Worüber Bedford-Strohm beim letzten Bischofsgespräch sprach

Montag, 29. Mai 2023, 14.10 Uhr: Wenn der Landesbischof beim Kirchentag auf dem Hesselberg zum Bischofsgespräch in der Mittagspause einlädt, wird es spannend: Auch heuer war es wieder ein bunter Themenmix, auf den Bedford-Strohm spontan einging - zum letzten Mal in seiner Amtszeit.

Bedford-Strohm ist ein Vertreter der öffentlichen Theologie - also einer Kirche, die sich im Dialog mit der gesamten Gesellschaft befindet und christliche Werte aktiv in die Debatten einbringt. Dazu gehört vor allem auch, sich den Fragen und der Kritik aus der Gesellschaft zu stellen. Dafür hat Landesbischof Bedford-Strohm beim Kirchentag auf dem mittelfränkischen Hesselberg schon kurz nach seinem Amtsantritt ein neues Format ins Leben gerufen: Das "Bischofsgespräch" in der Mittagspause. 30 Minuten können die Gäste das fragen, was sie schon immer vom Bischof wissen wollten - und der antwortet; mal ernst, mal witzig, aber immer direkt.

So ist es auch an diesem Pfingstmontag, dem letzten Bayerischen Kirchentag für Bedford-Strohm in seiner Amtszeit als Landesbischof. Er will zwar auch ohne Amt als Privatperson wiederkommen, hatte er bereits im Vorfeld angekündigt. Und sicher wird er auch dann von Menschen umringt. Das "offizielle" Bischofsgespräch am Kirchentagsmittag wird es aber zumindest mit ihm nicht mehr geben. Dass er sich heuer besonders auf diese Frage-Antwort-Runde gefreut hat, darf also angenommen werden. Zumindest wirkte er bestens gelaunt, obwohl ihm in der knappen Mittagspause nur die Zeit für eine Leberkässemmel auf die Hand geblieben war.

Thematisch war der Bischofstalk wieder ein buntes Potpourri: Es ging um die Anwesenheit von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) beim Kirchentag mitten im Landtagswahljahr (Bedford-Strohm: "Da ist mir die Partei egal, der Ministerpräsident vertritt alle Menschen in Bayern!"), um das Engagement der Kirche bei der Seenotrettung ("Es ist ein Skandal, dass die europäischen Staaten nach wie vor keine gemeinsame Seenotrettung im Mittelmeer betreiben."), um die Ökumene mit der katholischen Kirche oder auch um die Wertschätzung für die Landwirte ("Die Diskussionen bei dem Thema werden oft zu ideologisch geführt!").

Hesselberg
Landesbischof Bedford-Strohm (r.) am Sonntagsblatt-Stand mit Chefredakteur Helmut Frank.

Bedford-Strohm betont jüdische Wurzeln des christlichen Glaubens

Montag, 29. Mai 2023, 12.32 Uhr: Das Wetterglück war den Verantwortlichen am Pfingstmontag mal wieder hold: Weit mehr als 10.000 Menschen waren bei strahlendem Sonnenschein und mehr als 20 Grad auf den Hesselberg nach Westmittelfranken gekommen, um beim Bayerischen Evangelischen Kirchentag gemeinsam Gottesdienst zu feiern.

Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hielt dort zum letzten Mal in seiner Amtszeit die Predigt, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) würdigte den Theologen als jemanden, der die evangelische Kirche in Bayern und deutschlandweit "mit viel Prägekraft" durch eine Zeit mit vielen Krisen geführt habe.

In seiner Predigt betonte Bedford-Strohm die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens. Dass das Bibelwort "Das Heil kommt von den Juden!" auf dem Hesselberg verkündet wird, sei "ein besonders berührendes Beispiel dafür, wie etwas Neues wachsen kann, wenn wir wirklich auf Jesus hören". Er erinnerte an die Vergangenheit des Berges, der von 1933 bis 1939 vom NS-Regime als Schauplatz der "Frankentage" genutzt wurde. Anders als vor 90 Jahren, als mit Julius Streicher einer der übelsten Nazi-Propagandisten Hass und Hetze verbreitet habe, stehe der Hesselberg heute "für die Liebe Gottes gegenüber allen Menschen", sagte der Bischof.

