Noch während der Gottesdienst läuft, reißt der graue Himmel auf und die Sonne scheint: Besser hätte es - auch wettermäßig - für den ersten bayerischen evangelischen Kirchentag auf dem Hesselberg nach zwei Jahren Pandemie-Zwangspause nicht laufen können.

Um die 7.500 Menschen sind am Pfingstmontag auf den Berg gekommen, um gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Doch nicht nur das: Der Kirchentag wird zum Fest des Glaubens und der Gemeinschaft: Die Menschen liegen auf der Wiese, suchen Gespräche an den Ständen, diskutieren mit dem Landesbischof.

Hesselberg

Bedford-Strohm läuft zur Hochform auf

An den Hesselberg-Kirchentagen läuft der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm schon fast traditionell zur Hochform auf. Er sucht dabei das Bad in der Menge - nicht nur im ersten Nach-Pandemie-Präsenz-Kirchentag. Bereits vor Jahren hat er das "Gespräch mit dem Landesbischof" in der Mittagspause ins Leben gerufen.

Er beantwortet geduldig alle möglichen Fragen der Gäste, etwa zur Kennzeichnungspflicht für gentechnisch veränderte Lebensmittel, zu einer theologisch korrekten Bezeichnung für den Heiligen Geist oder auch, wie man richtig mit Pandemien umgeht.

Kurz zuvor hatte sich Landesbischof Bedford-Strohm bei der Handy-Aktion des landeskirchlichen Partnerschaftszentrums mit alten Mobiltelefonen aufwiegen lassen. "Ich hab' noch schnell zu Mittag Leberkäse gegessen", witzelte der Landesbischof - und zum Aufwiegen auf einer großen Holzwaage hatte er selbst noch vier alte Handys mit dabei.

Insgesamt wurden an den Aktion-Sammelstellen rund 3.000 alte Handys gesammelt, aus denen nun wertvolle Metalle wiederverwertet werden können. Durch dieses Recycling würden Ressourcen geschont sowie Energie und Wasser gespart.

De Maizière: "Wunderbares Bild"

Nach zwei Jahren ohne Präsenz-Kirchentag auf dem Hesselberg - 2020 fiel er komplett aus, 2021 gab's eine digitale Variante - ist das Bedürfnis sowie die Sehnsucht der Menschen nach derartigen Großveranstaltungen groß.

Diesen Eindruck hat auch der frühere Bundesinnenminister Thomas de Maizière, Präsident des 38. Deutschen Evangelischen Kirchentags, der vom 7. bis 11. Juni 2023 in Nürnberg stattfinden wird: "Das war ein wunderbares Bild." Die Leitschnur für den DEKT2023 müsse sein: "Gemeinschaft bieten, Forum bieten, Fest für den Glauben bieten", so wie am Hesselberg.

Ministerpräsident Markus Söder neben dem Landesbischof auf dem Hesselberg

Söder hält mitreißendes und launiges Grußwort

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder hatte (CSU) zuvor ein geradezu mitreißendes und launiges Grußwort für einen Kirchentag gehalten. Der christliche Glaube sei "etwas Wunderbares". Leider werde er "häufig viel zu defensiv vertreten".

Man müsse den christlichen Glauben "wieder mutiger darstellen", auf das Positive verweisen. Für ihn sei der Kirchentag als evangelischer Christ "ganz wichtig" und er sei gerne dabei. Die Großveranstaltung sei ein "Bekenntnis für Kirche und Glauben", erläuterte der Regierungschef:

"Als evangelischer Franke passe ich hier auch gut her."

In seinem Grußwort ging Söder auch auf die massive öffentliche Kritik an den Kirchen ein. Die Missbrauchsfälle müssten ohne Wenn und Aber aufgeklärt werden. Aber es dürften in der Debatte nicht die unzähligen Haupt- und Ehrenamtlichen mit Straftätern in einen Topf geworden werden:

"Ohne Kirche wäre dieses Land ärmer."

Darüber hinaus sprach sich Söder klar gegen assistierten Suizid aus - und kündigte an, dass die Kreuze in Bayerns Amtsstuben hängen bleiben sollen. Vergangene Woche waren Klagen gegen Söders "Kreuzerlass" vorerst gescheitert.

Lange Geschichte

Der Kirchentag auf dem Hesselberg hat eine lange Geschichte: Pfingstmontag 1951 eröffnete der damalige bayerische Landesbischof Hans Meiser auf dem 689 Meter hohen Berg - und damit dem höchsten Mittelfrankens - die Landvolkshochschule (heute: Evangelisches Bildungszentrum), aus dieser Eröffnungsfeier entwickelte sich der bayerische evangelische Kirchentag.