Breslau 2018 - Das Viertel der gegenseitigen Achtung

Sommer 2018 in Breslau. Wir, eine kleine Studiengruppe aus Erlangen, sind unterwegs, Breslau zu erkunden. Die Sonne wärmt. Menschen kaufen ein, sitzen bei einem Kaffee oder Bier in der Fußgängerzone und reden, irgendwo dazwischen, bei einem Brunnen ein Kindertheater. Die alten Kirchen werden besucht und bestaunt. Und wir kommen in eine Gegend, die heißt: Das Stadtviertel der gegenseitigen Achtung. Hier finden sich in enger Nachbarschaft drei Kirchen, eine evangelische, eine römisch-katholische und eine orthodoxe Kirche und die Synagoge zum Weißen Storch. Und gute Nachbarschaft wird auch geübt.

Das begann in den 90-Jahren, also nach der Wende. Zunächst nahm man sich gegenseitig wahr: Man sah die anderen auf ihrem Weg etwa zum Gottesdienst, fragte nach, welche Feste sie feiern, entdeckte das Gemeindeleben der anderen – und man begann, sich zusammenzusetzen, auszutauschen. Gemeinsame Feste verbinden nun ebenso wie die gemeinsame sozial-diakonische Arbeit für die Stadt. Gegenseitige Achtung, sagt Janusz Witt, Jahrgang 1934, einer der Verantwortlichen, gegenseitige Achtung ist das Schlüsselwort. Jede Gemeinde ist anders, aber man sieht sich, nimmt sich wahr, achtet aufeinander, achtet die Traditionen der anderen. Und so wächst die Gemeinsamkeit.

Selbstverständlich ist dies nicht. Eigentlich spricht die Geschichte dieser Stadt eine andere Sprache. Breslau erlebte und ertrug in seiner Geschichte wechselnde Herrscherhäuser: Böhmen und Ungarn, die Habsburger und die Hohenzollern und dann das Deutsche Reich. Dann kamen die Nazis. In der Reichspogromnacht 1938, vor knapp achtzig Jahren, wurde die neue Synagoge verbrannt, 2000 jüdische Bürger in Schutzhaft genommen und in Konzentrationslager verschleppt – das war der Beginn der Deportationen. Hitler erklärte Breslau zur Festung gegen die anrückende Rote Armee. 75% der Gesamtbevölkerung flohen.

Kann eigentlich unter der Last der Geschichte überhaupt noch so etwas wie Gemeinschaft oder Gemeinschaftssinn entstehen? Kann es ein Miteinander geben von Juden und Christen, von Polen verschiedener Herkunft, in einem Polen, das in der Geschichte immer geteilt war?

Wir fahren nach Kreisau in der Nähe von Breslau. Dieser Ort erinnert zunächst an das andere Deutschland, an das Deutschland des Widerstands gegen den Nationalsozialismus. Hier wurde im Kreisauer Kreis das Attentat auf Hitler geplant, das scheiterte. Die Verantwortlichen wie Moltke, York, Pater Delp und andere wurden zum Tode verurteilt, andere ins Gefängnis gesteckt. Heute findet sich hier die Ausstellung "Mut und Versöhnung", die hineinführt in die deutsch-polnische Geschichte und die aufblitzen lässt, was versöhnt, was zusammenführt, die versöhnenden Briefe zwischen der deutschen und der polnischen Bischofskonferenz, der Kniefall des damaligen Bundeskanzlers Willy Brandt in Warschau 1970, die Versöhnungsmesse November 1989 in Kreisau, an der Tadeusz Mazowiecki, der erste nichtkommunistische Ministerpräsident Polens, und Helmut Kohl, Bundeskanzler des sich wiedervereinigenden Deutschlands teilnahmen.