Söder: Kirche soll "weiter wichtige Rolle für unser Land" spielen

Söder bedankte sich nach dem Gottesdienst in seinem Grußwort für den "wundervollen Gottesdienst". Er sagte, zwar befinde sich Kirche angesichts sinkender Mitgliederzahlen und der Debatte um die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in einer Krise. Dennoch wolle er nicht, dass die Kirche aus der Öffentlichkeit gedrängt werde:

"Ich will, dass Kirche weiter eine wichtige Rolle für unser Land spielt."

Dazu gab der Regierungschef der Kirche auch einen Rat einer seiner Tanten mit auf den Weg: "Wer jammert, der bekommt keinen Besuch." Er wünsche sich deshalb mehr Mut zu "mehr Mission, nicht nur in der Welt, sondern daheim, bei uns selbst".

Der Landesbischof und die Regionalbischöfin Gisela Bornowski mit weiteren Besucherinnen.
Einmal bitte lächeln fürs Foto.
Der Landesbischof am Sonntagsblatt-Stand, wie immer bestens gelaunt.
Sogar Starkicker Lionel Messi schaute vorbei.

Söder würdigt Bedford-Strohm als Landesbischof "mit viel Prägekraft"

Montag, 29. Mai 2023, 11.08 Uhr: Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat den bayerischen Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm gewürdigt: "Es ist ja so, wenn ein Bischof aus dem Amt scheidet, scheidet er ja nicht aus der Welt, gerade in der evangelischen Kirche nicht", sagte Söder am Pfingstmontag am Rande des Bayerischen Evangelischen Kirchentages auf dem Hesselberg dem Sonntagblatt: "Und deswegen glaube ich, bleibt man einfach verbunden." Bedford-Strohm hatte beim Kirchentag am Montag zum letzten Mal in seiner Funktion als Landesbischof gepredigt, er scheidet Ende Oktober nach zwölf Jahren aus dem Amt.

Söder sagte, Bedford-Strohms Amtszeit sei eine "spannende und herausfordernde Zeit gewesen", er habe die evangelische Kirche "mit viel Prägekraft" durch diese schwere Zeit geführt. "Er war ja auch Bundesbischof", sagte Söder in Anspielung auf Bedford-Strohms Amtszeit als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von 2014 bis 2021.

"Ich bin mir sicher, wenn man ihn fragt, war am Ende Landesbischof doch das schönere Amt", sagte Söder: "Weil für Bayern da zu sein, ist einfach immer noch schöner."

Er habe immer gerne und gut mit ihm zusammengearbeitet, erläuterte Söder: "Deswegen herzlichen Dank dafür."

Söder sagte, er freue sich zwar auch schon auf den großen Deutschen Evangelischen Kirchentag, der in rund eineinhalb Wochen am 7. Juni in Nürnberg beginnt und bis 11. Juni dauert. Dennoch sei ihm der Bayerische Evangelische Kirchentag am Hesselberg "noch ein bisschen lieber", weil er sich diesem "noch näher fühle". CSU-Politiker Söder ist bekennender evangelischer Christ und saß als berufenes Mitglied auch mehrere Jahre in der Landessynode, dem Kirchenparlament der mehr als 2,1 Millionen evangelischen Christen in Bayern. Er schied im Jahr 2018 nach seiner Wahl zum Ministerpräsidenten auf eigenen Wunsch aus der Synode aus.

Söder: Freistaat will Hesselberg-Denkmallandschaft mit finanzieren

Montag, 29. Mai 2023, 11.05 Uhr: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat für die geplante Denkmallandschaft am Hesselberg finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt. Auf die Frage, ob sich der Staat an der Finanzierung des Projekts beteiligen werde, sagte Söder dem Sonntagsblatt am Pfingstmontag kurz vor Beginn des Bayerischen Evangelischen Kirchentages auf dem mittelfränkischen Hesselberg: "Ja, das ist sehr gut möglich, der Freistaat kann sich das sehr gut vorstellen." Die vorgelegten Konzepte sähen gut aus, daher "würden wir da gerne mitmachen und mithelfen, weil es doch ein wichtiges Projekt wäre", sagte Söder.

Die geplante Denkmallandschaft soll die wechselvolle und teilweise dunkle Geschichte des mit 689 Meter höchsten Berg Mittelfrankens aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten. Die NS-Zeit, in der von 1933 bis 1939 jeden Juni die propagandistischen "Frankentage" bis zu 100.000 Menschen angezogen haben, werde zwar im Zentrum stehen. Darüber hinaus aber auch der uralte Kulturplatz, der zu allen Zeiten auf die Leute Faszination ausgeübt hat, und das Nachkriegs-Engagement der bayerischen evangelischen Landeskirche, die 1951 die Landvolkshochschule mit dem Leitsatz "Kein Bauer wählt mehr braun" gegründet hatte.

