Die Diakonie Oberland hat ein neues Projekt ins Leben gerufen, um Menschen, die von der Hochwasser-Katastrophe 2021 in Nordrhein-Westfalen betroffen waren, zu helfen: "Habt's ihr no a Platzerl frei - eine Auszeit für Flutbetroffene". Gastfamilien aus der Region Weilheim in Oberbayern nehmen Familien aus NRW für eine Woche bei sich auf. Patricia von Tauffkirchen von der Diakonie Oberland koordiniert das Projekt und erzählt im Gespräch mit dem Sonntagsblatt, wie sie auf die Idee gekommen ist und warum sie eine Verschnaufpause vom "Katastrophenmodus" für wichtig hält.

Frau von Tauffkirchen, die Diakonie Oberland will Betroffene der Flut von 2021 aus NRW für eine Auszeit nach Oberbayern einladen. Wie kam es zu der Idee?

Patricia von Tauffkirchen: Ich habe Freunde, die nur wenige Kilometer von Euskirchen entfernt leben und die die Katastrophe miterlebt haben. Als sie bei uns zu Besuch waren, haben sie oft einfach nur glücklich in die Gegend geschaut und die Ruhe genossen. Endlich waren sie nicht jedes Mal, wenn sie vor die Tür gingen, mit der Hochwasser-Katastrophe konfrontiert. Da habe ich gedacht: Das ist es! Eine Auszeit haben bestimmt auch andere Betroffene der Flut nötig. Und wir wollen ein Zeichen gegen das Vergessen setzen. Die Katastrophe ist noch nicht einmal ein Jahr her. Aber so ganz auf dem Schirm haben die Menschen sie irgendwie nicht mehr.

"Es geht darum, dass die Menschen eine Verschnaufpause bekommen und nicht die ganze Zeit mit der Flutkatastrophe konfrontiert sind."

Wie genau läuft das Projekt ab?

von Tauffkirchen: Unser Projekt "Habt's ihr no a Platzerl frei - eine Auszeit für Flutbetroffene" in Kooperation mit der Diakonie Euskirchen soll zwei Jahre laufen. Wir haben bereits vier Gastfamilien, die jeweils eine Familie aus Euskirchen aufnehmen würden. Sei es in einer Ferienwohnung oder in Gästezimmern. Wir suchen natürlich noch weiter nach Gastfamilien, vor allem aber suchen wir auch noch weitere Ehrenamtliche, die mit den Familien aus NRW Ausflüge machen oder gemeinsam Essen gehen, wenn sie das möchten. Bei uns gibt es ja viel sehen, zum Beispiel befinden sich der Ammer- oder der Starnberger See gleich ums Eck. Es geht darum, dass die Menschen eine Verschnaufpause bekommen und nicht die ganze Zeit mit der Flutkatastrophe konfrontiert sind.

Derzeit werden ja auch viele Privatunterkünfte für Geflüchtete aus der Ukraine gesucht. Bereitet Ihnen das Schwierigkeiten auf der Suche nach Gastfamilien?

von Tauffkirchen: Nein. Denn wir suchen für unser Projekt ja Gastgeberfamilien, die Menschen aus NRW für nur eine Woche unterbringen. Das ist ein überschaubarer Zeitrahmen, der auch niemanden überfordert. Für Geflüchtete aus der Ukraine wäre ein einwöchige Unterbringung natürlich viel zu kurz. Von daher entsteht da keine "Konkurrenz".

Patricia von Tauffkirchen
Patricia von Tauffkirchen von der Diakonie Oberland koordiniert das Projekt "Habt's ihr no a Platzerl frei - eine Auszeit für Flutbetroffene".