Was machen Sie genau bei 7 Wochen Ohne?

Frank Muchlinsky: Vieles bei 7 Wochen Ohne passiert, bevor ich in Aktion trete. Es wird ein Motto herausgesucht, es werden Bibelstellen ausgesucht für die einzelnen Wochen und es wird ein Kalender produziert, den man bestellen kann. Am Aschermittwoch fängt dann meine Arbeitszeit an. Jeden Mittwoch verschicke ich eine Fasten-Email.

"Es gab auch schon vor Corona Fastengruppen in den Gemeinden, weil die Leute gesagt haben, ich möchte das nicht alleine machen."

Was ist das genau?

Die Fastenmails beschäftigen sich mit dem jeweils für die Woche ausgesuchten Bibeltext und mit dem Motto der jeweiligen Woche und geben am Ende so eine klitzekleine Extraaufgabe mit. Eine Denkaufgabe, manchmal auch einen Impuls für diese Woche, mit dem man sich beschäftigen kann. Ansonsten bin ich auch aktiv in der digitalen Fastengruppe auf Facebook, die sich ja spätestens zu Corona Zeiten sehr bewährt hat. Es gab aber auch vorher schon sehr viele Fastengruppen in den Gemeinden, weil die Leute gesagt haben, ich möchte das nicht alleine machen, sondern ich möchte mich darüber austauschen, wie es so läuft und was ich so erlebe. Wir feiern dort einmal in der Woche eine digitale Andacht und am Freitag gibt es immer was Großes: Den Online-Bibliolog.

Was kann man sich darunter vorstellen?

Das ist eine spielerische Bibelauslegung, die man gemeinsam als Gruppe macht. Eine Art Rollenspiel, wo man in eine biblische Geschichte eintaucht. Da sind schon bis zu 250 Leute dabei gewesen. Wir sind dann aber in Kleingruppen gegangen.

"Es geht nicht darum, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten, die einem den Körper schwer machen."

Ein Mann mit Brille, er lächelt
Frank Muchlinsky ist Pastor und arbeitet bei evangelisch.de.

Bei 7 Wochen Ohne steht also nicht, wie viele vielleicht denken, der Verzicht im Vordergrund, oder?

Ja und nein. Es geht nicht darum, auf bestimmte Lebensmittel zu verzichten, die einem den Körper schwer machen, sondern es geht eher darum, auf bestimmte Verhaltensweisen zu verzichten, die einem das Leben insgesamt oder die Seele schwer machen. Deswegen auch das Motto dieses Jahr: Leuchten! Sieben Wochen ohne Verzagtheit, auf Verzagtheit zu verzichten ist das Ziel. Was natürlich nicht ganz einfach ist, denn was bedeutet das? Was heißt denn Verzagtheit?

Was würden Sie sagen?

Sieben Wochen lang das eigene Licht nicht unter den Scheffel stellen, wie Jesus das sagen würde. Es geht nicht um Selbstoptimierung. Es geht nicht darum, fitter oder besser zu werden, das wäre ja auch wahrlich in keiner Weise ein evangelisches Unterfangen. Das ist ja genau der Grund, warum Luther und Konsorten das Fasten nicht mochten, weil sie nicht wollten, dass man sich damit bei Gott einen besseren Platz im Himmel sichert. Es geht höchstens darum, dass es eine gute Sache ist und man dabei zu Sinnen kommt, und zur Besinnung. Und deswegen sollte man es gerne tun, aber nicht mit dem Ziel, hinten besser rauszukommen als man reingegangen ist.

Viele denken, dass Fasten hart und anstrengend sein muss. Sie rücken aber das Leichte, das Positive in den Vordergrund.

Das ist richtig. Es geht ganz konkret um Lebenshaltungen, die wir uns angewöhnt haben. Also eben zum Beispiel zu verzagen. Das ist so, wir leben in einer sehr verzagten Zeit und wir haben auch allen Grund dazu, uns Sorgen zu machen. Aber wir meinen oft, wir könnten ohnehin nicht viel tun und wir müssten alles nur ertragen. Und dagegen wendet sich die Aktion in diesem Jahr. Es ist selbstverständlich richtig, dass wir alleine nicht die Welt retten können. Aber das heißt ja nicht, dass wir deswegen verzagen und nichts mehr tun.

"Wer auf Fleisch verzichtet, tut auch etwas Gutes."

Also geht es auch darum, Gutes zu tun?

Natürlich. Das schließt sich ja gar nicht aus. Wer auf Fleisch verzichtet, tut auch etwas Gutes. Wer Verzicht leistet, verbraucht weniger und weniger verbrauchen ist erst mal gut.

Wer sieben Wochen lang kein Fleisch isst, verspürt danach ja oft eine gewisse Erleichterung. Wie ist das denn nach sieben Wochen geistigem Fasten?

Ich habe ja auch schon im herkömmlichen Sinne gefastet, also auf bestimmte Dinge verzichtet, auf Süßigkeiten, auf Alkohol, auf Tabak. Daher weiß ich, dass es wunderschön war, Ostern damit wieder anzufangen. Das ist bei diesem Motto-Fasten ein bisschen anders. Das hat mich schon sehr bewegt, danach kann ich auch sagen, jetzt habe ich einen Anschub bekommen und jetzt mache ich damit weiter. Jetzt will ich tatsächlich schauen, wie bleibe ich zuversichtlich angesichts all dem, was ich nicht verleugnen will um mich herum.

Ist Fasten in Gemeinschaft besser?

Natürlich ist es erstmal eine Sache, die jede Person mit sich selber abmachen muss. Es gibt ja auch Leute, die sagen: Ich möchte das nutzen, um mir das Rauchen abzugewöhnen oder um endlich vegetarisch zu leben. Aber auch das muss man nicht alleine machen, sondern es ist klasse, dass viele Leute das zur gleichen Zeit machen. Das ist das Schöne an dieser Aktion und an diesen sieben Wochen vor Ostern, sodass ganz viele Leute sich auf den Weg machen und sagen: Ich möchte auf etwas verzichten. Und da kann man sich gegenseitig unterstützen, indem man sich erzählt, wie, wie schwer das manchmal fällt oder wie was für Erfolge man spürt.

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