"Wir haben auch in diesem Jahr wieder viel geochst und manche Eselei begangen. Wir haben so manches durchgekaut und das eine oder andere fallen lassen" - zwei Sätze aus einer Adventsandacht des Theologen Günter Breitenbach, in dem es um den Ochs und den Esel geht.
Zum lieben Vieh, speziell zu den Eseln, hat der ehemalige Vorstandvorsitzende der Rummelsberger Diakonie einen guten Draht. Früher leitete er ein Sozialunternehmen bei Nürnberg mit über 5.000 Beschäftigten. Im Ruhestand hat er einen Esel in sein Leben gelassen. Sein erster Esel Fred - "ein Schlitzohr vor dem Herrn" - ist gestorben. Nun ist Waltraud aus Irland zu Günter Breitenbachs Eseldame geworden - ein mittelgroßes Tier, weiß mit schwarzen Flecken.
Eselin Waltraud ist ein gelassener Typ
Die Vorgeschichte der Eselin kennt Breitenbach nicht, aber seit einem halben Jahr sind er und sie dabei, sich kennenzulernen, sagt er. "Sie ist in sich ruhend", beschreibt der Eselbesitzer, der selbst ein gelassener Typ ist, Waltrauds Wesen. Kinder dürfen auf ihr reiten, derzeit lernt sie einen Karren zu ziehen und soll ein Fahr-Esel werden.
Waltraud steht auf einer Koppel zwischen Altdorf und Neumarkt. Dort besucht ihr 69-jähriger Besitzer sie mehrmals in der Woche, gibt ihr Stroh, fährt Mist, spricht mit dem Tier oder geht mit ihm spazieren. Auch die anderen Esel der Koppelgemeinschaft kommen in den Genuss von Tierpflegediensten und Streicheleinheiten des Theologen. Die Koppel wird von mehreren Eselhaltern gemeinsam betrieben, die sich nach Dienstplan abwechseln. Ihre Tiere heißen Magdalena, eine 29-jährige Eseldame, Iario, Luna und Lotte, "das ist die Schlauste".
Esel sind vorsichtige Tiere
Breitenbach hatte in seiner Jugend im Spessart schon Umgang mit Tieren, vor allem mit Pferden. In seiner Zeit als Dekan in Würzburg hat er Ziegen im Pfarrgarten in der Innenstadt gehalten. In den vergangenen drei Jahren lernte er viel über Esel. Sie kommen aus den Halbwüsten und den Gebirgen des Vorderen Orients und Nordafrikas, erklärt er.
"Sie sind deshalb Tiere, die sehr vorsichtig einen Schritt vor den anderen setzen, damit sie nicht stürzen; die stehen bleiben, wenn etwas gefährlich ist, und nachdenken".
Dem Theologen gefällt der Charakter der Tiere, die nicht spontan, sondern überlegt handelten. Pferde schauten in die Ferne und gingen auch mal durch. Sie seien leichter bereit, einem Herrn zu gehorchen. Esel dagegen "muss man immer überzeugen, dass das, was man sich selbst gedacht hat, auch sinnvoll ist. Dann geht der Esel mit".
Auch in seiner Adventsandacht über die Krippe befasst sich der frühere Diakoniechef mit dem Wesen des Esels. Der legt ja laut Neuem Testament den unwegsamen Weg zwischen Galiläa und Bethlehem zuverlässig zurück und trägt dabei die schwangere Maria samt Reisegepäck.
Esel wird in der Bibel gar nicht so oft erwähnt
Aber eigentlich, so stellt der Pfarrer fest, wird der Esel in der Bibel gar nicht so häufig erwähnt. Er dient Jesus am Palmsonntag als Reittier und im Alten Testament lobt ihn und den Ochsen der Prophet Jesaja: "Ochs und Esel kennen ihren Herrn", heißt es an der Stelle. Und genau dieser Vers hat wohl dazu beigetragen, dass es die beiden Viecher in die Krippendarstellungen geschafft haben, vermutet Breitenbach. Seit früher Christenheit seien die beiden auf den Bildern von der Geburt Christi im Stall zu finden.
Familie Breitenbach begibt sich am Heiligen Abend zum Feiern der Geburt Christi zu Waltraud auf die Koppel. Der Gang zu den Eseln hat seit der Corona-Zeit eine kleine Tradition, erzählt Günter Breitenbach in festen Stiefeln, Arbeitshose und Fließjacke. Er geht noch einmal zum Unterstand der Tiere, um mit der Schaufel einen Haufen zu entfernen, den ein Esel dort hinterlassen hat. Lächelnd beschreibt er seinen Ruhestand in Gesellschaft der Tiere:
"Dafür sorgen, dass alle was zu essen haben, Mist wegmachen, loben, streicheln, das ist alles geblieben, wie es vorher war."
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