Nach Sonntagsblatt-Informationen steht der Umsetzung der geplanten Denkmallandschaft inhaltlich nichts mehr im Weg - alleine die Finanzierung von rund 700.000 Euro war bislang unklar. Zur künftigen Denkmallandschaft sollen zunächst digital in der Landschaft an wichtigen historischen Orten Informationen über Denkmäler, historische Spuren und legendäre Orte zur Verfügung gestellt werden. Zweites Modul: Im Evangelischen Bildungszentrum EBZ soll eine Dauerausstellung entstehen, die unter anderem beschreibt, wie die Nazis den Ort für ihre Propaganda kaperten und wie der Berg nach dem Kriegsende "evangelisiert" wurde.

Bedford-Strohm: Hesselberg ist heute Zeichen gegen Hass und Hetze

Montag, 29. Mai 2023, 10.00 Uhr: Der bayerische Landesischof Heinrich Bedford-Strohm hat die jüdischen Wurzeln des christlichen Glaubens in seiner Predigt beim Bayerischen Evangelischen Kirchentag auf dem Hesselberg betont. Dass das Bibelwort "Das Heil kommt von den Juden!" auf dem Hesselberg verkündet wird, sei "ein besonders berührendes Beispiel dafür, wie etwas Neues wachsen kann, wenn wir wirklich auf Jesus hören", sagte Bedford-Strohm am Pfingstmontag. Er erinnerte an die dunkle Vergangenheit des Berges, als er von 1933 bis 1939 von den Nationalsozialisten als Schauplatz für ihre "Frankentage" genutzt wurde.

Anders als vor 90 Jahren, als mit Julius Streicher einer der übelsten Nazi-Propagandisten Hass und Hetze gegen die Juden und andere Menschen am Hesselberg verbreitet habe, stehe der Hesselberg heute "für die Liebe Gottes gegenüber allen Menschen", sagte Bedford-Strohm. Nach dem Ende des NS-Regimes errichtete die evangelische Landeskirche dort eine Landvolkshochschule, das heutige Evangelische Bildungszentrum (EBZ).

"Heute steht der Hesselberg für ein tief im christlichen Glauben verwurzeltes Engagement für Toleranz, Menschenwürde und Demokratie" sowie das "evangelische Engagement gegen Antisemitismus".

Der Hesselberg-Kirchentag passe für ihn gut zum "Kommunikationswunder" der Pfingstgeschichte, als plötzlich auch alle anderssprachigen Menschen die Jünger Jesu verstehen. "So habe ich diesen Kirchentag in all den Jahren meiner Bischofszeit erlebt", sagte Bedford-Strohm:

"So unterschiedliche Menschen kommen hierher", mit unterschiedlichen Lebensstilen, politischen Überzeugungen und "manchmal sprechen wir auch ganz schön unterschiedliche Sprachen", erläuterte der Landesbischof, der zum letzten Mal in seiner Amtszeit am Hesselberg predigte: "Trotzdem erfahren wir, wie wir in Christus alle miteinander verbunden sind."

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Auch Ministerpräsident Markus Söder ist bereits eingetroffen.
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Hesselberg: Die Anwesenden sind bereit für den Gottesdienst.
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"Glück ist, wenn die Tuba einsetzt".
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Der Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm im Interview.

Bestes Wetter: Letzte Vorbereitungen laufen

Montag, 29. Mai 2023, 09.15 Uhr: Es sind schon einige Menschen auf dem Gelände, während noch die letzten Vorbereitungen laufen. Unser Sonntagsblatt-Stand ist schon aufgebaut. Hier sehen Sie erste Eindrücke.

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Aufbauarbeiten beim Kirchentag 2023 auf dem Hesselberg.
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Hier wird gleich der Gottesdienst stattfinden.
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Die letzten Vorbereitungen laufen.
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Der Sonntagsblatt-Stand steht - besuchen Sie uns!
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Willkommen auf dem Hesselberg.

Bayerischer Kirchentag auf dem Hesselberg

Der Bayerische Kirchentag hat eine lange Geschichte: Pfingstmontag 1951 eröffnete der damalige bayerische Landesbischof Hans Meiser auf dem 689 Meter hohen Berg die Landvolkshochschule (heute: Evangelisches Bildungszentrum) – aus dieser Eröffnungsfeier entwickelte sich der Kirchentag. Die Besucher*innen kommen heute vor allem aus Mittelfranken und Württemberg.