Wie war das möglich? Wie konnte aus einem Gegeneinander ein Miteinander werden? Wie konnten die Verletzungen nein, nicht geheilt, so schnell heilen tiefe Wunden nicht, wie konnten sie verbunden werden? Wie konnten die Blockaden, die Lähmungen aufgehoben werden? Was hat die Kraft gegeben, nach Vernichtung und Vertreibung wieder aufzustehen und weiter zu gehen? Was hat den Mut gegeben, wieder aufeinander zuzugehen? Und was macht zuversichtlich, dass die gegenseitige Achtsamkeit nicht wieder umschlägt in neue Verachtung dem anderen gegenüber? Und was ist dabei unsere Aufgabe? Wir sind ja nicht nur Touristen auf der Durchreise, Beobachter in schönen Sommertagen. Aber es liegt was in der Luft. Es kommen andere Tage. Gewitterwolken am Horizont werden sichtbar.

Jerusalem um das Jahr 40 – und der Moment der gegenseitigen Achtung

Machen wir einen Wechsel, einen Wechsel des Ortes und der Zeiten. Wir gehen nach Jerusalem, etwa ins das Jahr 40 nach Jesu Geburt, einige Jahre nach seinem Tod und wie manche behaupten: nach seiner Auferstehung. Es ist ein schöner Sommertag, Jerusalem ist
eine lebendige, eine pulsierende Stadt. Freilich: es gibt auch Spannungen. Das Land ist besetzt, der Widerstand gegen die römische Besatzung bedeutet Gefahr, Kriegsgefahr. Doch es gibt Stabilität, einen Ort der Gewissheit, der Ordnung, ein Ort der Gegenwart des guten Gottes. Der Tempel. Und es gibt Gottesdienste. Menschen gehen zu Gottesdiensten, suchen dort ihren Frieden. Viel Volk also ist unterwegs. Und dann, mitten im Trubel, entspinnt sich folgende Geschichte, sie steht in der Apostelgeschichte.

Petrus aber und Johannes gingen hinauf in den Tempel um die neunte Stunde, zur Gebetszeit. Und es wurde ein Mann herbeigetragen, der war gelähmt von Mutterleibe an; den setzte man täglich vor das Tor des Tempels, das da heißt das Schöne, damit er um Almosen bettelte bei denen, die in den Tempel gingen. Als er nun Petrus und Johannes sah, wie sie in den Tempel hineingehen wollten, bat er um ein Almosen. Petrus aber blickte ihn an mit Johannes und sprach: Sieh uns an!  Und er sah sie an und wartete darauf, dass er etwas von ihnen empfinge. Petrus aber sprach: Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher! Und er ergriff ihn bei der rechten Hand und richtete ihn auf. Sogleich wurden seine Füße und Knöchel fest, er sprang auf, konnte stehen und gehen und ging mit ihnen in den Tempel, lief und sprang umher und lobte Gott. Und es sah ihn alles Volk umhergehen und Gott loben. Sie erkannten ihn auch, dass er es war, der vor dem Schönen Tor des Tempels gesessen und um Almosen gebettelt hatte; und Verwunderung und Entsetzen erfüllte sie über das, was ihm widerfahren war. (Apg 3, 1 – 10)

Es ist eine seltsame Geschichte. Im Zentrum zunächst Petrus und Johannes, sie gehören einer kleinen Gruppe an, die Jesu Tod erleben mussten und neuen Mut bekommen haben, weil er auferstanden ist, vom Tod in ein neues Leben. Doch das neue Leben geht in alten Bahnen, geht auf vertrauten Wegen: es geht wie seit alters her weiter, jeden Tag und zu Festtagen in die Gottesdienste. Ja, die alte Ordnung, sie ist lebendig. Dazu gehört auch die Grenzziehung: Aussätzige, gesellschaftliche, religiöse, solche, die nicht ins Bild passen und nicht dazugehören – die kommen natürlich nicht ins Allerheiligste, nicht in Gottes Nähe. Sie stören die heilige Ruhe, den Frieden mit Gott. Störfälle müssen draußen bleiben, draußen vor der Tür. Einer dieser Störer der göttlichen Ordnung nach menschlichen Maßstäben ist ein Gelähmter. Gelähmt geboren, das ist eine Last für die Gemeinschaft. Gelähmt geboren, da muss doch ein Vergehen im Spiel gewesen sein, eine versteckte Sünde, das wird schon seinen Grund haben, dass der da gelähmt ist, da liegt ein Fluch auf dem Leben. Man trägt die Last, jeden Tag wird der Gelähmte vom Wohnhaus durch die Stadt getragen, bleibt draußen vor den Toren. Und dort bekommt er auch, was ihm wohl trotz allem irgendwie zusteht: ein Almosen, Barmherzigkeitsreste, damit er überleben kann. Das ist die Ordnung, das ist in Ordnung so. Daran haben sich alle gewöhnt, damit können alle leben. Und deswegen spricht der Bettler die Gottesdienstbesucher an, Petrus und Johannes. Bitte eine milde Gabe, bitte, ihr gläubigen Menschen, um Gottes Willen, ein paar Lepta, ein paar Groschen.

