Die Möglichkeiten zu fasten sind mannigfaltig. Mit der ursprünglichen Form und dem Sinn des Fastens haben die heutigen Trends natürlich wenig gemein. Ich nehme mich da keineswegs aus. Fasten gehört seit fast 30 Jahren mindestens einmal im Jahr fest zu meinem Leben dazu.

Mit 17 schon das Heilfasten entdeckt

Als Mensch, der gerne zu Extremen neigt, ist es auch kaum verwunderlich, dass ich bereits mit 17 Jahren das Heilfasten für mich entdeckt habe. Unglaublicherweise habe ich mich damals sogar an das Buch, das ich mir extra vom Taschengeld gekauft habe, gehalten. Also Entlastungstag eingelegt, mit Glaubersalz (ja es schmeckt so eklig wie man es sich vorstellt) den Darm entleert und dann gefastet.

Dann war es aber auch schon vorbei mit meiner vorbildlichen Haltung gegenüber den Regeln aus dem Buch. Tee? Brühe? "Ach Quatsch, ich schaffe das auch ohne, ganz oder gar nicht", so dachte ich jedenfalls. Durchgehalten habe ich tatsächlich fünf Wochen.

Die Folgen waren jedoch Mangelerscheinungen, Schwindelgefühle oder Herzrasen. Mit ein paar Jahrzehnten Abstand betrachtet vielleicht nicht so clever, aber mit 18 macht man schon mal sinnfreie Aktionen.

Immerhin habe ich danach elf Kilo weniger auf die Waage gebracht und war so schlank wie niemals mehr in meinem Leben. Das war eigentlich nicht der Plan und ich würde auch niemandem raten, auf diese Art und Weise abzunehmen.

Fasten als Befreiung

Die darauffolgenden Jahre habe ich mich dann – aus Schaden wird man klug – genau an die Anweisungen gehalten und auch regelmäßig sechs Wochen gefastet. Für mich hat sich das wie eine Befreiung angefühlt, manche sprechen ja sogar von einer "Diät der Seele". Als absoluter Neuling sollte man Heilfasten, vor allem über einen längeren Zeitraum, nicht ohne einen ärztlichen Vorabcheck machen.

Im Laufe der Jahre hat sich dann die Dauer des Fastens bei mir verringert. Und seitdem ich Papa bin, funktioniert es einfach nicht mehr. Das tägliche frische Kochen, da kann ich einfach nicht widerstehen. Also habe ich mich auf die Suche nach anderen Arten des Fastens gemacht. Intervallfasten zum Beispiel. Für viele Freunde um mich herum war das der neue Trend.

Intervallfasten: Alles mal probiert

Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: Bei der 16:8 Methode müssen zwischen der letzten Mahlzeit des Vortages und der ersten Mahlzeit des Tages 16 Stunden liegen. In den acht Stunden, in denen man essen darf, nimmt man zwei Mahlzeiten zu sich. Bei der 5:2 Methode, darf an fünf Tagen in der Woche normal gegessen werden, an zwei Tagen dann aber nur sehr wenig.

Und schließlich noch die 1:1-Methode, hier darf man einen Tag normal essen, am nächsten Tag aber nur etwa 25 Prozent der sonst üblichen Energiemenge zu sich nehmen. So wird täglich gewechselt.

Und ihr ahnt es sicher schon: Alle drei Varianten waren absolut nichts für mich. Bei mir funktioniert eben nur ganz oder gar nicht. Ich habe, obwohl ich mit einer App gearbeitet habe, die Stunden verwechselt, die Tage nicht eingehalten – und was sind eigentlich 25 Prozent der Energiemenge? Also Intervallfasten wieder zur Seite gelegt. Und weiter ging die Suche. Suppenfasten, Obstfasten, Gemüsefasten, alles nichts für mich.

"7 Wochen Ohne" gibt Denkanstöße

In den vergangenen Jahren hat bei mir tatsächlich die "7 Wochen Ohne"-Fastenaktion der evangelischen Kirche geholfen. Durch tägliche Impulse, früher haptisch, jetzt natürlich auch via Facebook und Instagram, wird man durch die sieben Wochen geleitet, bekommt Denkanstöße, oder kommt auch mal mit anderen Menschen ins Gespräch.

Und auf was man einfach mal verzichten kann, Alkohol, Nikotin, Süßigkeiten, also auf Dinge, die man eigentlich besonders mag. Alles kein Problem, ihr wisst ja … ganz oder gar nicht.

Aber es gibt tatsächlich eine Sache, auf die ich bisher nicht verzichten konnte. Ihr erwartet jetzt sicher etwas sehr Emotionales, aber weit gefehlt. Meine Schwäche, die mir eigentlich schon fast peinlich ist, ich schaffe es nicht, auf mein Smartphone, inklusiver aller Social-Media Plattformen zu verzichten. Aber ich werde es versuchen, im kommenden Jahr - ganz oder gar nicht. 

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