein." Diese Zeile des Liedes "Herr, Deine Liebe" nimmt die Freiheit auf, die das Neue Testament den Kindern Gottes verheißt. Die neue Freiheit der Christen bedeutet eine neue "Knechtschaft": "Denn indem ihr nun frei geworden seid von der Sünde, seid ihr Knechte geworden der Gerechtigkeit." Auch Paulus selbst habe sich zum Knecht gemacht, betont er: "Denn obwohl ich frei bin von jedermann, habe ich doch mich selbst jedermann zum Knecht gemacht, damit ich möglichst viele gewinne." Die endgültige Freiheit, sagt Paulus, würden die Christen erst nach dem Tod erlangen: "Wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde", schrieb er der römischen Gemeinde. (Römer 6, 7, 1 Korinther 9, 19)

"Seht aber zu, dass diese eure Freiheit für die Schwachen nicht zum Anstoß wird!"

Was tun mit der neu erlangten Freiheit? Einige Christen meinten, nun über die Stränge schlagen zu dürfen, feierten rauschende Feste, kümmerten sich nicht um ihre Mitmenschen. Besonders aus der korinthischen Gemeinde sind solche Fälle bekannt; dort prahlten auch "starke" Christen damit, alle Freiheiten der Welt nun für sich zu haben. Sie mahnt Paulus: Die Freiheit soll nicht entzweien und für Unfrieden sorgen, sondern der Einheit der Gemeinde dienen. (1 Korinther 8, 9)

"Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit."

Warum werden Menschen frei? Weil der Heilige Geist sie befreit zu einem gottgefälligen Leben, war die frühe Christenheit überzeugt. Er führt die Menschen aus dem "Gesetz der Sünde und des Todes" heraus und in das neue "Gesetz des Geistes", das aber nicht bedrücke und bedrängte, sondern ein neues, "geheiligtes" Leben ermöglicht. Wer so lebt, bedenke aber auch: "Alles ist mir erlaubt, aber nicht alles dient zum Guten. Alles ist mir erlaubt, aber es soll mich nichts gefangen nehmen." (1 Korinther 6, 12, 2 Korinther 3, 17, Römer 8, 2)

"Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, dass ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt; sondern durch die Liebe diene einer dem andern."

Liest man die Briefe des Paulus, spürt man: Der Missbrauch der Freiheit war ein Thema in vielen Gemeinden Kleinasiens. Auch in der Region Galatiens. Dort hatten sich "einige falsche Brüder eingedrängt und eingeschlichen, um unsere Freiheit auszukundschaften, die wir in Christus Jesus haben". Diese falschen Apostel wollten die Christen neu knechten. Zur Stärkung ruft Paulus ihnen zu: "Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!" (Galater 2, 4)

"Wenn euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr wirklich frei."

Nicht nur der Heilige Geist, auch Jesus spielt eine Rolle für die Freiheit der Menschen. Durch seinen Kreuzestod habe er die Sünden auf sich genommen, sind Christen überzeugt. Manchmal hört sich das martialisch an, zum Beispiel wenn es im Hebräerbrief heißt, das "Blut Jesu" habe Freiheit vermittelt. Zu seinen Lebzeiten formulierte Jesus anders und gar nicht religiös: "Die Wahrheit wird frei machen!" ( Hebräer 10, 19, Johannes 8, 32.36)

"Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, aus der Knechtschaft."

Sehnsucht nach Freiheit hatten auch die Menschen in biblischen Zeiten. Die Psalmbeter kleideten sie in poetische Worte: "Unsre Seele ist entronnen wie ein Vogel / dem Netze des Vogelfängers; das Netz ist zerrissen und wir sind frei. Eine ganz handfeste Befreiungserfahrung machte das Volk Israel am Beginn seiner Geschichte: Gott befreite es aus der ägyptischen Knechtschaft. Nach einer vierzigjährigen Wüstenwanderung kamen sie im ersehnten Land an und mussten ihre neu gewonnene Freiheit leben, was bekanntlich nicht immer gelang und wiederum in Gefangenschaft endete - diesmal in Babylonien. Doch immer wieder in der Geschichte Gottes mit den Menschen erweist sich Gott als großer Befreier, der nicht mit Gefangenschaft straft, sondern einen Vorschuss an Vertrauen und Freiheit gewährt. (Psalm 124, 7, 5 Mose 5)