Doch jetzt geraten die alten Regeln für einen Augenblick und durch einen Augenblick ins Wanken. Für einen Moment blitzt etwas auf: Sie sehen sich an, Petrus und der Bettler, nicht mehr Kranker und Gönner, nicht mehr Sünder und Gottesfürchtiger, sondern von Mensch zu Mensch, auf Augenhöhe. Was sieht Petrus in diesem Bettler? Was geht in ihm vor? Das bleibt offen. Was geht im Bettler vor? Er sieht Petrus und Johannes und es steigt die Hoffnung auf Almosen, vielleicht sogar mehr als üblich. Und dann die Enttäuschung, die Verwirrung. Petrus sagt: Silber und Gold habe ich nicht. Was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher! Die Enttäuschung: Es gibt kein Geld, kein Almosen, nichts. Enttäuscht ist der Bettler, muss enttäuscht sein. Enttäuscht vielleicht auch Petrus. Er hätte ja gerne gegeben, das gehört sich. Aber diese Gruppe der Christen, die haben gerade ihren Besitz aufgegeben, alles hergegeben, leben selber von dem, was ihnen gegeben wird. Ein Stück Ohnmacht macht sich breit. Und dann kommt der gewaltige, der verrückte Satz: Steh auf und geh umher. Petrus ist in seiner Not nichts anderes, nichts Besseres eingefallen. Vielleicht ist ihm erst in diesem Moment eingefallen, woher er kommt. Aus einer Geschichte, die stärker ist als der Tod, aus einer Geschichte, in der die Fallstricke von Schuld und wieder Schuld zerrissen sind, aus einer Geschichte, in der Liebe die Blockaden und Lähmungen löst. Und damit hat er noch etwas anderes gesehen: eben nicht nur einen Bettler, der ein Recht auf Almosen hat, sondern einen Menschen, der wahrgenommen werden will, beachtet und geachtet werden will, einer, der dazu gehören will, zu den anderen und zu Gott. Einer, der sich sehnt, nach Gerechtigkeit und Gesundheit. In diesem Moment sind beide überrascht. Hat Petrus den Mund zu voll genommen? Und Petrus streckt die Hand aus, der Bettler ergreift die Hand. Und Füße und Knöchel werden fest. Er kann gehen, springen, ein Wunder des Gehens nach dem ersten Wunder des Ansehens. Es war dieser Augenblick, der die alten Regeln, die nicht helfen, bröckelten. Die alte Ordnung, gibt keinen Halt mehr. Aber es gibt eine neue Ordnung, die gibt Halt: der Blick und die hilfreiche Hand und der Mann kann gehen. Er bekommt wieder festen Boden unter die Füße.

Der Augenblick der gegenseitigen Achtung - ich denke, das ist der Schlüssel zum neuen Leben, das hebt alte Regeln von Krankheit und Sünde auf, das löst Lähmungen und Blockaden, das verbindet Menschen und das führt gemeinsam zu Gott, zum Ort des Friedens. Gemeinsam entdecken Menschen dabei etwas, das mehr ist, als sie bisher geglaubt haben: Gottes heilende Gegenwart.

