Ich dachte mir, in dieser Ausgabe "Vorstellungsgespräch mit Gott" mache ich zur Jahreslosung, denn auch darin können wir ein Gottesbild finden. Die Losung für 2022 steht in Johannes 6 37: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen."
Situationen aus meiner Kindheit
Mein erster Gedanke ging an ganz viele Situationen mit meiner Mama, in denen ich was von ihr gebraucht habe und von ihr kam: "Lucie, ich kann grad nicht, Ich muss kochen." "Lucie. Ich kann grad nicht. Du siehst doch, dass ich beschäftigt bin, oder?" "Lucie, ich helfe gerade deiner Schwester. Du musst dich gedulden." Bei vier Geschwistern könnt ihr euch vorstellen, dass die Situation hin und wieder mal vorgekommen ist. Auch in der Schule war ich nicht die aller Beliebteste. "Lucie, du redest zu viel." "Wir wollen nicht mit dir spielen", oder auch "Lucie, du bist viel zu aufgedreht. Kannst du gehen?"
Ich kann jederzeit zu Gott kommen
Und jetzt lese ich in Johannes davon, dass ich zu Gott kommen kann und Gott mich nicht abweist. Wie cool ist das denn? Ein Gott, der mit offenen Armen auf mich wartet. Zu jeder Zeit. Ein Gott, dessen Tür offen steht. Egal wie groß oder wie klein mein Anliegen ist, ich kann kommen. Nichts ist für Gott zu unnötig, zu kindisch, zu dramatisch und es ist total egal, wer wir sind und wie alt wir sind.
Wir können kommen. Die Tür steht offen. Gott wird uns nicht abweisen.
Unterschiedliche Bedeutungen in unterschiedlichen Übersetzungen
Die Übersetzung der Jahreslosung wird dem biblischen Text aber nicht ganz gerecht. Wenn man die Lutherbibel aufschlägt, dann steht da: "Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinaus stoßen." Und auch wenn man sich das Ganze im Griechischen anschaut, merkt man, dass das vielleicht näher ist und kann daraus z.B. auch übersetzen "Wer zu mir kommt, den werde ich auf keinen Fall rausschmeißen."
Es geht also nicht darum, dass Gott uns zu sich einlädt für einen Besuch. Gott möchte, dass wir bleiben. Es gibt keine letzte Runde, keine Sperrstunde, kein Boah, ich bin schon ziemlich müde. Du nicht auch? Nein, wir dürfen bleiben. Wir dürfen zu Gott kommen und wir dürfen bleiben. Wir werden ein Teil von Gottes Haushalt. Wir werden ein Teil von Gottes Familie. Egal was wir machen oder auch nicht machen. Wir gehören zu Gott dazu.