Auf dem Berg liegt ein dunkler historischer Schatten: Von 1933 bis 1939 fanden dort die "Frankentage" des NS-Regimes mit bis zu 100.000 Zuhörern statt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Hesselberg bewusst zum Ort christlicher Bildung gemacht. Eine ausführliche Dokumentation der Geschichte gibt es hier.

Tausende Gäste zum Bayerischen Kirchentag auf dem Hesselberg erwartet

Montag, 29. Mai 2023, 09.00 Uhr: Am heutigen Pfingstmontag (29. Mai) werden wieder Tausende Menschen zum Bayerischen Evangelischen Kirchentag auf dem Hesselberg bei Gerolfingen erwartet. Der Kirchentag steht unter dem Motto "Neues wächst auf".

Die Predigt im Freiluft-Gottesdienst ab 10 Uhr hält der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm - zum letzten Mal in seiner Amtszeit, die im Herbst endet. Der Open-Air-Gottesdienst wird außerdem auf Youtube als Videostream übertragen.

Es werden auch mehrere prominente Gäste erwartet, etwa die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Regensburgerin Anna-Nicole Heinrich, sowie der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Der Bayerische Evangelische Kirchentag findet in diesem Jahr bereits zum 70. Mal statt. Der Hesselberg mit 689 Metern Höhe ist der höchste Berg in Mittelfranken.

Bedford-Strohm: Großer Hesselberg-Fan

Dienstag, 23. Mai 2023: Nur noch sechs Tage, dann werden wieder Tausende Christen zum evangelischen Bayerischen Kirchentag auf dem mittelfränkischen Hesselberg bei Gerolfingen erwartet. Auch der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm wird wieder wie gewohnt dabei sein - diesmal allerdings das letzte Mal in seiner Leitungsfunktion als Bischof. Im Gespräch mit dem Sonntagsblatt erklärt er, warum er ein Hesselberg-Fan ist – und sich auf eine Wiederkehr ohne Leitungsamt freut.

Hier das ganze Gespräch mit Heinrich Bedford-Strohm lesen

"Neues wächst auf": Bedford-Strohm predigt beim Hesselberg-Kirchentag

Donnerstag, 20. April 2023: Knapp eineinhalb Wochen vor dem 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag (DEKT) in Nürnberg (7. bis 10. Juni) findet am Pfingstmontag (29. Mai) der Bayerische Kirchentag auf dem Hesselberg bei Gerolfingen statt. Der Hesselberg-Kirchentag stehe unter dem Motto "Neues wächst auf" und schlage damit eine Brücke zum DEKT-Motto "Jetzt ist die Zeit", wie die Veranstalter am Mittwoch mitteilten. Man habe sich thematisch mit den DEKT-Organisatoren abgesprochen, erläuterte Diakon Matthias Hellmuth, einer der Organisatoren des größten regelmäßigen Christentreffens in Süddeutschland auf Anfrage.

Zum Hesselberg-Kirchentag wird wieder viel Prominenz erwartet: Bayerns Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm wird zum letzten Mal in seiner Ende Oktober 2023 endenden Amtszeit die Predigt im großen Freiluftgottesdienst vor Tausenden Menschen halten. Ebenfalls mit dabei ist die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Regensburgerin Anna-Nicole Heinrich, sowie die Direktorin von Mission EineWelt, Gabriele Hoerschelmann. Auch der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU), einst selbst berufenes Mitglied der bayerischen Landessynode, hat sein Kommen zugesagt.

Zum Rahmenprogramm des Bayerischen Kirchentags gehört wieder die Kirchennacht "Night of Spirit" am Vorabend (28. Mai). Ab 18.30 Uhr leitet Pfarrer Steve Kennedy Henkel durchs Programm, Musik kommt von der Band "Paradise Plain". Der Kinderkirchentag steht unter dem Motto "Da wächst was". Dort gibt es Livemusik mit Band sowie ein Zauberprogramm. Der Open-Air-Gottesdienst wird außerdem wieder per Social Media als Videostream übertragen, sagte Kirchentags-Koordinator Diakon Matthias Hellmuth. Neu dabei ist diesmal, dass auch die anschließenden Grußworte gestreamt werden.

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