Wenn die Seele fliegen lernt

Haben Sie die Melodie erkannt? Sie ist der Soundtrack zum Film "Ziemlich beste Freunde" – mit dem Untertitel: "Die Unberührbaren". Dieser Film, eine Filmkomödie aus dem Jahr 2011 ist ein Millionenerfolg geworden, obwohl er etwas aufgreift, was schmerzt, belastet. Er geht auf eine wahre Geschichte zurück. Ich erzähle sie kurz in der Version des Films: Der vermögende Philippe ist beim Paragliding gestürzt und ist seither vom dritten Halswirbel abwärts gelähmt. So sucht er eine Pflegekraft. Und Driss stellt sich bei ihm vor. Der hat gerade eine sechsmonatige Haft abgesessen hat – Raubüberfall. Er bewirbt sich, weil das zu seinen Auflagen gehört, aber will eigentlich nur eine Unterschrift und wieder gehen. Driss kennt keine Scheu, auch kein falsches Mitleid. Das imponiert wiederum Philippe. So beginnt die ungewöhnliche Geschichte, in der aus einem Pfleger aus Not und einem Gelähmten in Not ziemlich beste Freunde werden. Aber es ist eine Freundschaft, die nicht nur aus Not, sondern auch aus Mut geboren wurde – Mut des schwarzen Driss, sich einzulassen auf die anstrengende Pflege eines weißen Reichen, Mut, sich nicht abhalten zu lassen von Krankheit und Elend im Rollstuhl und den Menschen darin zu sehen. Und es ist der Mut von Philippe, sich einzulassen auf einen Kleinkriminellen, sein Leben einem anderen anzuvertrauen, den er nicht einmal gut kennt. Sie achten einander und achten aufeinander, jeder mit seinen Gaben. Und das lässt die Grenzen fallen, die Lähmungen schwinden. Die Unberührbaren, die vorher nie in Kontakt gekommen wären, erleben verrückte Geschichten: Verfolgungsjagd mit der Polizei, ein gemeinsamer Flug im Paraglider. Nein, der gelähmte Philippe wird nicht geheilt, er bleibt körperlich gelähmt. Ein Happyend à la Hollwood gibt es nicht. Aber etwas verändert sich: im Laufe einer turbulenten Geschichte wachsen der Seele Flügel. Und das geht über auf das Publikum. Wer zusieht, sieht nicht nur Elend und Not, eingepackt in eine schöne Geschichte mit viel Komik und Turbulenzen – er sieht tiefer, kann sehen, was in Menschen und zwischen Menschen möglich ist und kann selber spüren, dass der eigenen Seele dabei Flügel wachsen.

Steh auf und geh – steh auf und geh und fliege, das ist die Geschichte der ziemlich besten Freunde. Und sie beginnt im Moment der gegenseitigen Achtsamkeit. So schön sie auch sein mag: bleibt sie nicht weit hinter dem zurück, was Petrus dem Gelähmten zusagt und was dieser dann erlebt: dass er wirklich aufstehen kann, wirklich laufen kann? Ja, ja sicherlich und doch auch nein. Was hätte der Bettler gewonnen, wenn er einfach wie durch ein Wunder geheilt worden wäre? Da war doch noch anderes wichtig und das gehörte zur Wundergeschichte dazu: Der Augenblick des Sehens, das Ansehen und die Achtsamkeit, es gehört dazu, dass Petrus die Hand hinstreckt und der andere sie ergreift. Es gehört dazu, dass sie gemeinsam ihren Weg gehen, in den Tempel hinein und dort ihren Frieden finden vor und mit Gott. Es gehört dazu, dass die alten Regeln, die keinen Halt mehr geben durch neue ersetzt werden, die Halt geben, die Regeln der Achtsamkeit. Auf sie können sie sich verlassen, Petrus und der Gelähmte, Driss und Philippe und wir. Wir auch, wenn wir uns darauf einlassen.

Dann ist auch ein Weg, mein Weg in die Zukunft möglich, weil die Knöchel hart geworden sind und die Seele Flügel bekommen hat. Dann ist auch ein Freudensprung im Tempel möglich. Dann ist auch ein Springen und Tanzen in der Nacht möglich, in der Nacht, wo eigentlich alles dunkel ist. Dann gibt es immer noch jemanden, der Acht gibt auf uns, der auf uns achtet – oder schöner formuliert: Er ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tags die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts"…. Davon singt Cat Stevens oder Yusuf Islam, wie er heute heißt. Moonshadow heißt sein Lied. Er singt vom Mondschein, der die Nacht hell macht und den Menschen springen lässt, auch wenn die Kräfte langsam verschwinden.

Gebt Acht!

Kehren wir zurück, aus Breslau 2018, aus Jerusalem im Jahre 40, vom Kinofilm aus dem Jahr 2011 und kommen wir in unsere Tage, kommen wir auf den Punkt. Für mich ist der springende Punkt die Achtsamkeit, die gegenseitige Achtung und ich höre darin auch den Aufruf: Gebt Acht! Passt auf!

Passt auf, denn die schönen Tage des Sommers, die leichte Zeit der Filmkomödien, könnte vorbei sein. Am Horizont sind dunkle Wolken sichtbar. Lähmendes wächst, die Blockaden werden größer. Von Brüssel bis Bayern werden die Grenzen dichter. Von Polen bis in die Türkei sucht man sein Heil und seine Heilung wieder in alten Ordnungen – der Nation, von Recht und Gesetz, durch Zugriff und Durchgriff. Der Bettler werden mehr, weil die Schere zwischen arm und reich immer größer werden. Wer draußen ist, bleibt draußen. Wir wollen den Flüchtlingen lieber erst gar nicht in die Augen sehen, das könnte uns verunsichern. Deswegen reden wir lieber von starkem Grenzschutz. Lahm werden die Beine – man geht nicht mehr aufeinander zu, höchstens marschiert man noch gegeneinander. Lahm wird das Sprachzentrum im Hirn: es kommen nur noch Parolen, aggressives Wortgestammel heraus. Sprachsklerose ergreift unsere Rede.

Ich zumindest sehe diese Gefahren und spüre sie – ich spüre sie, weil ich selber im Kreis mich drehe, wenn ich davon anfange zu erzählen. Wo ist die Sprache, die Idee, die Neues verspricht, Neues eröffnet? Sie beginnt wohl damit, dass wir achtgeben auf die alten Hoffnungsgeschichten, von Petrus und dem Gelähmten, von Driss und Philippe und von den Menschen im Viertel der Achtsamkeit in Breslau. Gebt Acht auf diese Geschichten, hütet sie wie einen Schatz. Es sind Eure Geschichten, unsere Geschichten.

Und wir kommen darin vor. Vielleicht sollte, ja müsste ich Petrus sein, der kein Geld hat, aber den Mund voll nimmt, weil sein Herz voll ist. Bin ich als Vertreter der Kirche, sind wir als Kirche eine solche Petrusgestalt? Sind wir nicht genau das Gegenteil davon: wir haben immer noch Geld, aber immer weniger Mut. Wir haben immer weniger Mut, aufzustehen, aufzubrechen, weil wir noch Geld und Immobilien haben. Oder ist Petrus für uns heute eine oder gar zwei Nummern zu groß. Vielleicht sind wir auch eher der andere, der Gelähmte, der Bettler. Das hatte schon Luther gesagt, kurz bevor er starb: Wir sind Bettler, das ist wahr.

Dann müssen wir aber auch Bettler werden. Bitten. Und um was? Bitten um Geld und Gold, um Wohlstand und Wohlergehen? Das ist, was wir vielleicht wollen, aber nicht das, was wir wirklich brauchen. Was wir wirklich brauchen, zum Leben und vom Leben, das erfahren wir erst, wenn uns jemand ansieht, wenn uns jemand ins Herz sieht, wenn uns dabei das Herz aufgeht. Wenn Gott kommt und sagt: steh auf und geh.. Dann bekommen wir mehr und anderes als wir uns gewünscht haben. Dann bekommen wir, was wir wirklich brauchen. Also: Sage heute nicht: ach schön wär´s, sondern mach dich auf, von innen her, und geh mutig weiter.